Für die irische Sopranistin Ava Dodd war Musik nie eine Frage des Ob – sie war einfach da. Von klein auf durchdrang sie ihren Alltag, war Teil der Familie, der Kindheit, des Heranwachsens. Ihre Großmutter war Sopranistin, ihre Urgroßmutter Mezzosopranistin – ein musikalisches Erbe, das sie mit Leidenschaft weiterträgt.
Zwei Rollen, zwei Welten
Bei den Opernfestspielen Heidenheim 2025 stellt sich die 27-Jährige einer besonderen Herausforderung: Erstmals ist sie in einer Doppelrolle zu erleben – als Loretta in Puccinis Gianni Schicchi und als vierte Magd in Strauss’ Elektra. Zwei Figuren, zwei Sprachen, zwei gegensätzliche musikalische Sphären.
Loretta ist ihr vertraut. Die berühmte Arie „O mio babbino caro“ begleitet Dodd bereits seit vier Jahren. Die Figur beschreibt sie als klug, zielstrebig und mit einem Hauch jugendlicher Naivität. Auf die Frage, ob sie sich selbst in der Rolle wiedererkennt, antwortet sie: „I’m not naive, but I go after what I want“ – also: „Ich bin nicht naiv, aber ich verfolge, was ich will.“ Ganz anders ist die vierte Magd in Elektra: stimmlich anspruchsvoll, musikalisch dicht und emotional von großer Intensität. „Die Musik ist schwerer zu lernen“, so die junge Opernsängerin.
Weg zur Oper und nach Heidenheim
Ihr Weg zur Oper begann früh. Bereits mit sieben Jahren erhielt sie Klavierunterricht, mit zwölf folgten die ersten Gesangsstunden, und mit vierzehn spielte sie Geige im Jugendorchester von Dublin. Zu Hause inszenierte sie gemeinsam mit ihren Geschwistern kleine Wohnzimmeraufführungen.
Auch abseits der Bühne hat Ava Dodd in Heidenheim schnell einen Zugang gefunden – sie mag die Landschaft, die Sprache und besonders den Blick vom Schloss über die Stadt. Ein besonderer Moment war für sie das Eröffnungskonzert im Congress Centrum unter der Leitung von Marcus Bosch – ein gelungener Start in ihre Zeit bei den Opernfestspielen.