Alles scheint irgendwann auserzählt. Restlos beleuchtet. Vollständig dokumentiert. Umfassend beurteilt. Den Gegenbeweis zu dieser Annahme tritt mit seinem neuen Buch „Schlaglichter“ der Heidenheimer Historiker Alfred Hoffmann an. Er hat schon Veröffentlichtes unter die Lupe genommen, intensives Quellenstudium betrieben, Falsches korrigiert, Neues ergänzt.
Papier mag geduldig sein. Aber es birgt deshalb nicht zwangsläufig Unabänderliches. So wie Geschichte nicht per se die Vergangenheit darstellt, sondern das Wissen darüber. Und dieses lässt sich überprüfen, bisweilen auch erweitern oder verbessern.
Vier Jahrhunderte im Blick
Schlaglichtartig lenkt Hoffmann in seinem Sammelband den Blick auf Vorfälle, die sich zwischen 1536 und 1948 in Heidenheim und seiner Umgebung zutrugen. Etliche der gut zwei Dutzend Aufsätze fanden bereits Beachtung in den Jahrbüchern des Heidenheimer Heimat- und Altertumsvereins, fünf waren noch nicht publiziert.
In akribischer Detailarbeit ging Hoffmann den Dingen auf den Grund, bemühte Primärquellen, verglich, sah nicht alle Darstellungen bestätigt: „Etliches war bekannt, aber nicht alles. Und ich habe viel Neues entdeckt, das nicht korrekt dargestellt, sondern hineininterpretiert war.“
Hexenverbrennung als Anstoß
Bei der Auswahl des Stoffs ließ sich Hoffmann treiben. Am Anfang stand die Neugier, sagt er, „aber dann flogen mir die Themen einfach zu“. Einen Auslöser gab es freilich: einen Vortrag des früheren Heidenheimer und Giengener Stadtarchivars Dr. Alexander Usler zur Hexenverfolgung. Die Thematik findet sich auch im Beitrag „Zue Awla 1614 verbrendt worden“, der einen Fall aus Aalen schildert.
„Es gab sie halt nicht wirklich, die gute alte Zeit“, schreibt Hoffmann in seinem Vorwort und lenkt damit den Blick auf weitere einschlägige Kapitel: „Mit Galgen, Rad und Schwert. Die Heidenheimer Jaunerprozesse 1755-57“ beispielsweise, „Die Geschichte zweier Hinrichtungen 1748. Dorothea Mengler (Kindsmord), Elias Büchelen (Sodomie)“, „Jagdszenen in Heidenheim. Zum Heidenheimer Kirschenkrieg vor 100 Jahren“.
Hoffmann geht es stets um „konkrete Menschen, die wirklich einmal gelebt haben, deren Geschichten aber zugleich über sich hinausweisen auf einen allgemeinen Hintergrund, vor dem sie sich entfalten, und durch den sie bedingt sind“. Meistens gelinge es ihm, die Leute posthum wohlwollend zu behandeln, sagt er. Aber manchmal plage ihn fast schon „das schlechte Gewissen, dass ich sie parasitär ausbeute, wenn ich über sie schreibe“.
Sorgfalt ist daher oberstes Gebot, wenn Hoffmann Männern und Frauen nachspürt. Und so richtet sich sein neues Werk an Leserinnen und Leser, die Interesse an präzisen, dokumentarischen Darstellungen haben und wissenschaftlichen Anspruch mitbringen.

Alfred Hoffmann ist in Mannheim aufgewachsen. Seit 1977 lebt er in Heidenheim. „Die Stadt ist meine neue Heimat geworden“, sagte er, „ich identifiziere mich mit ihr.“ An der Kaufmännischen Schule unterrichtete der heute 75-Jährige Geschichte und Deutsch. Zu beziehen ist sein Buch „Schlaglichter“ unter alfredhoffmann@gmx.net