Runter mit der Geschwindigkeit, deutliche optische Trennung – mit diesen beiden Forderungen reagiert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) auf die Gleitschutzwände entlang des Eugen-Jaekle-Platzes in Heidenheim. Wohl wissend, dass das aus Sicht vieler Radler beeinträchtigte Sicherheitsgefühl in diesem Bereich nicht postwendend wiederhergestellt wäre, sieht Johannes Metzger, der Vorsitzende des Heidenheimer ADFC-Kreisverbands, die beiden Vorschläge als geeignet an, um aus der derzeitigen Situation das Beste zu machen.
Die Betongleitwände sorgen für Diskussionen, seit sie am 31. März auf den Eugen-Jaekle-Platz gehievt wurden. Stadtverwaltung und Gemeinderat sehen angesichts der in der jüngeren Vergangenheit in Deutschland mit Autos verübten Anschläge auf Personengruppen in dem Provisorium einen notwendigen Schutz der zentralen Veranstaltungsfläche in der Heidenheimer Innenstadt. Kritiker halten den Aufwand hingegen für überzogen und teilweise auch wirkungslos, wenden sich gegen die Optik und bemängeln, dass aus Sicht der Radfahrerinnen und Radfahrer ein gefährlicher Korridor entstanden sei, der ein sicheres Ausweichen zur Seite unmöglich mache.
Metzger vertritt die Überzeugung, die Sicherheit der Radler habe schon früher auf dem Spiel gestanden: „Das Defizit ist nur auffälliger geworden. Fakt ist: Der Radweg ist zu schmal, so wie alle Radwege in der Innenstadt entlang der Bundesstraße 466 bis hinaus zum Heckental.“ Es existiere daher ein Flaschenhals für die Radnutzung in Heidenheim. Einzige Ausnahme sei das vor Kurzem fertiggestellte Teilstück beim City-Parkhaus an der Clichystraße.
Was also tun? Der ADFC spricht sich für zwei kurzfristig umsetzbare Schritte aus, die sich positiv auf das Sicherheitsgefühl der Zweiradfahrer auswirken sollen. Erstens: Tempo 30 auf der Bundesstraße entlang des Jaekle-Platzes. Das lange Band der Gleitschutzwände mache den Abschnitt faktisch zu einer Baustelle, so Metzger. Damit lasse sich die Geschwindigkeitsbeschränkung begründen, die nachgewiesenermaßen zur Folge hätte, dass sich Radfahrer sicherer fühlten.

Zweitens: Eine durchgezogene gelbe Linie auf der linken Seite des dreireihigen Pflasters, das die Fahrbahn begrenzt. Metzger räumt ein, dass damit kein baulicher Schutz des Radwegs einherginge. Allerdings lege nicht nur seine Erfahrung nahe, dass der Radweg dadurch zumindest optisch breiter erscheine „und sich gerade Lkw-Fahrer daran halten, weil sie beruflich auf ihren Führerschein angewiesen sind und jedes Jahr dementsprechend geschult werden“.
Konfrontiert mit der grundsätzlichen Frage, ob Radwege auf Fahrbahnniveau oder etwas erhöht neben der Straße geführt werden sollten, verweist Metzger auf unterschiedliche Sichtweisen. Persönlich hält er verschiedene Ebenen nicht für zwingend notwendig, plädiert jedoch für eine Form der Trennung: „Eine Markierung ist dabei sicherlich die niedrigste Schwelle und bereits besser, als gar nichts zu tun.“ Der ADFC-Sprecher würde außerdem nicht so weit gehen, lieber auf einen Radweg zu verzichten, wenn er nicht eine bestimmte Breite aufweist: „Dann würde ja gar niemand mehr aufs Rad steigen.“
Schwierige Entscheidung für Verantwortungsträger
Metzger verlangt trotz aller Kritik nicht, die Gleitschutzwände wieder abzubauen. Den Verantwortlichen attestiert er eine schwierige Grundsatzentscheidung: Zum einen sei es nachvollziehbar, dass nach den Attacken mit oftmals tödlichen Folgen jetzt gehandelt worden sei. Zum andere stelle sich die Frage nach der Wirksamkeit der gewählten Vorkehrungen, „denn wer so eine Tat verüben will, der findet auf jeden Fall einen Weg“. Auch dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich mitunter um Taten psychisch kranker Menschen und nicht um Terror gehandelt habe.
Zugleich gibt Metzger zu bedenken, mehr zu tun, bedeute nicht immer größeren Erfolg. So habe beispielsweise eine Studie der Uni Gießen gezeigt, dass sich Menschen nicht zwangsläufig sicherer fühlten, wenn die Polizeipräsenz steige. Vielmehr könne das verunsichernde Gefühl entstehen, im direkten Umfeld gebe es große Probleme.
Schon bald Tempo 30 auf der Bundesstraße?
Geschwindigkeitsbegrenzungen auf viel befahrenen Straßen in der Innenstadt: Das ist eine mögliche Konsequenz aus den Resultaten der Lärmaktionspläne, die seit einiger Zeit landauf, landab entstehen. Oberbürgermeister Michael Salomo zeigte sich zuletzt mehrfach überzeugt davon, dass bereits in kurzer Zeit auf der in Heidenheims Zentrum verlaufenden B 466 Tempo 30 vorgegeben werden könnte.