Die inklusive Jugendhilfe kommt – aber langsam. Zwar soll das Jugendamt ab 2028 auch für junge Menschen mit Behinderung und die Eingliederungshilfe zuständig sein. Doch das dafür notwendige Bundesgesetz lässt auf sich warten. Der Bundesrat hat es bislang blockiert – wegen der fehlenden finanziellen Beteiligung des Bundes. Im Koalitionsvertrag ist das Ziel weiterhin verankert, eine konkrete Lösung steht aber aus. Sozialdezernent Matthias Schauz sagte zur geplanten Reform der Jugendhilfe: „Da sind wir auf Lauerstellung.“ Landrat Peter Polta ergänzte: „Wir sind gespannt, was davon tatsächlich in Gesetz gegossen wird.“
Im Landkreis ist Barbara Kunz bereits seit eineinhalb Jahren als Verfahrenslotsin im Einsatz. Ihre Aufgabe: Familien mit Kindern, die Anspruch auf Eingliederungshilfe haben, zu unterstützen. Denn: „Jugendhilfe muss schon jetzt inklusiv sein“, erläuterte sie den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses des Kreistags. Ziel ist es, Eltern frühzeitig durch das Unterstützungssystem zu lotsen – und damit das Kindeswohl dauerhaft zu sichern.
Für diese Altersgruppe gibt es die meisten Anfragen
„Anfangs kamen die Anfragen zögerlich, nahmen aber Mitte des vorigen Jahres deutlich zu“, berichtet Kunz. In der ersten Jahreshälfte waren es nur neun Fälle, in der zweiten Hälfte 19 Fälle. In diesem Jahr bis April waren es 17 Anfragen. Meistens melden sich Eltern, manchmal auch Fachkräfte aus der Jugendhilfe oder Erzieherinnen.
Auffällig: Besonders viele Fälle betreffen Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. „In dem Alter fällt zum ersten Mal etwas auf – beim Kita-Start, wenn Kinder mit bestimmten Störungsbildern auf das Gewusel heftiger reagieren als andere“, so Kunz. Dann werde erstmals Eingliederungshilfe notwendig, bei der die Verfahrenslotsin die Wege aufzeigt. Kinder zwischen zehn und 14 Jahren spielten bislang keine Rolle. „Woran das liegt, kann ich nicht sagen – vielleicht, weil Jugendliche in dem Alter schon gut durch die Eingliederungshilfe versorgt sind.“
Damit Eltern im Landkreis Heidenheim frühzeitig geholfen wird
Ihr Vorgehen beschreibt sie so: „Nach dem ersten Kontakt werfe ich einen Blick auf Arztberichte. Dann habe ich meist schon einige Ideen, wie man helfen kann.“ In vielen Fällen sei es ausreichend, den Eltern passende Kontakte weiterzugeben. „Manchmal reicht es, den Weg zu zeigen und anzubieten, sich bei weiterem Bedarf wieder zu melden.“ Ziel sei es, Eltern frühzeitig durch das Unterstützungssystem zu lotsen – und damit auch hier das Kindeswohl dauerhaft zu sichern.
Auch innerhalb des Jugendamts wird Kunz hinzugezogen – etwa bei Fragen zu Teilhabeleistungen oder Reha-Angeboten. „Meine Empfehlungen integrieren die Kollegen in ihre eigene Beratung.“ Im Jugendhilfeausschuss forderte SPD-Kreisrätin Simone Maiwald, in Kitas besser darüber zu informieren, dass sie sich an die Verfahrenslotsin wenden können.
Zu erreichen ist Barbara Kunz im Landratsamt unter verfahrenslotse@landkreis-heidenheim.de und telefonisch unter 07321.3212661.