Was darf's kosten?

Konzerte, Theater, Poetry-Slam: Welche Events 2024 in Heidenheim erfolgreich waren – und trotzdem hinterfragt werden

Zahlreiche größere und kleiner kulturelle Veranstaltungen gab es im vergangenen Jahr in Heidenheim. Vier städtische Veranstaltungsreihen wurden jetzt auf ihre Zahlen hin durchleuchtet. Warum es dabei auch Kritik gab.

Dass die kulturellen städtischen Veranstaltungsreihen durchaus ihr Publikum haben und ein sehr breites Spektrum bedienen, wurde in der jüngsten Sitzung des Kultur-, Sozial-, Schul- und Sportausschusses des Heidenheimer Gemeinderats deutlich. In dieser berichtete Kulturamtsleiter Matthias Jochner über die Veranstaltungen der Kulturschiene, des Theaterrings, der Meisterkonzerte und des Poetry-Slam im vergangenen Jahr.

Gute Auslastung

Bei der Kulturschiene gab es acht Veranstaltungen ganz unterschiedlicher Art. Ebenso unterschiedlich sei das Interesse des Publikums ausgefallen. Die Besucherzahlen schwankten zwischen 53 und 275, insgesamt habe man 1222 Menschen gezählt. Das bedeute eine durchschnittliche Besucherzahl von 153 pro Veranstaltung, was Jochner als „gut“ bezeichnete, die Tendenz sei steigend. Bei den drei Veranstaltungen, die in diesem Jahr stattgefunden hätten, liege der Durchschnitt schon bei 224 Gästen. Die Ausgaben für die Kulturschiene lagen rund 7000 Euro über dem Haushaltsansatz, die Ausgaben jedoch um rund 13.000 Euro. Insgesamt betrugen die Kosten für diese städtische Veranstaltungsreihe 52.500 Euro.

Mit 77.300 Euro lagen die Ausgaben für die Veranstaltungen des Theaterrings deutlich höher, die Einnahmen beliefen sich auf rund 26.000 Euro. Der eingeplante städtische Zuschuss von 52.000 Euro wurde jedoch leicht unterschritten. Nach dem „kontinuierlichen Sinkflug der vergangenen Jahre, was die Abonnenten und die Besucherzahlen betrifft, konnte wieder ein Zuwachs erreicht werden“, sagte Jochner. Bei den insgesamt sieben Veranstaltungen wurden alles in allem 2073 Gäste gezählt, der Durchschnitt lag bei 296. Im Vorjahr lag er noch bei 227. Der leichte Anstieg bei den Abonnements zeige, dass für den Theaterbereich durchaus ein Kundenstamm vorhanden sei, so der Kulturamtsleiter.

Bei den sechs Meisterkonzerten, die im Jahr 2024 stattfanden, wurden insgesamt 2714 Besucherinnen und Besucher gezählt. Der Durchschnitt bei vier Kammerkonzerten lag bei 256, bei den zwei Sinfoniekonzerten bei 846 Gästen. Die Auslastung konnte Jochner zufolge gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent gesteigert werden. Die Zahl der Abonnenten für die Meisterkonzerte erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent auf 507. Die Gesamtkosten für die Meisterkonzerte lagen bei 121.500 Euro, die Einnahmen bei 67.000 Euro. Während sich die Ausgaben gegenüber der Planung um nur 3000 Euro erhöhten, lagen die Einnahmen um rund 18.000 Euro über dem Ansatz, weshalb sich der städtische Zuschussbedarf von 72.400 auf 54.500 Euro verringerte.

Als glückliche Einbettung ins Heidenheimer Kulturprogramm bezeichnete Jochner die Poetry-Slams. 2024 habe die gute durchschnittliche Teilnehmerzahl nochmal erhöht werden können, und zwar von 245 im Jahr 2023 auf 269. In Sachen Catering soll bei diesen Veranstaltungen künftig auf die Mitwirkung von Vereinen gesetzt werden. Auch finanziell gesehen sind die Poetry-Slams erfolgreich: Bei Kosten von rund 9000 Euro und Einnahmen von knapp 8700 Euro fällt der Zuschussbedarf sehr niedrig aus.

Diskussion über Kosten

Das Geld, mit dem die Verwaltung das Kulturprogramm bezuschusst, war Hauptinhalt der Diskussion im Ausschuss. So stellte etwa Norbert Fandrich (Linke) die Frage, ob ein Zuschuss von 20 Euro pro Besucher bei manchen Veranstaltungen nicht zu hoch sei und regte an, die Preisgestaltung zu überprüfen: „Vielleicht sind die Eintrittspreise ja zu niedrig angesetzt.“ Jochner entgegnete, dass die Preise vom Gemeinderat festgelegt würden und die Veranstaltungen schwer vergleichbar seien: „Manches trägt sich von selbst, das hängt auch vom Veranstaltungsort und vom Künstler ab. Aber wir sind eben bemüht, ein möglichst breites Angebot zu schaffen.“ Andreas Antoniuk (Grüne) regte an, das Programm der Kulturschiene etwas zu überdenken angesichts teils sehr geringer Zuschauerzahlen, und Stephanie Grath (Freie Wähler) meinte, man könnte versuchen, sich "an erfolgreicheren Konzepten zu orientieren“ um den städtischen Zuschussbedarf zu senken.

Vielleicht sind die Eintrittspreise ja zu niedrig angesetzt.

Norbert Fandrich (Linke)

„Das städtische Kulturangebot hat auch eine Bildungsfunktion, wir wollen den Horizonz der Menschen erweitern. Deshalb ist es auch notwendig, weniger bekannte Stücke und Künstler ins Programm zu nehmen“, so Bürgermeisterin Simone Maiwald. „Bei uns findet jeder etwas, das Angebot ist sehr vielfältig.“ Dem stimmte auch Jochner zu: „Kultur ist keine Defizit-Erscheinung, sondern eine Investition in die Gesellschaft.“

Viel Lob für Vielseitigkeit

Darin, dass sich das in Heidenheim gebotene kulturelle Programm nicht zu verstecken braucht, waren sich Verwaltung und Ausschussmitglieder einig. So waren die Wortbeiträge in der Diskussion trotz mancher kritischer Aspekte voll des Lobes. Insbesondere wurde die Bandbreite und Vielseitigkeit der kulturellen Veranstaltungen hervorgehoben. Kulturamtsleiter Matthias Jochner betonte und lobte die überaus gute Zusammenarbeit mit dem noch jungen Kulturbündnis, das die kulturelle Landschaft deutlich bereichere.

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