Einen Dauerbrenner nannte Dieter Steck, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Heidenheim, den Bürgerpreis, der am Dienstagabend zum zwölften Mal verliehen wurde. Dr. Jörg Kondring, Vorstandsvorsitzender der Hanns-Voith-Stiftung, verwies auf die ordnende Kraft der Zahl Zwölf, die nicht nur den Jahreslauf in zwölf Monate, sondern auch jeden Tag in zweimal zwölf Stunden einteilt. Am Ende sind es aber nicht die Zahlen, die den Abend der Bürgerpreis-Verleihung zu etwas Besonderem machen, sondern die Menschen, die dabei ausgezeichnet werden: Sie beeindrucken Jahr für Jahr aufs Neue mit der Kraft, Ausdauer und Leidenschaft, die sie in ihre ehrenamtliche Tätigkeit investieren.
„Unsere Gesellschaft kippt“, konstatierte Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo in seinem Grußwort. Der Umgangston werde rauer, man müsse die Frage stellen: „Was sind unsere Werte als Gesellschaft?“ Deshalb freue es ihn, dass die Ehrenamtlichen ausgezeichnet werden, „stellvertretend für viele andere in unserer Stadt.“
Keine leichte Entscheidung
Im Landkreis Heidenheim gibt es sehr viele Menschen, die sich unentgeltlich für Andere einsetzen, und entsprechend hoch war die Anzahl der Bewerbungen und Vorschläge, die die Bürgerpreis-Jury erreicht haben. „Die Entscheidung war alles andere als einfach“, so Sparkassen-Chef Steck. „Wir möchten mit den Preisen danke sagen für den Mut und die Leidenschaft, Dinge zu verändern“, sagte HZ-Verleger Martin Wilhelm, der als Moderator durch den Abend im Business-Club der Voith-Arena führte.
Der Bürgerpreis wird in vier Kategorien verliehen, die jeweils mit 2000 Euro dotiert sind. In der Jury waren: Doris Boch, Vorsitzende der Katholischen Erwachsenenbildung Heidenheim, der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter, Dr. Jörg Kondring, Pfarrerin Almuth Kummer, Landrat Peter Polta, Regina Rendle, Vorstandsmitglied der Hanns-Voith-Stiftung, Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo, Dieter Steck, der Landtagsabgeordnete Andreas Stoch und Martin Wilhelm.
Kategorie U21
Doris Boch stellte den jüngsten Preisträger vor. 15 Vorschläge wurden in der Kategorie der Unter-21-Jährigen eingereicht. „Jeder hätte den Preis verdient“, so Doris Boch. Die Einreichungen würden das Potenzial der jungen Generation zeigen. Entschieden hat sich die Jury für Elias Heimrich aus Nattheim. Der 19-Jährige, der eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung Neresheim absolviert, habe sein Engagement seit 2015 „kontinuierlich ausgebaut“, berichtete die Laudatorin.

Ein Schwerpunkt ist die Musik, der sich Elias Heimrich zunächst in der Jugendkapelle Auernheim und ab 2019 im aktiven Orchester widmete. Seit 2022 spielt er in der Stadtkapelle Neresheim. Er ist außerdem Mitglied der Narrenzunft Neresheim, im Jugend- und Kulturverein Nattheim sowie in der Jungen Union, wo er als Medien- und Pressereferent fungiert. Im Ortschaftsrat Auernheim ist er seit Juli 2024 vertreten. „Das Miteinander ist das Wichtigste in unserer Zeit“, sagte der frischgebackene Preisträger selbst zu seinem Engagement.
Kategorie Alltagshelden
Traditionell gebe es in der Kategorie Alltagshelden die meisten Vorschläge, verriet Laudatorin Regina Rendle. 133 waren es diesmal, entschieden hat sich die Jury für eine Heidenheimerin, die sich 2010 für an Krebs erkrankte Frauen einsetzt und seit 2015 die Gruppe Frauenselbsthilfe Krebs leitet. Susanne Mandl wende rund 1500 Stunden pro Jahr für ihr ehrenamtliches Engagement auf, berichtete Regina Rendle. „Sie fängt an Krebs erkrankte Frauen auf“, so die Laudatorin, rund um die Uhr sei sie für Betroffene und deren Familien telefonisch erreichbar. „Gemeinsame Erlebnisse, Begegnung und Austausch spielen eine große Rolle“, so Regina Rendle. Organisiert werden von Susanne Mandl nicht nur Gruppentreffen, sondern auch Wanderungen, eine Sozialberatung und das Mama-Café am Klinikum Heidenheim. Darüber hinaus ist die Heidenheimerin auch auf Landesebene in der Krebshilfe engagiert.

„Ich möchte mit meinem Team das bewährte Programm fortsetzen“, sagte die Preisträgerin beim Gespräch auf der Bühne. Sie kündigte aber auch an, dass Anfang 2027 ein Wechsel in der Gruppenleitung anstehe und sie die neuen Verantwortlichen gerne dabei unterstützen wolle, damit die Angebote bestehen bleiben können.
Kategorie Engagierte Unternehmer
In der Kategorie Engagierte Unternehmer sollen Menschen geehrt werden, die Werte vorleben, sagte Peter Polta, der diese Auszeichnung vornahm. „Gewürdigt wird unternehmerische Verantwortung für die Gesellschaft“, so der Landrat. 24 Vorschläge gab es für den Preis, erhalten hat ihn der Giengener Klaus Schlumpberger. Der Zimmerer-Meister hat die 1970 von seinem Vater gegründete Zimmerei in Hürben 2002 übernommen und den Betrieb nach Giengen verlagert.

Schlumpberger ist seit 2011 im Vorstand des Giengener Gewerbe- und Handelsvereins aktiv. Dort gehe sein Einsatz „weit über die Grenzen seiner eigentlichen Aufgabe hinaus“, sagte Peter Polta. Er plane Events und setze diese um, sei beim Aufstellen des Maibaums aktiv und beim Giengener Entenrennen im Neopren-Anzug in der Brenz anzutreffen. Auf die Frage, woher er die Zeit für sein Engagement nehme, sagte Schlumpberger, auch sein Tag habe nur 24 Stunden. Allerdings vergehe keiner, an dem nicht im Ehrenamt gearbeitet werde. „Das müssen die Familie und der Betrieb mittragen“, so der Preisträger. Bei ihm stehe die Freude daran, etwas Gutes zu tun, immer im Vordergrund.
Kategorie Lebenswerk
Almuth Kummer machte in ihrer Laudatio eindrücklich deutlich, wie besonders eine Auszeichnung mit dem Bürgerpreis in der Kategorie Lebenswerk ist. Unzählig viele Stunden des ehrenamtlichen Engagements seien notwendig sowie die unermüdliche Willenskraft, diesen Einsatz über mindestens 25 Jahre hinweg zu leisten. 41 Personen wurden in dieser Kategorie vorgeschlagen. Die 82-jährige Heidenheimerin und frühere Buchhändlerin Gertrud Schädler, die sich vor allem innerhalb der evangelischen Kirchengemeinde, aber auch für Literatur und Heimatgeschichte in Heidenheim über einen langen Zeitraum hinweg einsetzte, hat die Auszeichnung erhalten. „Sie ist ein Vorbild für uns alle“, sagte Almuth Kummer.

Gertrud Schädler war 27 Jahre lang Kirchengemeinderätin der Paulusgemeinde. Sie war mitentscheidend dafür, dass die Vesperkirche in Heidenheim etabliert wurde, engagierte sich als Vorlesepatin ebenso für Kinder wie auch für Senioren und half bei der Essensausgabe für Obdachlose mit. Sie ist Mitgründerin des Georg-Elser-Arbeitskreises und holte mehrfach die Schriftstellerin Margarete Hannsmann nach Heidenheim, die sich dadurch ihrer Heimatstadt wieder annähern konnte, so Almuth Kummer.
„Ich hatte immer gerne Kontakt zu vielen Menschen verschiedener Charaktere“, sagte Gertrud Schädler zu ihrem Antrieb für so viel Engagement. Sie sei immer neugierig auf Neues gewesen. „Ehrenamt erweitert den Blickwinkel und bereichert einen selbst“, so die Preisträgerin. Sie gab den vielen Anwesenden noch ein Zitat der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach mit auf den Weg: „Man muss das Gute tun, damit es in der Welt sei.“
Alle Bürgerpreise, das wurde mehrfach betont, werden den Preisträgern stellvertretend für alle übergeben, die sich ehrenamtlich engagieren. Und: Nach der Bürgerpreis-Verleihung ist vor der Bürgerpreis-Verleihung, und dass Kreissparkasse und Hanns-Voith-Stiftung die Auszeichnung auch in Zukunft vornehmen, begründete Dieter Steck so: „Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und umweltbezogenen Herausforderungen werden nicht weniger“. Umso wichtiger seien Menschen, die sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen.