Mit „Appgefahren“ will die Stadt Heidenheim den Nahverkehr moderner und zugänglicher machen. Besonders die QR-Codes an den Haltestellen sind dabei ein spannendes Element: Ein kurzer Scan mit der Smartphone-Kamera, und schon erscheinen die entsprechende Haltestelle, an der man grade steht, sowie die Abfahrtszeiten direkt auf dem Display. Für Gelegenheitsfahrgäste oder Menschen, die nicht regelmäßig Bus fahren, ist das eine durchaus niederschwellige und praktische Lösung.
Doch stellt sich die Frage, wie stark sich die App neben den etablierten Diensten behaupten kann. Der DB-Navigator, „bwegt“ oder auch Google Maps sind längst vertraute Begleiter im Alltag vieler Menschen. Dort lassen sich Routen planen, Verbindungen vergleichen und Tickets kaufen – Funktionen, die „Appgefahren“ nur zum Teil bietet. Die städtische Lösung setzt stattdessen auf Einfachheit: Abfahrtszeiten in Echtzeit, mit Daten, direkt von der HVG, Informationen zu Einrichtungen, Spielplätzen, Parkplätzen oder Sehenswürdigkeiten – alles gebündelt auf einer Plattform.
Der Vergleich mit etablierten Diensten
Für mich persönlich ist der DB-Navigator das, was ich im Alltag brauche. Auch Google Maps habe ich längst auf dem Handy und nutze es regelmäßig, wenn ich von A nach B kommen möchte. Warum also umsteigen, wenn die gewohnten Apps schon funktionieren? Genau das könnte für viele ein entscheidender Punkt sein: Wer einmal seine Routinen gefunden hat, bleibt meist dabei.
Gleichzeitig ist nachvollziehbar, warum „Appgefahren“ für andere durchaus interessant ist. Die QR-Codes machen den Zugang zum Nahverkehr leichter und nehmen die Hürde, komplizierte Fahrpläne zu lesen. Gerade für ältere Menschen oder Gelegenheitsnutzer könnte das eine Hilfe sein – vorausgesetzt, sie werden an die Anwendung auch etwas herangeführt. Denn selbst ich, als jüngere und technikaffine Nutzerin, musste mich erst einmal auf einer neuen Oberfläche zurechtfinden.
Chancen und Herausforderungen für Heidenheim
Man könnte argumentieren, dass eine Kooperation mit bestehenden Diensten wie „bwegt“ sinnvoller gewesen wäre: QR-Codes an den Haltestellen, und die Echtzeitdaten des HVG werden dorthin übermittelt? Heidenheim hätte den Sprung in Richtung „smarte Stadt“ ebenso geschafft, aber ohne die Kosten und Mühen für eine eigene Plattform. Vielleicht sogar als Vorreiter in Baden-Württemberg, sodass andere Städte hätten nachziehen können. Dennoch: Die Entscheidung für eine eigene App zeigt, dass die Stadt ein eigenständiges digitales Angebot schaffen will – mit besonderem Fokus auf die lokalen Bedürfnisse.
Für Menschen, die in Heidenheim unterwegs sind, könnte „Appgefahren“ die Orientierung im Alltag tatsächlich erleichtern. Wer hingegen längst auf Google Maps oder die DB-App setzt, wird das neue Angebot vielleicht nicht zwingend brauchen. Am Ende wird sich zeigen, ob sich der digitale Fahrplan dauerhaft durchsetzt – oder ob er nur ein zusätzliches Angebot bleibt, das neben den großen Diensten existiert. Für mich bleibt es erstmal genau das.