Menschen werden manchmal wütend – beispielsweise, wenn es in ihrem Wohnumfeld zu laut ist, wenn die blinkende Weihnachtsdeko der Nachbarn das Wohnzimmer zur Disco macht oder wenn ein Baugebiet direkt neben ihrem Haus entstehen soll. Wut ist indes kein guter Ratgeber, und deshalb hat die Bezeichnung „Wutbürger“ auch einen zu Recht negativen Touch.
Andererseits ist die Meinungsfreiheit in Deutschland tief im Gesetz verankert und jeder darf seine Ansichten äußern, solange er dabei keinen anderen verletzt oder beleidigt. Und wenn sich viele Menschen mit einem Anliegen zusammentun, dann kann ja dabei auch etwas Gutes herauskommen. Ein solches Beispiel des gemeinschaftlichen Engagements zeigt sich derzeit in der Heidenheimer Innenstadt. Das Heidenheimer Kulturbündnis hat die Kulturkiste eröffnet, einen temporären Kulturraum an der Ecke Karlstraße/Olgastraße, der innerhalb von sieben Wochen die Stadt bereichert mit Kunst, Workshops, Partys und Diskussionen.
Noch besser ist eigentlich die Nachricht, dass das Kulturbündnis darüber hinaus eine längerfristige Förderung erhält, die für vier Jahre eine hauptamtliche Stelle finanziert. Von diesem bürgerschaftlichen Engagement einer kleinen Gruppe von Menschen könnte am Ende die ganze (Innen-)Stadt profitieren. Das wäre dann das Gegenteil von Wutbürger, egal, ob man diese dann Gutbürger oder Mutbürger nennt.
Ein wenig mehr Wut ist in Königsbronn im Spiel, wo sich eine Gruppe von Menschen gegen die zwei geplanten Kreisverkehre wehrt. Einigkeit herrscht bei allen Bewohnerinnen und Bewohnern der Gemeinde, dass die Verkehrsbelastung zu hoch ist und Radfahrer und Fußgänger grundsätzlich benachteiligt sind. Eine gute Lösung steht noch aus, und natürlich wäre es am besten, es gäbe einfach nicht so viele Autos und Lastwagen, die durch den Ort hindurch wollen. Wünschen hilft indes nicht immer, weshalb sich in Heidenheims Weststadt einige Anwohner zu einer Online-Petition entschlossen haben, die sich gegen Autolärm und sogenannte Poser im Umfeld der Karl-Rau-Halle wendet.
Für alle diese Anliegen braucht es ein Forum, damit die Probleme sichtbar werden, und eine sachliche Abwägung von Argumenten. Denn selbst, wenn eine Entscheidung oder Lösung gewählt wird, die einem nicht gefällt, kann man besser mit ihr umgehen, wenn man die Argumente dafür kennt. Als ein solches Forum verstehen wir uns auch als Lokalzeitung – selbst wenn wir es nicht immer jedem Leser und jeder Leserin recht machen können.
Ein schönes Wochenende!