Es dauerte nur wenige Minuten, bis „Gisela“ am 19. August 2008 große Schäden angerichtet hatte. Sturmböen und Hagelschauer hinterließen vor allem in Schnaitheim und auf dem Mittelrain Spuren an Gebäuden. Das Sturmtief „Gisela“ gilt im Landkreis hinsichtlich der Gebäudeschäden durch Sturm und Hagel als das schadenträchtigste der vergangenen zwei Jahrzehnte.
Dies ist das Ergebnis einer Kooperation von Correctiv.Lokal und der Heidenheimer Zeitung. Ausgewertet wurden hierfür Daten des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) für die Jahre von 2002 bis 2022 mit dem Blick auf Schäden, die Unwetter an versicherten Gebäuden hinterlassen haben.
Hagel und Sturm beschädigten zahlreiche Gebäude
In den Jahren 2002 bis 2022 entstanden demnach durch Unwetter im Landkreis Heidenheim Schäden in Höhe von 1255 Euro pro versichertem Gebäude. 915 Euro davon waren auf Sturm- und Hagelereignisse zurückzuführen, die übrigen Schäden von 343 Euro führten die Versicherungsexperten auf Überschwemmungen, Starkregen, Erdgefahren und Schneedruck zurück.

Die zum Teil zentimeterdicken Hagelkörner, die „Gisela“ an jenem 19. August 2008 aus den Wolken fallen ließ, durchlöcherten Rollläden und Dachfenster, beschädigten Vordächer, der Niederschlag setzte auch mehrere Keller unter Wasser.
Schlimmstes Ereignis traf Steinheim
Laut Statistik des GDV wurden bei diesem örtlich relativ begrenzten Unwetter 6,4 Prozent der versicherten Gebäude im Landkreis beschädigt, der Schaden pro betroffenem Gebäude betrug im Schnitt 1609 Euro.
Das ist wiederum wenig im Vergleich zu den Schäden, die „Elvira“ am 27. Mai 2016 anrichtete. Damals setzte sintflutartiger Regen Teile von Steinheim und Sontheim im Stubental unter Wasser, zahlreiche Keller liefen voll. Pro betroffenem Gebäude entstand dabei ein Schaden von durchschnittlich 8085 Euro. Nicht mit eingerechnet sind Schäden, die etwa an der öffentlichen Infrastruktur oder an Fahrzeugen entstanden sind.
In der Gesamtauswertung ist der Landkreis seit 2002 dennoch glimpflich davongekommen. Am stärksten betroffen war in diesem Zeitraum der Landkreis Reutlingen, wo innerhalb der 21 Jahre im Mittel Schäden in Höhe von 9456 Euro pro Gebäude verzeichnet wurden, der überwiegende Teil davon (8584 Euro) resultierte aus Sturm- und Hagelereignissen. Am gravierendsten wirkte sich Sturm „Andreas“ aus, der am 27. Juli 2013 über den Kreis Reutlingen hinwegfegte und fast die Hälfte der versicherten Gebäude beschädigte. Pro Gebäude verzeichneten die Versicherer damals 13.745 Euro an Schadenssumme. „Andreas“ sorgte auch in den Landkreisen Tübingen, Rottweil, Tuttlingen, Göppingen sowie im Ostalbkreis für den höchsten Schaden bei einem einzelnen Ereignis zwischen 2002 und 2022.
Baden-Württemberg hatte relativ viel Glück
Auf Bundesländer bezogen liegt Baden-Württemberg mit einem Durchschnittsschaden von 6303 Euro pro Wohngebäude zwischen 2002 und 2022 im unteren Mittelfeld. Trauriger Spitzenreiter sind die in der Statistik zusammengefassten Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland, wo in diesem Zeitraum Schäden von 10.683 Euro pro Wohngebäude entstanden, vor allem angerichtet durch die katastrophalen Überschwemmungen im Juli 2021 im Ahrtal. Im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler entstanden damals pro betroffenem Gebäude im Schnitt Schäden in Höhe von mehr als 250.000 Euro.
Die Daten wurden auch vor dem Hintergrund der Pläne der Bundesregierung ausgewertet, eine Pflichtversicherung für Elementarschäden wie Hochwasser oder Überschwemmungen einzuführen. Bestehende Wohngebäudeversicherungen könnten um eine Elementarschadenversicherung ergänzt werden. Bislang hat in Deutschland rund die Hälfte der Wohngebäude einen Versicherungsschutz gegen Elementarschäden, obwohl extreme Wetterereignisse seit Jahren zunehmen.
Das steckt hinter der Recherche
Diese Recherche ist Teil einer Kooperation mit Correctiv.Lokal, einem Netzwerk für Lokaljournalismus, das datengetriebene und investigative Recherchen gemeinsam mit Lokalredaktionen umsetzt. Correctiv.Lokal ist Teil des gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv, das sich durch Spenden finanziert. Mehr unter correctiv.org/lokal