Erste Bilanz

Kein Jugendlicher geht verloren: Geht dieses Konzept der Jugendberufsagentur Heidenheim auf?

Die Jugendberufsagentur Heidenheim mit ihrem landesweit besonderen Konzept gibt es seit mehr als einem halben Jahr. Die erste Bilanz fällt durchaus positiv aus.

Nach einem Konzept, das es nur viermal in Baden-Württemberg gibt, hat die Jugendberufsagentur (JBA) in Heidenheim im Sommer 2024 eröffnet. Bestehend aus Jobcenter, Bundesagentur für Arbeit und dem Landkreis Heidenheim, werden alle behördlichen Bereiche innerhalb einer Einrichtung abgedeckt. Das Ziel, das dahintersteckt, erklärte Jens Thielemann, Leiter der Jugendberufsagentur Heidenheim, im jüngsten Jugendhilfeausschuss: „Kein Jugendlicher soll bei uns verloren gehen“. Das Konzept scheint aufzugehen, wie eine erste Bilanz zeigt.

So funktioniert die Jugendberufsagentur: Junge Menschen bis 25 Jahre können alle ihre Anliegen rund um Job, Sozialleistungen, Hilfsangebote und Weiterbildung unter einem Dach klären. So werde sichergestellt, dass Jugendliche nicht einfach vertröstet oder an andere Stellen verwiesen werden – und somit doch wieder auf sich allein gestellt sind, so Thielemann. Ganz nach dem Motto: „Wir lösen dein Problem, was es auch ist, hier direkt zusammen vor Ort und schicken dich nicht einfach weiter zur nächsten Anlaufstelle.“ Durch die Fusion der drei Behörden muss man also quasi bloß „den Flur überqueren“.

Welche Veranstaltung die Jugendlichen in Heidenheim besonders interessierte

Vor allem dieses sofortige Klären vieler behördenübergreifender Fragen und die ganzheitliche Betreuung der Jugendlichen – unabhängig vom jeweiligen Anliegen – zeichnen die im August 2024 ins Leben gerufene Einrichtung aus. Neben umfangreichen Beratungen gibt es zahlreiche Angebote zur Berufsorientierung, häufig auch mit Arbeitgeberbetrieben, sowie andere zielgerichtete Veranstaltungen. „Wir sind ja noch jung – vor allem hier sind wir ein lernender Organismus“, sagt Thielemann. „Wenn wir merken, etwas funktioniert nicht, dann passen wir es an oder lassen es auch ganz.“ Umgekehrt ebenso: Die Veranstaltung „Berufe in Uniform“ kam bei den rund 60 teilnehmenden Jugendlichen so gut an, dass für den 27. November 2025 nun „Berufe in Uniform Teil II“ geplant ist. Bei ähnlichen Veranstaltungen auch mit weniger Teilnehmenden konnten zumindest einige sichere Praktikumsvereinbarungen zwischen Jugendlichen und Arbeitgebern erzielt werden.

Prinzip des offenen Hauses

Jetzt schon ein konkretes Resümee zu ziehen, ist zu diesem frühen Zeitpunkt natürlich schwierig – so der Agenturleiter selbst. Und doch sprechen manche Zahlen für sich: Seit der Eröffnung wurden insgesamt knapp 1900 Jugendliche beraten, 604 davon allein im Januar und Februar 2025. Hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass auch jene Jugendlichen, die Sozialleistungen beziehen, sich pflichtgemäß beim Jobcenter melden müssen – was den Anteil von über 60 Prozent im Zuständigkeitsbereich des Jobcenters erklärt.

Ein weiterer zentraler Ansatz der JBA ist das Prinzip des „offenen Hauses“, so Thielemann. Jugendliche können jederzeit auch ohne Termin kommen. Dieses Angebot nutzten ganze 54 Prozent aller beratenen Jugendlichen – ein deutlicher Beleg für den Erfolg des Konzepts.

Ein „Eisberg“ als Hilfsangebot

Ein besonderes Augenmerk richten Berater auf Jugendliche, die ohne Hilfe durch alle Raster fallen würden – sei es durch das Verlassen der Schule oder das Überschreiten einer Altersgrenze. Dafür gibt es im Landkreis Heidenheim das Projekt „Eisberg“, das für „Eigenständigkeit stärken durch Beratung und Begleitung“ steht. Finanziert und gefördert wird dieses Angebot vom Landkreis und dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Ziel ist es, den jungen Menschen dabei zu helfen, langfristig auf eigenen Beinen zu stehen und finanziell unabhängig zu werden.

Allein im Januar und Februar fanden laut Beraterin Anja Wiesenfarth 49 Beratungen statt. Derzeit werden 41 aktive Fälle betreut, 33 Prozent davon betreffen genau jene Jugendlichen, die ohne das Projekt auf sich allein gestellt wären.

Die JBA an der Friedrichstraße 2 hat montags, dienstags und mittwochs von 8 bis 16 Uhr geöffnet, donnerstags von 8 bis 17.30 Uhr und freitags von 8 bis 11.30 Uhr. Eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht erforderlich.

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