Sommerserie Wohnwelten

Design trifft Minimalismus: Das Ehepaar Grath vermietet zwei futuristische Tiny Houses in Heidenheim

Auf 25 Quadratmetern bieten zwei kleine Häuschen, die mitten in Heidenheim auf ein Garagendach gebaut wurden, alles, was man zum Wohnen braucht – zumindest auf Zeit. Jaqueline und Ulrich Grath vermieten die Tiny Houses als Ferienunterkunft.

Seit Juni letzten Jahres vermieten Jacqueline und Ulrich Grath zwei außergewöhnliche Tiny Häuser mitten in Heidenheim. Jaqueline Grath vergleicht die Form ihrer beiden Häuschen mit der Oper in Sydney, nur in klein. Mit einem Schmunzeln ergänzt sie: „Wahrscheinlich ist das übertrieben. Sie sehen eher wie ein Diamant aus“. Darauf lässt auch der Name des einen Minihauses schließen: Es heißt „Diamant“, das zweite trägt den Namen „Mirror“ (Spiegel). Passend gewählt, denn die glänzenden Fassaden sind mit polierten Edelstahlblechen verkleidet. Jacqueline Graths Wunsch war es, dass sich darin die Umgebung spiegeln soll - die vorbeiziehenden Wolken am blauen Himmel ebenso wie die Bäume rund um das Grundstück. Die baugleichen Häuser stehen nebeneinander, allerdings sind die Fensterfronten Richtung Straße ausgerichtet. Somit sieht man den Innenraum des nebenliegenden Häuschens, vom jeweils anderen aus, nicht.

„Im Sinne der städtischen Nachverdichtung“

Die zwei Minihäuser wurden auf die Bestandsgaragen der Zeppelinstraße 13 in Heidenheim gebaut. Dieses Grundstück gehörte dem Bauherrn Ulrich Grath schon vorher. Er war es auch, der auf die Idee gekommen sei, dass dort „im Sinne einer städtischen Nachverdichtung“ noch etwas Neues hinzukommen solle, so seine Frau Jacqueline Grath. Um seine Idee in die Tat umzusetzen, holte er sich Hilfe von Markus Bamann, der Architekt bei der Firma Merz Objektbau in Aalen ist.

Die Küchenzeile ist in Mintgrün gehalten und bietet auf kleinem Raum Platz zum Kochen. Natascha Schröm

„Ein Stadterlebnis mit Ausblick“

Auf 25 Quadratmetern bieten die beiden Häuser jeweils Platz für Küche, Bad, Schlaf- sowie Esszimmer. Öffnet man die Tür des kleinen Häuschens, sieht man einen Raum, der alle Räume in einem vereint. Sobald man den ersten Schritt über die Türschwelle geht, riecht man frisches Fichtenholz. Das Urlaubsgefühl stellt sich damit schon ein. Wer jetzt aber an eine Berghütte denkt, irrt sich. Vermieterin Jacqueline Grath sagt, dass es kein Hüttenerlebnis sei, denn auf Warmwasser müsse man in ihrer Unterkunft nicht verzichten. Zudem ergänzt sie: „Es ist ein Stadterlebnis mit Ausblick“.

So sieht es im Ein-Raum-Haus aus

Auf der linken Seite des Raumes steht ein Stoffsessel. Gegenüber der Eingangstür befindet sich die Holzküche, die in einem Mintton gehalten ist. Sie ist klein, bietet aber genügend Raum für wichtige Utensilien und Platz zum Kochen. Zwischen den Holzschränken, die Stauraum neben der Küche und unter der Hochebene bieten, verbirgt sich eine Holzschiebetüre. Dahinter liegt das Bad, das größer ist, als man vermuten würde. Die Dusche und der breite Spiegel, der über dem Waschbecken hängt, lassen das Gefühl verschwinden, dass man in einem Ein-Raum-Haus ist. Über eine ausklappbare Holzleiter gelangt man auf eine zweite Ebene, auf der sich der Schlafplatz befindet. Bis zu zwei Personen können auf der 1,40 Meter breiten Matratze schlafen. Wer in der Schlafecke sitzt oder liegt, blickt auf den Schmittenberg und das Zollamt. Auch von der Terrasse vor den zwei Tiny Häuser hat man die besondere Aussicht.

Geschlafen wird oben, das relativ geräumige Bad befindet sich unter dem Schlafraum. Natascha Schröm

Opernsänger zu Gast

Um das Gefühl ihrer Gäste nachvollziehen zu können, hat Vermieterin Jacqueline Grath selbst schon eine Nacht in ihrem Tiny Haus verbracht. „Dadurch, dass wir Camper sind, war das für mich nichts Besonderes, in einer außergewöhnlichen Unterkunft zu übernachten“, sagt sie. Doch die Schlafkoje unter der Spitze des Daches konnte sie überzeugen. „Spannend, was man alles auf so kleinem Platz unterbringt“, merkt sie an. Auch die Gäste loben, dass es an nichts fehle. Zu den Gästen zählen Berufspendler, die bei großen Firmen im Landkreis Heidenheim arbeiten, aber auch dual Studierende der DHBW oder Kurzzeitgäste. Maximal drei Monate kann man sich in den zwei Tiny Häusern von Ehepaar Grath einbuchen. Das nutzte auch ein Opernsänger, der während seiner Spielzeit bei den Opernfestspielen Heidenheim zwei Monate in einem der beiden Häuser verbrachte.

Ob sich Ehepaar Grath noch weitere Tiny Häuser vorstellen könnte? Ja, aber sie haben noch keine genauen Vorstellungen. Jacqueline Grath ist sich allerdings sicher: „Es würde dann wieder etwas Extravagantes werden“. Quadratisch und praktisch sei nicht ihre Art.

Der Trend der kleinen Häuser

Tiny House ist das englische Wort für Minihaus. Tiny Houses sind sehr kleine Wohnformen mit typischerweise 15 bis 45 Quadratmetern Wohnfläche. Der Trend steht vor allem für Nachhaltigkeit, Minimalismus und einen bewussten Lebensstil. Oftmals wird dafür energieeffizient mit regionalen Materialien gebaut. Auch auf der Schwäbischen Alb hat sich der ursprünglich aus den USA stammende Trend schon ein wenig bemerkbar gemacht.

Schon gewusst? In Burgberg gibt es ein Wohngebiet, das explizit für Tiny Houses ausgewiesen ist: das Baugebiet „Schlossblick – Tiny Häuser“. Dafür enthält das allgemeine Wohngebiet im Teilort Burgberg seit dem zweiten Bauabschnitt drei Bauplätze speziell für dauerhaft verankerte Tiny Houses. Mobile Varianten, die oftmals Bauwagen ähneln, sind in diesem Fall nicht erlaubt.

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