Als eine Hälfte des Duos „Basswar & Caox“ tritt der Giengener Kevin Schrötter auf internationalen Bühnen auf. Sogar eine Goldene Schallplatte haben sich die beiden Künstler mit ihrer elektronischen Musik schon erarbeitet. Gegen ein bisschen Ruhm hat der 33-Jährige auch gar nichts einzuwenden, vor allem aber sieht Schrötter seine Musikszene vor Herausforderungen stehen. Dem will er mit seinem im Saarland lebenden Kompagnon Nils Puschmann entgegenwirken.
Auf der Bühne an den Reglern zu stehen und die Meute zum Tanzen zu bringen, das ist die eine Seite der Medaille, vermutlich sogar die strahlende. Auf der anderen Seite beschäftigt sich Schrötter mit der Zukunft des Genres, mit den rechtlichen Tücken von Lizenzverträgen, aber auch mit der Frage, welchen Einfluss Künstliche Intelligenz in absehbarer Zeit auf kreative Prozesse haben wird.
KI als Chance oder Bedrohung?
„Manche sehen die KI als absolute Bedrohung an“, sagt Schrötter. Ein paar Mausklicks, dazu ein, zwei Zeilen Prompt, also den „Auftrag“ an die KI – und schon können Musikstücke entstehen, die man auch tatsächlich anhören kann. Als Musiker, dessen künstlerische Arbeit potenziell bedroht ist, sieht Schrötter das Thema dennoch differenziert. „Die KI hat noch kein Gefühl“, sagt er. Die Maschinen können aus dem Querschnitt unzähliger Musikstücke zwar etwas generieren, das eben wie ein musikalischer Eintopf klingt – eigene Inspiration können sie aber nicht entwickeln. „Man muss lernen, mit der KI umzugehen“, glaubt er. Einen guten Prompt zu schreiben, aus dem dann ein wirklich originelles Stück entsteht, sei eine eigene Kunstform.
Als derzeit deutlich größere Bedrohung sieht der seit fast 20 Jahren in der Szene aktive Giengener die allgemeine und wirtschaftliche Entwicklung der Techno-Szene. Während der Corona-Pandemie habe ein Clubsterben eingesetzt, das bis heute anhalte. „Auch die Festivals zittern bereits“, sagt er. Hinzu kommt ein Ungleichgewicht, das auch Künstlerinnen und Künstler anderer Genres plagt: Während die großen Namen der Szene deutlich höhere Gagen als noch vor wenigen Jahren durchsetzen können, bleibe für weniger bekannte Acts oder gar die Newcomer immer weniger übrig. „Wir wollen dieser Entwicklung mit unserer Reichweite und unserem Namen etwas entgegensetzen“, sagt der Giengener.
Leidenschaft für die Techno-Szene
Aus diesem Gedanken heraus haben „Basswar & Caox“ die Initiative „Hard Passion“ ins Leben gerufen. Das Wort „Hard“ steht dabei als Synonym für „Hardstyle“, ein Unter-Genre unter dem weit gespannten Techno-Dach. „Passion“ wiederum kennzeichnet die Leidenschaft für die elektronische Musik einerseits und die dazugehörige Szene andererseits. „Hard Passion“ sieht vor, dass „Basswar & Caox“ regelmäßig auf ihren Online-Kanälen Videos hochladen, in denen sie kostenlos Werbung für Szene-Events einblenden. „Damit wollen wir die Szene unterstützen“, betont Schrötter. Dabei kann das Duo durchaus auf eine gewisse Reichweite verweisen: Über die verschiedenen Kanäle hinweg kratzen sie demnächst an der Marke von 100.000 Followern. Bislang hatten ihre Videos und Streams mehr als 90 Millionen Aufrufe, in verschiedenen internationalen Charts blickten sie auf 73 Platzierungen.
Elektronische Musik lässt sich zwar auch am heimischen Rechner produzieren und auch das Hochladen auf Streaming-Plattformen ist kein Hexenwerk. Bei der Frage, wie man die eigene Musik sauber lizenziert und auf Verkaufsplattformen platziert, kommen bereits knifflige Themen auf die Künstlerinnen und Künstler zu, sagt Schrötter. Aus diesem Gedanken heraus haben Schrötter und Puschmann 2016 das Label „Activated Records“ gegründet. Mit ihrem Label kümmern sie sich um rechtliche Fragen, sie managen ihre Acts und sorgen als sogenannte Booker auch für lohnenswerte Auftrittsmöglichkeiten. Etwaige Erlöse werden ins Label investiert.
„Wir bauen das Label als kleine Familie auf“, sagt Schrötter, der aktuell noch eine Weiterbildung zum Thema Musiklizenzierung anstrebt. Derzeit sind unter dem Dach von „Activated Records“ deutschlandweit und international rund 60 Künstler vereint. Abgebildet wird dabei im Moment vor allem die typische Raver-Szene, die Labelmacher wären aber bereit, über die Genregrenzen hinauszugehen. „Ich will Feuer in den Augen sehen“, beschreibt Schrötter das Idealbild eines neuen Künstlers auf dem Label. „Partyschlager wird es von uns aber nicht geben“, sagt er und lacht.
Bis zu neun Millionen Aufrufe
„Basswar & Caox“ veröffentlichen auf Plattformen wie Youtube regelmäßig sogenannte Remixe. Dabei handelt es sich um bekannte Lieder, die sie mit den typischen Hardstyle-Stilelementen unterlegen. Das beliebteste Video bei Youtube ist ein Remix des Avicii-Stücks „Wake me up“, das bislang mehr als neun Millionen Mal aufgerufen wurde. Im Sommer stehen unter anderem mehrere Auftritte in Kroatien auf dem Programm.