Tipps für ein gutes Miteinander

Wenn die Nacht erwacht: Wie man friedlich mit Fledermäusen im Landkreis Heidenheim zusammenleben kann

Sie flattern lautlos durch die Dämmerung, jagen Milliarden von Insekten und leben oft direkt bei den Menschen auf den Dachböden: Fledermäuse. Was macht diese Tiere so besonders, und wie kann man sie schützen?

Wenn die Sonne untergeht und die Dämmerung hereinbricht, übernehmen sie lautlos die Lüfte: Fledermäuse. Während tagsüber kaum jemand Notiz von ihnen nimmt, flattern sie am Abend scheinbar schwerelos durch Parks, über Gewässer oder direkt über unsere Dächer.

Wie Markus Schmid von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg erklärt, ist die Zwergfledermaus mit Abstand die häufigste Art im Landkreis. Daneben gibt es 19 weitere Arten, darunter auch hoch spezialisierte und seltene. So überwintert die Mopsfledermaus etwa im Lonetal oder bei Nattheim, während die Bechsteinfledermaus im Unteren Brenztal bei Hermaringen vorkommt. Eine Besonderheit sind die Zweifarbfledermäuse, die am Mittelrain und in Ochsenberg nachgewiesen wurden, erklärt Schmid, der auch dem Vorstandsteam des Nabu-Kreisverbands Heidenheim angehört.

Wer Fledermäuse beobachten möchte, sollte den Blick in der Dämmerung auf Gewässer richten. „Entlang der Brenz oder am Itzelberger See gibt es die besten Beobachtungsmöglichkeiten“, so Schmid. Doch auch im Stadtgebiet sind die Tiere regelmäßig zu sehen. Wichtig ist jedoch, sie nicht zu stören: Fledermäuse sind lichtscheu und meiden Taschenlampen oder hell beleuchtete Bereiche, so der Fledermaus-Experte. Am besten ist es, einfach am Quartier zu warten, bis sie bei Einbruch der Dämmerung ausfliegen – oder sich geduldig an der Brenz, in Parks und an Waldrändern auf die Lauer zu legen.

Unauffällige Nachbarn im Alltag

Im Alltag leben Fledermäuse oft in unmittelbarer Nachbarschaft zum Menschen. Laut Schmid sind sie im Siedlungsbereich meist in Spalten am Dachgiebel, hinter Traufbalken oder auf alten Dachböden von Häusern und Kirchen zu finden. Häufig nisten sie auch hinter Fensterläden oder Fassadenverkleidungen. Im Wald bevorzugen sie Baumspalten, Spechthöhlen oder spezielle Kästen. Auch ungewöhnliche Orte wie die Autobahnbrücken der A7 oder die Brenztunnel auf dem Voith-Werksgelände werden von den Tieren als Quartier genutzt.

Fledermäuse sind dabei vollkommen harmlos, betont Schmid. Sie interessieren sich nicht für Menschen, sondern ausschließlich für Insekten – und davon vertilgt jede Fledermaus jede Nacht bis zu zwei Drittel ihres Körpergewichts.

Quartiere schützen und neue schaffen

Damit Fledermäuse im Siedlungsbereich dauerhaft Lebensraum finden, sind einfache Maßnahmen ausreichend. Schmid empfiehlt etwa Fledermausbretter oder Giebelverkleidungen mit kleinen Einschlupfmöglichkeiten. Bei Sanierungen oder Neubauten können auch spezielle Fassadenkästen unter Putz eingesetzt werden – diese beeinträchtigen die Dämmung nicht, sind von außen kaum sichtbar und der Kot fällt automatisch heraus.

Allerdings wird empfohlen, sich vor Umbauten rechtzeitig beraten zu lassen, da Fledermäuse und ihre Quartiere streng geschützt sind. Umbauten während sensibler Zeiten – etwa der Wochenstubenzeit, wenn die Jungtiere aufgezogen werden – sollten unbedingt vermieden werden. Das Ziel muss stets sein, Quartiere zu erhalten oder rechtzeitig Ersatz anzubieten. „Bei guter Planung läuft das für den Bauherren und die Fledermäuse ohne größere Beeinträchtigung“, so Schmid.

Ein Garten voller Insekten

Fledermäuse ernähren sich ausschließlich von Insekten und die brauchen naturnahe Lebensräume. Wer seinen Garten fledermausfreundlich gestalten möchte, sollte daher auf artenreiche Wiesen, heimische Stauden und Sträucher setzen. Besonders geeignet sind nachtblühende, duftende Pflanzen wie Leimkraut, Seifenkraut, Wegwarte, Nachtkerze, rote Lichtnelke oder Phlox, die Nachtfalter anlocken, ergänzt Schmid. Auch Teiche ziehen Insekten an und bieten den Fledermäusen zudem Trinkgelegenheiten. Ganz wichtig ist es, im Garten auf Pestizide zu verzichten – das hilft nicht nur Fledermäusen, sondern auch vielen anderen Tieren.

Zu den Hotspots im Landkreis zählen laut Schmid insbesondere die Brenz im Bereich des Brenzparks sowie zwischen Voith und Mergelstetten. Auch der Itzelberger See ist ein Magnet für die Tiere. Daneben spielen Streuobstwiesen, alte Wälder und Höhlen eine zentrale Rolle. Bedeutende Winter- und Schwärmquartiere sind etwa die Schreiberhöhle bei Steinheim und das Hessenloch in Königsbronn.

Fledermäuse im Spätsommer

Ende August sind Fledermäuse besonders aktiv: Die Jungtiere sind bereits seit einigen Wochen flugfähig, während die Alttiere schon spätere Winterquartiere erkunden. Zudem beginnt die Balzzeit. Parallel dazu läuft der Fledermauszug: Viele Arten wandern von ihren Sommer- zu den Winterquartieren – teils über tausende Kilometer. Der Landkreis dient dabei als wichtiges Transitgebiet. Fledermäuse aus Osteuropa und Russland ziehen nachts durch die Region, um ihre Winterquartiere in Südwestdeutschland oder der Schweiz zu erreichen. Tagsüber rasten sie in sogenannten Zwischenquartieren. Deshalb kann man die Fledermäuse Ende August bei der Batnight gut beobachten.

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