Kriminalität

Einbrüche haben in der dunklen Jahreszeit Hochsaison: Das rät die Polizei

Die Erfahrung zeigt: In der dunklen Jahreszeit kommt es vermehrt zu Einbrüchen. Wie kann man sich schützen? Die Polizei gibt Tipps.

Es wird wieder früher dunkel und häufig legt sich Nebel über die Dächer im Kreis Heidenheim. In der dunklen Jahreszeit haben Einbrüche Hochsaison. Die Täter haben im Schutz der Dunkelheit schlichtweg leichteres Spiel. Einfamilienhäuser, Wohnungen, Bürogebäude – die Objekte sind vielfältig.

2024 wurden in Deutschland rund 78.000 Wohnungseinbrüche (inklusive Versuche) erfasst. Das sind umgerechnet etwa 214 Einbrüche pro Tag. Die Zahlen sind im Vergleich zu Höchstwerten von 2015 (rund 167.000) deutlich gesunken, wie sich aus der Kriminalstatistik ablesen lässt. Womöglich zeigen sich Erfolge durch verbesserten Sicherungsschutz an Häusern und Wohnungen.

Die Polizei fährt vermehrt Streife, um Einbrüche zu verhindern

Für den Landkreis Heidenheim hat das zuständige Polizeipräsidium Ulm Zahlen parat. So wurden vergangenes Jahr 36 Einbruchsdelikte gezählt – dabei sind auch Versuche inbegriffen. Die Jahre zuvor schwankten die Fallzahlen, sie waren aber auch schon deutlich höher: 2017 etwa gab es 122 Einbrüche im Landkreis. Eine Tendenz für 2025 lasse sich noch nicht ableiten, diese Zahlen werden im Frühjahr 2026 erwartet, so die Polizei.

Die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr lag bei 38,9 Prozent und damit „deutlich über dem Durchschnittswert im 5-Jahresvergleich“, wie das Polizeipräsidium in Ulm wissen lässt. Weiter heißt es: „Die Polizei fährt in der dunkleren Jahreszeit beispielsweise vermehrt Streife, um Einbrüche zu verhindern.“ Unterm Strich kann man sagen: Die Zahlen im Landkreis sind nicht besorgniserregend, doch die Gefahr ist latent da.

Studie zeigt: Mehr als jede vierte Person hat Angst vor Einbrüchen

Fest steht unterdessen, dass sich viele Bürger vor Einbrüchen fürchten. Das bestätigt eine Dunkelfeldstudie des Bundeskriminalamts aus dem Jahr 2020. Dabei gab mehr als jede vierte Person an, ziemlich oder sehr stark beunruhigt zu sein, dass in ihre Wohnung oder ihr Haus eingebrochen werden könnte. Nur der Betrug im Internet ist gefürchteter.

Neben materiellem Verlust wird auch die Privatsphäre verletzt. Das Sicherheitsgefühl kann verloren gehen.

Martin Guata über die Auswirkungen von Einbrüchen

Martin Guata ist in Heidenheim bei der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle tätig und in Sachen Prävention aktiv. Er kennt Fälle, Opfer – und Möglichkeiten, sich zu schützen. Er weiß: „Wir alle können etwas für unsere eigene Sicherheit tun.“ Sein Wissen gibt er bei Infoveranstaltungen weiter, er berät Menschen im Landkreis und kommt mit seinem Team sogar vor Ort, um eine sogenannte Schwachstellenanalyse zu erstellen.

Bei Einbrüchen wird die Privatsphäre verletzt – das kann Folgen haben

Martin Guata sensibilisiert: „Einbrüche sind meist große Herausforderungen für die Menschen. Neben materiellem Verlust wird auch die Privatsphäre verletzt. Das Sicherheitsgefühl kann verloren gehen.“ Das habe nicht selten psychische Auswirkungen zur Folge.

Martin Guata von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle berät in Sachen Einbruchschutz. Foto: Rudi Penk

Guata weiß, dass die Objekte, in denen eingebrochen wird, oft spontan ausgesucht werden. „Die Täter versuchen, Lücken abzuwarten und Gelegenheiten zu suchen.“ Er sagt: „95 Prozent der Einbrüche finden zwischen 8 und 22 Uhr statt.“ Sogenannte Hotspots oder Brennpunkte ließen sich im Kreis Heidenheim nicht ausmachen.

So kann man sich in seinen eigenen vier Wänden schützen

Doch was kann man tun? Wie kann man sich schützen? Martin Guata hat Tipps. Eine wichtige Säule sei das eigene Verhalten. Beim Verlassen des Hauses sollte die Haustür abgeschlossen werden. „Und zwar komplett verriegeln“, rät Martin Guata. Fenster, Balkon- und Terrassentüren sollten ebenso geschlossen sein. Martin Guata betont: „Gekippte Fenster sind offene Fenster.“ Und er sensibilisiert, Hausschlüssel nicht draußen zu verstecken. Schuhabstreifer und Blumentopf als Verstecke würden leicht durchschaut.

Der Experte rät zudem: „Lassen Sie es bewohnt aussehen. Lichter sind da immer gut.“ Er empfiehlt, in sozialen Netzwerken keine Hinweise auf Abwesenheit zu geben. Rollläden sollten nur zur Nachtzeit geschlossen werden, um nicht den Eindruck der Abwesenheit zu erwecken. Letztere seien zudem kein Einbruchschutz. Denn: „Man kann Rollläden hochschieben, abschneiden, herausreißen“, sagt Martin Guata.

Die Polizei rät, sich dem Einbrecher nicht entgegenzustellen

Auch sei es ratsam, gute Nachbarschaft zu pflegen und sich prinzipiell für sein Umfeld zu interessieren. „So kann man gegenseitig auf sich achten“, sagt Guata. Er appelliert in diesem Zusammenhang: „Achten Sie auch auf Fremde in der Nachbarschaft und rufen Sie die Polizei, wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt.“

Und natürlich kann man sein Eigenheim auch mechanisch und elektrisch gegen Einbrüche schützen. Hersteller bieten heute ausgeklügelte Systeme an. Die Polizei empfiehlt eine Kombination aus mechanischem und elektrischem Schutz. Abschließbare Fenster und eine Alarmmeldeanlage oder Videoüberwachung zum Beispiel. Sollte es zum Einbruch kommen, rät Martin Guata, sich dem Einbrecher nicht entgegenzustellen und keine Gegenwehr zu leisten und „so schnell wie möglich die Polizei zu rufen“.

Der „Weiße Ring“ berät und betreut Opfer

Die Polizei führt Opferschutzberatungen durch. Aber auch außerhalb der Polizei gibt es Anlaufstellen. Den „Weißen Ring“ zum Beispiel. Werner Stanislowski leitet die Außenstelle Ostalb, er hat aus Vakanzgründen lange Zeit auch die Heidenheimer Stelle mitbetreut und weiß um die seelischen Auswirkungen von Einbrüchen: „Mindestens 80 Prozent der Einbruchsopfer haben zumindest für eine gewisse Zeit mit psychischen Problemen zu kämpfen.“ Angstgefühle seien sehr präsent, das Gefühl der Hilflosigkeit sowie Schlafstörungen. Vor allem Frauen seien betroffen. Nicht selten müsse psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.

„Da ist jemand in den persönlichen Bereich der Betroffenen eingedrungen, sie fühlen sich hilflos ausgeliefert und haben oft Angst, die Täter könnten zurückkommen“, erklärt Stanislowski. Er selbst hatte schon mit einigen Einbruchsopfern zu tun, wenngleich wesentlich mehr Opfer häuslicher und sexueller Gewalt seine Hilfe suchen. Stanislowski und seine Mitstreiter beraten die Betroffenen, begleiten sie mitunter – „wir können wie ein Lotse zur Seite stehen“, macht Stanislowski deutlich.

Die Polizei berät zum Thema Einbruchschutz

Informationen zum Thema Einbruchschutz gibt es im Internet unter www.polizei-beratung.de oder unter www.k-einbruch.de. Hilfe und Informationen gibt es auch bei der polizeilichen Beratungsstelle unter 0731.1881444 oder per E-Mail an ulm.pp.praevention@polizei.bwl.de. Die Polizei bietet kostenlose und individuelle Beratungen an und kommt auch zu Betroffenen und Interessierten nach Hause, um eine sogenannte Schwachstellenanalyse zu erstellen. Für Betroffene gibt es Hilfe, etwa beim „Weißen Ring“. E-Mail: heidenheim@mail.weisser-ring.de.