Diskussion im Lokschuppen

Heidenheimer Energiegespräche: Warum im „Weniger“ die Zukunft liegt

Die Heidenheimer Energiegespräche 2025 thematisieren am Dienstag, 11. November, im Heidenheimer Lokschuppen innovative Ansätze im Bauen, die auf weniger Ressourcen setzen und zukunftsorientierte Lösungen bieten.

Der Begriff „weniger“ hat für viele Menschen einen negativen Beigeschmack. Weniger, das klingt nach Verlust und Verzicht. Dass ein Weniger auch innovativ und zukunftsgewandt sein kann, wollen die Mitglieder der Architektenkammergruppe Heidenheim dagegen am Dienstag, 11. November, bei den Heidenheimer Energiegesprächen 2025 belegen. Das Motto der hochkarätig besetzten Veranstaltung im Lokschuppen lautet „Zukunft weniger“.

Die Energiegespräche finden dieses Jahr bereits zum 15. Mal statt. Lag anfangs der Fokus tatsächlich auf dem Spannungsfeld von Bauen und Energiesparen, haben die Architekten aus dem Landkreis die Perspektive längst verändert: „Wir müssen den Blick weiten und zum Beispiel über Werte sprechen“, sagt Clemens Schmid, Vorstandsmitglied der Kammergruppe. Sein Kollege Wolfgang Sanwald ergänzt, die Heidenheimer Gespräche gingen über das reine Bauen hinaus. Themen wie die Kreislaufwirtschaft hätten heute mehr Gewicht. Aber auch die seit Jahrzehnten gewachsene Wohnfläche pro Kopf müsse hinterfragt werden, sagt Architekt Karl Rechthaler aus Sontheim/Brenz: „Da haben wir eine Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen.“

Reduktion spart Ressourcen ein

Der Kammergruppenvorsitzende Stefan Bubeck, Architekt und Geschäftsbereichsleiter für Hochbau bei der Stadtverwaltung Heidenheim, gibt einige Beispiele: Bestandsgebäude zu nutzen und zu überarbeiten stehe für „weniger“, der Verzicht auf Keller oder Tiefgarage spare beim Neubau viele Ressourcen ein. Aber auch die Reduzierung von Technik in Gebäuden kann einen Beitrag leisten. Im Gegenzug bedeute dies für Planerinnen und Planer aber nicht weniger Arbeit – im Gegenteil.

Annabelle von Reutern spricht über zirkuläres Bauen. Magdalena Gruber

Wolfgang Sanwald bringt den „Gebäudetyp E“ ins Spiel. Bei Häusern dieses Typs werden die grundlegenden Anforderungen an Statik oder Brandschutz zwar erfüllt, sogenannte „Komfortstandards“, die etwa den Schallschutz betreffen, werden aber verringert. Um solche Bauten auch bürokratisch zu entschlacken, soll das Bauvertragsrecht angepasst werden. Das nötige Gesetz ist noch nicht verabschiedet, das Bundesjustizministerium geht aber davon aus, dass der Typ E bis zu 25 Prozent der Baukosten einsparen helfen könnte.

Van Bo Le-Mentzel aus Berlin befasst sich mit Kleinstwohnungen. Jan Pries

Hochkarätig besetztes Podium

Für Kurzvorträge und die anschließende Diskussion haben die Organisatoren eine vielfältige Auswahl getroffen. Nach der Begrüßung durch Stefan Bubeck und Landrat Peter Polta spricht zunächst die Architektin Annabelle von Reutern aus Köln. Sie gilt als Expertin für zirkuläres Bauen, das auf eine Kreislaufwirtschaft abzielt. Dieser Versuch, Baumaterialien möglichst wiederzuverwerten, ist für von Reutern „nichts anderes als eine Überlebensstrategie“.

Transformation von Gebäuden gehört zu den Themen von Mechthild Stuhlmacher aus Rotterdam. Darlene Tsai

Den zweiten Vortrag hält Mechthild Stuhlmacher aus Rotterdam, die sich der nachhaltigen Transformation von Bestandsgebäuden verschrieben hat. „Neue Zeiten brauchen nicht immer neue Gebäude: Die meisten und vielleicht besten Gebäude gibt es schon“, ist ihr Credo. Abschließend spricht Van Bo Le-Mentzel aus Berlin, der sich als Architekt schwerpunktmäßig mit Kleinstwohnungen und sozialer Quartiersentwicklung beschäftigt.

Im Anschluss diskutieren die Fachleute, moderiert von Nicole Köster („SWR 1 Leute“), auf dem Podium.

Gespräche im Lokschuppen

Die 15. Heidenheimer Energiegespräche beginnen am Dienstag, 11. November, um 18.30 Uhr im Lokschuppen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.