Viele hätten ihn gern. Aber niemand weiß, ob Heidenheim ihn tatsächlich irgendwann bekommt: einen Innenstadttunnel. Auch die Mitglieder des Gemeinderats sind sich in ihren Prognosen nicht einig. Gleichwohl beauftragte das Gremium jetzt die Stadtverwaltung, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen.
Zuversicht und Pessimismus sprechen gleichermaßen aus der mit 22 Ja- sowie sechs Gegenstimmen und zwei Enthaltungen getroffenen Entscheidung. Geschätzt 180.000 Euro wird es kosten, um auf Grundlage einer fundierten Untersuchung beurteilen zu können, wie realistisch es ist, eine rund 1000 Meter lange Röhre zwischen den Ritteranlagen im Westen und der Feuchtinger’schen Unterführung im Osten zu bauen.
Kosten-Nutzen-Analyse erforderlich
Um 2030 erneut die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan beantragen zu können – mit einer lediglich 300 Meter langen Tunnelvariante rangiert Heidenheim dort in der Kategorie „Weiterer Bedarf“ und damit unter ferner liefen – wäre zudem eine Kosten-Nutzen-Analyse erforderlich. Sie hätte die Baukosten einer Vielzahl von nicht in Euro zu beziffernden Werten wie Verkehrssicherheit und Lebensqualität gegenüberzustellen. Ralf Käpplinger, der Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Umwelt und Vermessung, nannte auch den Zivilschutz: „Traurig, dass man das sagen muss, aber ein Tunnel wäre auch ein Rettungsraum.“
Als entschiedener Befürworter eines verlängerten Innenstadttunnels zeigte sich Oberbürgermeister Michael Salomo. „Wenn der Bund als Baulastträger eine Bundesstraße in Heidenheim will, dann soll er gefälligst dafür sorgen, dass sie funktioniert“, sagte er und spielte auf wachsende Verpflichtungen an, was ökologische Aspekte, Geschwindigkeitsbegrenzungen und die Absicherung von Veranstaltungen angehe. „Wenn der Gesetzgeber ernst genommen werden will, dann muss er seine eigenen Forderungen umsetzen“, so Salomo. Pessimismus sei nicht angebracht, vielmehr bedürfe es Visionen wie bei der Brenzbahn.
Mehrere Redner pflichteten ihm bei. So forderte Tanja Weiße (SPD): „Wir müssen in die Zukunft blicken.“ Prof. Ulrich Schrade (Grüne) mahnte ebenfalls zum Handeln: „Wenn wir jetzt nicht anfangen, werden wir nie einen Tunnel kriegen.“ Nachdenklicher gab sich Dr. Waltraud Bretzger (CDU) angesichts der städtischen Finanzlage. Dennoch stimme ihre Fraktion mehrheitlich zu, „denn wir müssen generationengerecht denken“. Ralf Willuth (Freie Wähler), der sich enthielt, nannte den Betrag von 180.000 Euro für die Studie angesichts der aktuellen Kassenlage „kaum verantwortbar“.
Seine Fraktionskollegin Tanja Oechsle befand, angesichts von 19 Prozent Durchgangsverkehr stelle sich die grundsätzliche Frage nach der Notwendigkeit eines Tunnels. Aus Kostengründen wie auch aufgrund der zu erwartenden Bauzeit sprach sich Reinhard Püschel (DKP) gegen das Vorhaben aus. Er plädierte dafür, stattdessen in den Busverkehr zu investieren.
Alternativvorschlag: Tunnel unterm Galgenberg bis zur Seewiesenbrücke
Prof. Ulrich Schrade (Grüne) zeigte sich überzeugt davon, dass der Eugen-Jaekle-Platz nur an Aufenthaltsqualität gewinnen könne, wenn er vom motorisierten Verkehr befreit werde. Mit erheblichen Bedenken blickt er allerdings auf den möglichen Bau eines Innenstadttunnels: Eine jahrelange Baugrube bedeute „eine viel zu große Belastung“ für den gesamten Bereich. Sein in ähnlicher Form schon vor Jahrzehnten diskutierter Alternativvorschlag: ein Tunnel, der auf Höhe der Weststadtkreuzung beginnt und anschließend unter der Heckentalstraße und dem Galgenberg bis zur Seewiesenbrücke verläuft. Nach Einschätzung Schrades wären damit mehrere Vorteile verbunden: Ein kürzeres Baufeld würde weniger Beeinträchtigungen mit sich bringen; ein Großteil des Verkehrs würde um die Innenstadt herumgeführt; die neue Verbindung würde zur Bundesstraße, während Clichy- und Wilhelmstraße diesen Status verlören und umgestaltet werden könnten. Mit großer Mehrheit stimmte der Gemeinderat dafür, diese Variante verkehrlich untersuchen zu lassen. Die Kosten von rund 10.000 Euro sollen in der Summe für die Machbarkeitsstudie enthalten sein.