„Mc Haus- und Handgemachtes“

Internationale Frauengruppe schenkt mit Nadel und Faden ein Stückchen Hoffnung

Mit selbstgemachten Decken, Socken und Schals wollen Frauen aus Heidenheim Menschen in Seniorenheimen eine Freude machen. Hinter dem Projekt steht die Gruppe „Mc Haus- und Handgemachtes“, die mittlerweile mehr als 100 Frauen zählt.

Mit Wolle, Stoff und viel Herz: Eine Gruppe engagierter Frauen hat sich zusammengefunden, um mit handgefertigten Decken, Schals und anderen Bastelarbeiten zu Ostern und Weihnachten Freude in Pflegeheime zu bringen. Entstanden ist die Idee in einem Handarbeitskurs in der Muradiye-Moschee, weitergeführt wird sie inzwischen unter dem Namen „Mc Haus- und Handgemachtes“.

Seitdem öffnet Stefanie Braun-Behrendt jeden Sonntag die Türen des Stadtteiltreffs „Lädle“ an der Römerstraße 51 in Heidenheim für die Frauengruppe. Neben Stricken, Nähen und Basteln bereiten die Frauen regelmäßig herzhafte und süße Leckereien zu, die sie in geselliger Runde genießen. Bei konstruktiven Gesprächen und einem Glas traditionellem schwarzen Tee oder Kaffee kommen sie zusammen, tauschen Ideen aus und stärken nicht nur ihre kreativen Fähigkeiten, sondern auch ihre Gemeinschaft.

Was als kleiner Treff begann, hat sich zu einer aktiven Gruppe mit mehr als 100 Frauen entwickelt. Die Initiative will nicht nur kreativ sein, sondern auch ein Zeichen für Menschlichkeit und gegenseitige Unterstützung setzen. Im Gespräch erzählt eine der engagierten Teilnehmerinnen, Kiymet Erkal, mehr über die Beweggründe und Zukunftspläne.

Mc Haus- und Handgemachtes, wer ist das?

Kiymet Erkal: Die Gruppe „Mc Haus- und Handgemachtes“ ist eine Frauengruppe, die sich aus der Muradiye-Moschee herausgelöst und sich zum eigenständigen „Kulturverein Heidenheim“ entwickelt hat. Ursprünglich war es eine kleine Gruppe, die dort selbstständig gekocht und gebacken hat, sich dann aber für alle Frauen öffnen wollte. Heute zählen wir über 100 Frauen – aktuell sind wir 119 Beteiligte, die zu Hause einfach aus Freude an der Sache stricken, sticken, häkeln oder Makramee knüpfen.

Wie ist die Gruppe zusammengekommen, um dieses Projekt zu starten?

Meine Schwester, Duran Iclal, hat in den 1980er- und 1990er-Jahren zusammen mit Adalet Şirin interkulturelle Teerunden für Frauen in der Familienbildungsstätte Haus der Familie geleitet. Alle zwei Wochen trafen sich die Frauen dort, tauschten sich aus und machten ein- bis zweimal im Jahr kulturelle Ausflüge. Das wollte meine Schwester wiederbeleben, und ich habe sie dabei unterstützt. Die Treffen kamen sofort gut an, denn der Wunsch nach einem solchen Austausch war da – nur hatte ihn bisher niemand umgesetzt.

Gibt es eine besondere Bedeutung oder ein Ziel, das die Frauen mit den handgemachten Produkten verfolgt?

Als vor zwei Jahren das Erdbeben in der Türkei geschah, war es unsere Frauengruppe, die sofort sagte: „Wir müssen etwas tun.“ Mit Unterstützung von Hüseyin Perktaş verkauften wir unsere hausgemachten Leckereien in den Schloss-Arkaden. Das kam sehr gut an. Kurz darauf erfuhren wir von einem an SMA (Spinale Muskelatrophie) erkrankten Kind – auch da wollten wir helfen. Wir organisierten vor dem Rathaus einen Flohmarkt, die Stadt stellte uns sofort einen Platz zur Verfügung. So wurde uns bewusst: Wir können etwas bewirken. Daraus entstand die Idee, uns nicht auf ein bestimmtes Land oder eine Nationalität zu beschränken – wir wollten allen helfen. Als es auch hier bei uns zu einer Überschwemmung kam, haben wir sofort wieder Aktionen gestartet. Und das Echo war wieder positiv. Seitdem sagen wir: Wir machen weiter. Heute sind wir sichtbar, engagiert und bekannt – und darauf sind wir stolz.

Beim Verkauf der Handarbeiten nach dem schweren Erdbeben in der Türkei. Aleksandra Arandjelovic

Was hat euch inspiriert, handgemachte Produkte für Senioren- und Pflegeheime zu fertigen?

Ich habe früher im Rahmen der HSB-Abteilung „Kinder in Bewegung“ mit Grundschulkindern im Rahmen der Kernzeitbetreuung ein Seniorenheim besucht. Ich erinnere mich noch gut an die funkelnden Augen der Senioren. Als ich davon erzählte, kam die Idee auf, wie wir älteren Menschen Freude machen könnten. Wir beschlossen, handgemachte Produkte wie Decken, Stolen oder Bettsocken für die Gemeinschaftsräume oder die Zimmer zu verschenken – jeweils zu Ostern und Weihnachten. Gerade Menschen, die selten Besuch bekommen, freuen sich sehr über diese Gesten. Diese Begegnung bedeuten ihnen sehr viel.

Welche Art von Produkten stellt die Gruppe hauptsächlich her?

Wir fertigen handgemachte Produkte wie Strickwaren und Häkelarbeiten an. Alles, was wir bisher verkauft haben, kam sehr gut an – sei es Babykleidung oder Bettsöckchen. Wenn wir Flohmärkte oder Stände organisieren, möchten wir damit auch unsere Projekte weiter finanzieren.

Habt ihr auch vor, andere Vereine oder Institutionen mit eurem Angebot zu besuchen?

Auf jeden Fall! Wir möchten uns vernetzen, damit wir gemeinsam wachsen können.

Wie wird sich die Gruppe künftig entwickeln?

Zunächst möchten wir unser Ziel, regelmäßig Seniorenheime zu besuchen, weiterverfolgen. Vor Ostern waren wir erstmals im Eugen-Loderer-Altenzentrum, zu Weihnachten ist ein weiterer Besuch geplant. Danach möchten wir auch Einrichtungen in Mergelstetten und Schnaitheim einbeziehen. Außerdem haben wir unsere Leckereien auf dem Eugen-Jaekle-Platz verkauft. Wenn sich diese Projekte etablieren und ohne Probleme laufen, wollen wir neue Ideen angehen.

Was ist das Ziel und die Botschaft, die ihr mit dem Projekt vermitteln wollt?

„Miteinander – Füreinander!“ So könnte unsere Gruppe auch heißen. Wir möchten Frauen weltweit – unabhängig von Religion, Nationalität, sozialem oder gesellschaftlichem Status – ermutigen, sich einzubringen, Selbstbewusstsein zu entwickeln, offen aufeinander zuzugehen, Menschlichkeit zu leben und einander Gutes zu tun. Jede, die Freude an Handarbeit hat oder neugierig geworden ist, ist herzlich eingeladen, sich anzuschließen und Teil dieser einzigartigen Gemeinschaft zu werden. Unser Workshop bietet nicht nur die Gelegenheit zur kreativen Entfaltung, sondern ist auch eine wertvolle Plattform, um Freundschaften zu knüpfen und voneinander zu lernen.

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