Übergabe

39-Millionen-Euro-Projekt: Der Neubau der Dualen Hochschule Heidenheim ist fertig

Die Studentinnen und Studenten der Dualen Hochschule (DHBW) Heidenheim können sich fertig machen für den Umzug: Der Neubau auf dem ehemaligen WCM-Gelände wurde am Montag im Beisein von Finanzminister Dr. Danyal Bayaz und Wissenschaftsministerin Petra Olschowski an die Nutzer übergeben.

Nachhaltigkeit kann sich auch im Hefezopf verstecken: Einen gebackenen Schlüssel für das neue Gebäude der Dualen Hochschule auf dem ehemaligen WCM-Gelände übergab am Montagvormittag Annette Fischer (Vermögen und Bau) symbolisch an den Heidenheimer Hochschulrektor Prof. Dr. Rainer Przywara. Damit endet die Bauphase des 39-Millionen-Euro-Projekts und die Hochschule kann mit den Vorbereitungen für den Bezug beginnen. Ganz praktisch wird es allerdings erst zum nächsten Wechsel zwischen Theorie- und Praxisphase am 1. Juli so weit sein, dass Studentinnen und Studenten den Campus bevölkern.

Zwei Minister und zahlreiche Firmenvertreter

Wie groß die Bedeutung eines Hochschulneubaus in Baden-Württemberg eingeschätzt wird, konnte man daran ablesen, dass gleich zwei Mitglieder des Kabinetts aus Stuttgart nach Heidenheim gekommen waren: Finanzminister Dr. Danyal Bayaz, zu dessen Ministerium das Amt Vermögen und Bau gehört, und Wissenschaftsministerin Petra Olschowski, die für die Hochschulen im Land verantwortlich ist.
Aber auch vor Ort brachte man der Übergabe des lange geplanten und von den hiesigen Firmen auch finanziell mit insgesamt rund 21,5 Millionen Euro stark unterstützen Neubaus viel Wertschätzung entgegen: Voith war sowohl durch Daniel Schily aus der Voith-Familie wie Firmenchef Dirk Hoke vertreten, die Paul Hartmann AG schickte ihren Personalchef Max D’Huc, der auch Vorsitzender des DHBW-Hochschulrats ist, Edelmann war durch Eigentümerin Claudia Lange und Geschäftsführer Meino Adam vertreten, Kreissparkassen-Chef Dieter Steck war ebenso anwesend wie Volksbank-Chefin Elke Müller-Jordan, Landrat Peter Polta vertrat den Landkreis und Bürgermeisterin Simone Maiwald die Stadt Heidenheim.

Auf dem historisch bedeutsamen Gelände der WCM, die im 19. Jahrhundert den Ruf Heidenheims als Industriezentrum mitbegründet hat, würden nun in Zukunft junge Menschen ausgebildet, sagte Andreas Hölting, Direktor von Vermögen und Bau, bei der Begrüßung. Er hob insbesondere die Rolle des früheren Oberbürgermeisters Bernhard Ilg hervor, der „seinerzeit die Dinge ins Rollen gebracht und die Strippen gezogen“ habe.

Korrespondierend zum DHBW-Würfel an der Marienstraße wurden die beiden neuen Gebäude auf dem ehemaligen WCM-Gelände gestaltet. Rudi Penk

In den zwei versetzten Würfeln stehen der Dualen Hochschule künftig 4600 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Nachhaltigkeit spielte nicht nur beim symbolischen Schlüssel aus Hefeteig, der restlos verzehrt werden konnte, sondern in erster Linie auch beim Bau eine Rolle. Die 64 Bohrpfähle, auf denen die Gebäude gegründet sind, sind mit Kollektoren versehen und tragen zur Erwärmung beziehungsweise Kühlung bei. Die Wärmepumpe wird mit eigenem Solarstrom versorgt, für den eine rund 300 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage sorgt.

Talkrunde statt Grußwort-Marathon

Statt klassischer Grußworte gab es eine Talkrunde, bei der Sabine Burkard, Bürgerreferentin bei Vermögen und Bau, die Stichworte in Form von Fragen an die Teilnehmer gab. Finanzminister Danyal Bayaz zeigte sich erleichtert, dass beim Projekt finanziell alles im Budget geblieben sei. Zwar würden die 70 Hochschulen, die Baden-Württemberg in der Fläche habe, jede Menge Geld kosten, aber das würde sich das Land leisten. Landrat Polta bezeichnete er scherzhaft als „Wadenbeißer, der die Leute bis nach Stuttgart nervt“, was aber positiv gemeint sei.

Wissenschaftsministerin Petra Olschowski hob die DHBW in Heidenheim als einen der Standorte hervor, der sich „in den letzten Jahren besonders gut entwickelt hat.“ Der Neubau sei ein tolles Zeichen für die Region und die DHBW. Auch für die Studierenden sei es wichtig, dass sie in einer angemessenen Umgebung studieren könnten.

Heidenheims Bürgermeisterin Simone Maiwald sprach von einem sehr wichtigen Tag für die Stadt: „Es wird einen großen Impuls durch den Neubau geben“, sagte sie voraus. Dass Bildung, Forschung und Innovation nun auf einem alten Industriestandort ihren Platz gefunden haben, sei „den Stadtoberen in der Vergangenheit“ zu verdanken. Heidenheim sei zwar eine bescheidene Region, die aber ihre Ziele mit Zähigkeit verfolgen würde, „das macht sie aus.“ Maiwald hob die Zukunftsakademie hervor, die auch ins neue Gebäude einziehen wird und Kindern einen niederschwelligen Zugang zu Bildung ermöglichen würde.

„Wir sind in Deutschland auf das Humankapital angewiesen“, sagte Daniel Schily als Vertreter der Voith-Familie. Zur 150-Jahr-Feier habe Voith durch die Unterstützung des Neubaus einen Impuls geben wollen, damit es in der Stadt in dieser Hinsicht auch in Zukunft weitergehen könne. Auch er lobte nochmal Alt-OB Bernhard Ilg, der „zäh an uns herumgebaggert hat“, weshalb er jetzt hier stolz stehen könne.

Studierende freuen sich über den neuen Campus

Heiko Warnke als Vertreter des Studierendenparlaments freute sich, dass die zukünftigen Nutzer des Gebäudes von Anfang an den Planungen beteiligt gewesen seien. „Wir können jetzt die gesamte Studierendenschaft mehr zusammenbringen“, freute er sich über den neuen Standort, der starken Campus-Charakter habe. Zudem würde das neue Gebäude durch die fortgeschrittene Digitalisierung auch die hybride Lehre einfacher machen.

Prof. Dr. Andreas Mahr, der als Prorektor und Dekan der Fakultät Technik am stärksten in die Planung des Neubaus eingebunden war, erinnerte an die lange Zeit der Planung: „Schon drei Jahre nach dem Bezug war unser Neubau in der Marienstraße zu klein“, berichtete er. Eine kleine Planungsgruppe habe daraufhin beschlossen, auf Sponsorensuche für einen weiteren Neubau zu gehen. Obwohl die Bauphase geprägt gewesen sei von der Corona-Pandemie, der Materialkrise und dem starken Anstieg der Baupreise, habe man alle großen und kleinen Herausforderungen gemeistert. Da die ursprüngliche Idee des Umzugs der sozialen Studiengänge aus der Wilhelmstraße in den Neubau dem Sponsor Voith nicht gerecht geworden wäre, habe man sich dazu entschlossen, fakultätsübergreifend zu denken und im Neubau einen Schwerpunkt für Digitalisierung zu schaffen.

Enormes Spendenaufkommen von lokalen Partnern

Der DHBW-Neubau bietet Platz für rund 800 Studierende der Fakultäten Technik und Wirtschaft sowie für die Kinder- und Jugendförderung der Zukunftsakademie (ZAK) der Stadt Heidenheim. Umgesetzt wurde das Projekt von Vermögen und Bau Schwäbisch Gmünd, als Architekturbüro war Blocher Partners beauftragt. Die Baukosten lagen bei rund 39 Millionen Euro. Das Land hat rund 17,6 Millionen Euro investiert. Mit rund 21,5 Millionen Euro wurde über die Hälfte von regionalen Partnern bezahlt: Zwölf Millionen Euro bezahlt die Firma Voith, die Zusage für diese Spende machte der Konzern 2017 anlässlich des 150-jährigen Firmenbestehens. Weitere acht Millionen Euro kommen von Stadt und Landkreis Heidenheim sowie weiteren Firmen wie Hartmann, Edelmann, Schwenk oder TDK Electronics.

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