Wenig passende Bewerber

Mit welchen Herausforderungen Ausbildungsbetriebe in Heidenheim zu kämpfen haben

Betriebe, die ausbilden wollen, haben oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Welche das sind, zweigt eine Analyse der IHK Ostwürttemberg.

Die IHK Ostwürttemberg hat bei einer bundesweiten Onlineumfrage zentrale Herausforderungen der dualen Ausbildung in der Region Ostwürttemberg identifiziert. Ein erschreckendes Ergebnis ist einer Pressemitteilung zufolge, dass mehr als die Hälfte der potenziellen Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Rund 55 Prozent der von regionalen Unternehmen angebotenen Ausbildungsplätze konnten im Jahr 2024 nicht besetzt werden. Der Hauptgrund: Es fehlte an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern. Viele Unternehmen gaben an, entweder gar keine oder keine passenden Bewerbungen erhalten zu haben. „Wir dürfen in unseren Anstrengungen nicht nachlassen, alle ausbildungsfähigen Jugendlichen mit einer Ausbildungsstelle zu versorgen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler in der Schlussphase des Ausbildungsjahres 2025.

Viele negative Erfahrungen

Die große Mehrheit der Unternehmen in Ostwürttemberg bildet aus: Knapp 90 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe engagieren sich in der dualen Ausbildung. Unternehmen, die aktuell nicht ausbilden, nannten Zeitmangel, fehlende Übernahmemöglichkeiten oder negative Erfahrungen mit früheren Auszubildenden als Gründe, um aktuell auf duale Ausbildungen zu verzichten. Laut der Umfrage lässt die Ausbildungsreife der Jugendlichen häufig zu wünschen übrig. 88 Prozent der Befragten stellten Defizite fest – besonders im schriftlichen und mündlichen Ausdruck sowie bei grundlegenden Rechenfähigkeiten. Auch mangelnde Belastbarkeit, Disziplin und Motivation wurden häufig als Defizite genannt.

Für das Ausbildungsjahr 2025 plant ein Großteil der Betriebe (57 Prozent), ein gleichbleibendes Angebot an Ausbildungsplätzen bereitzustellen. Dennoch beabsichtigen 30 Prozent, weniger Plätze anzubieten – vor allem aufgrund fehlender Bewerber oder wirtschaftlicher Unsicherheiten. 13 Prozent der Befragten wollen mehr Ausbildungsplätze anbieten. Begründet wird dies durch die zukünftig höhere Zahl von qualifizierten Arbeitnehmern. Viele dieser Unternehmen hatten zudem gute Bewerberinnen und Bewerber gehabt. Bei einigen Unternehmen seien neue Ausbildungsberufe hinzugekommen.

Hürden bei Azubis aus Drittstaaten

Beim Thema Ausbildung von Drittstaaten-Azubis zeigt sich Potenzial, aber auch erhebliche Hürden: 83 Prozent der Betriebe beklagen bürokratische Schwierigkeiten bei der Einstellung. Auf die Frage, ob schon einmal Auszubildende aus Drittstaaten ausgebildet wurden, beantworteten dies 28 Prozent mit Ja und 51 Prozent mit Nein. 17 Prozent gaben an, sich dies zukünftig vorstellen zu können.

Neben der schulischen Vorbereitung sehen viele Unternehmen auch Verbesserungsbedarf bei der Ausstattung und Praxisnähe der Berufsschulen. Die Wohnraumsituation dagegen stellt in Ostwürttemberg für die meisten Betriebe aktuell kein Besetzungshemmnis dar – dennoch wünschen sich rund 60 Prozent der Befragten gezielte Förderprogramme für bezahlbaren Azubi-Wohnraum. Etwa 73 Prozent der Befragten melden ihre offenen Ausbildungsplätze stets an die Agentur für Arbeit. Knapp 14 Prozent tun dies nie. 77 Prozent der Teilnehmenden antworteten, offene Ausbildungsplätze auch ohne die Arbeitsagenturen besetzen zu können.

„Die Ergebnisse machen deutlich, dass viele Betriebe bereit sind, in Ausbildung zu investieren – aber dafür auch bessere politische und strukturelle Rahmenbedingungen benötigen“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler. „Den größten Handlungsbedarf in unserer Region sehen wir aktuell in Schulen, Berufsschulen, bei der Fachkräftezuwanderung und im Matching zwischen Betrieben und jungen Menschen.“

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