Um die Situation der Pflege von Seniorinnen und Senioren ging es am Montag im Bildungs- und Sozialausschuss des Kreistags. Sibylle Schumann, die im Landratsamt in der Altenhilfefachberatung tätig ist, stellte den aktuellen Stand und den Ausblick auf die nächsten Jahre dar. Der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) liefert dem Landkreis die Prognosen bis zum Jahr 2030, an denen sich der Bedarf orientiert. Fazit von Sibylle Schumann: „Der Landkreis befindet sich aus meiner Sicht auf einem guten Weg, um die gesteckten Ziele bis 2030 zu erreichen.“ Eine Einschränkung fügte sie hinzu: „Es bleibt die Frage, ob es genug qualifizierte Pflegekräfte gibt, um die Menschen zu versorgen.“
Laut der Fachfrau ist die Zahl der Plätze in Pflegeheimen durch Um- und Neubauten auch zukünftig gesichert. Ein großer Teil der Pflege findet im häuslichen Umfeld statt. Dabei können sich die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen verschiedene Arten von Hilfe suchen: Bei der Nutzung der ambulanten Pflege verzeichne man entsprechend einen kontinuierlichen Anstieg. Die Kurzzeitpflege habe eine erfreuliche Entwicklung genommen und biete nun ausreichend Plätze, um pflegende Angehörige zu entlasten oder die Zeit nach einem Klinikaufenthalt zu überbrücken. Noch ungenutztes Potenzial gibt es bei der Tagespflege, die besser bekannt gemacht werden soll. Die Bereiche im Einzelnen:
Stationäre Pflege vorwiegend für Hochbetagte
Der Bedarf an stationären Plätzen in Pflegeheimen wird vom KVJS für das Jahr 2030 in einem Korridor von 1326 bis 1676 Plätzen errechnet. Schon heute gibt es im Landkreis Heidenheim 1395 Plätze, verteilt auf 22 Pflegeheime. Zum Stichtag 31. Dezember 2024 waren 1288 davon belegt. Von den Pflegeheimbewohnern sind 55 Prozent 85 Jahre und älter. Überwiegend haben sie den Pflegegrad 3 (39 Prozent) und Pflegegrad 4 (30 Prozent). Insgesamt gibt es fünf Pflegegrade mit ansteigender Pflegebedürftigkeit.
Beim DRK sollen die derzeit 45 Pflegeplätze, die im Karl-Kaipf-Heim in Herbrechtingen in Betrieb sind, durch 60 neue ersetzt werden, die in einem Neubau auf dem Gelände entstehen. Laut Geschäftsführer Matthias Brodbeck, der als Kreisrat an der Sitzung teilnahm, soll mit dem Abbruch des bestehenden Heims in Herbrechtingen frühestens Ende 2026 begonnen werden. In Heidenheim entstehen bis Mitte 2026 im Brenzpark-Quartier (ehemaliges Schlachthof-Areal) 45 neue Pflegeplätze. Die Stiftung Haus Lindenhof beginnt demnächst mit dem Neubau eines Pflegeheims in Niederstotzingen und die Awo wird ihr Pflegeheim im Eugen-Loderer-Zentrum umbauen, da es nicht mehr den aktuellen Standards entspricht. Laut Awo-Geschäftsführer Wolfgang Lutz, der beratendes Mitglied des Bildungs- und Sozialausschusses ist, würden durch den Umbau aller Voraussicht nach nur vier Plätze wegfallen.
Kurzzeitpflege wurde erweitert
In den 22 Pflegeheimen im Landkreis Heidenheim gab es Stand Jahresende 2024 116 Kurzzeitpflegeplätze. Darin noch nicht eingeschlossen ist eine ganze Station mit 23 Plätzen im „Haus der Pflege“ des DRK in Heidenheim und zwölf Kurzzeitpflegeplätze in Nattheim. DRK-Kreisgeschäftsführer Brodbeck erläuterte, wieso diese Plätze entstanden sind: „Das ist auch eine Reaktion auf die Schließung der geriatrischen Reha in Giengen“, so der Fachmann. Die Nutzungsquote der Kurzzeitpflegeplätze sei dadurch bedingt auch sehr hoch.
23 ambulante Dienste
Im Jahr 2024 wurden 2358 Pflegebedürftige im Landkreis Heidenheim von insgesamt 23 ambulanten Diensten versorgt. 43 Prozent dieser Menschen sind zwischen 86 und 95 Jahre alt. „Das ist eine sehr gute Ergänzung zur häuslichen Pflege“, so Sibylle Schumann. Mehrheitlich (zu 46 Prozent) waren die Kunden der ambulanten Dienste im Pflegegrad 2 eingestuft. Der KVJS geht davon aus, dass im Jahr 2030 höchstens 1237 Personen einen Pflegedienst in Anspruch nehmen werden. Das Angebot im Landkreis Heidenheim liege schon seit 2017 immer über den Zahlen der Prognose, so Schumann.
Tagespflege als Entlastung
Eigentlich gibt es mit der Tagespflege für pflegende Angehörige eine sehr gute Form der Entlastung – allerdings könnte sie noch viel stärker genutzt werden. 2024 standen dafür 165 Plätze zur Verfügung. Die Pflegebedürftigen werden für die Tagespflege von zu Hause abgeholt, können dann einen Tag in Gesellschaft und mit verschiedenen Angeboten verbringen und werden anschließend wieder nach Hause gefahren. „Es ist uns ein Rätsel, warum das nicht genutzt wird“, so Sibylle Schumann, und das, obwohl es auch einen Zuschuss von der Pflegekasse für dieses Angebot gebe.
Werbung für die Tagespflege
Um das Angebot der Tagespflege bekannter zu machen, hat der Landkreis mit Unterstützung einer Werbeagentur sowohl eine Broschüre unter dem Stichwort „Seniorenzeit“ erstellt als auch eine Homepage (www.seniorenzeit.org) aufgesetzt, die unter anderem auch einen Pflegerechner enthält. Mit diesem kann man die Kosten für die Tagespflege errechnen. Ein kurzer animierter Film gibt einen schnellen Überblick über das Angebot, das zehn Einrichtungen im Landkreis Heidenheim anbieten.