Giengens Wahrzeichen

Wann der Bläserturm der Stadtkirche Giengen wieder ganz sichtbar wird

Die Zifferblätter der Giengener Stadtkirche werden derzeit noch restauriert. Bis November erstrahlen die frisch sanierten Türme nach Abschluss der Bauarbeiten dann in neuem Glanz.

Die Spitze des Bläserturms der Giengener Stadtkirche wurde von den Gerüstbauern bereits wieder freigelegt, zumindest bis auf Höhe der Turmuhr. Wer allerdings gehofft hatte, die riesige Metallkonstruktion würde gleich komplett abgebaut, muss sich noch ein wenig gedulden. Voraussichtlich Mitte November soll das Baugerüst verschwunden sein. Dann erst werden die sanierten und frisch gestrichenen Türme in ganzer Pracht zu bewundern sein.

Wie Bauleiterin Sonja Surace vom Langenauer Architekturbüro Weber erklärt, steht derzeit nur noch die Arbeit an einem letzten Detail aus – den Zifferblättern der Turmuhr. Diese sind durch Alter und Witterung angegriffen und müssen durch die fachkundigen Hände eines Restaurators aufgearbeitet werden.

Wer beim Begriff Zifferblätter an seine Armband- oder Wanduhr denkt, darf über die tatsächlichen Dimensionen an der Stadtkirche staunen: Die in luftiger Höhe angebrachten Zeitanzeigen haben einen Durchmesser von 2,4 Metern und bestehen aus je zwei Metalltafeln, die einzeln rund 70 Kilogramm schwer sind. Sie verfügen sogar über Revisionsöffnungen, durch die im Normalbetrieb beispielsweise die Zeiger gewartet werden können.

Stadtkirche Giengen: Zifferblätter werden restauriert

Für die Restaurierung wurden die Zifferblätter mit Hilfe des Gerüstaufzugs zunächst zu Boden und dann in die Werkstatt des Fachmanns gebracht. Dieser wird voraussichtlich bis Ende Oktober für seine Arbeit benötigen, bevor die Zifferblätter wieder angebracht werden können.

Das Zifferblatt auf der Westseite vor dem Abbau: Witterung und Rost haben den Metalltafeln zugesetzt. Weber Architekten

In den vergangenen Monaten haben Experten vor allem im Bereich der Turmspitze bereits schadhafte Stellen saniert. So wurde etwa die Dachdeckung der Turmzwiebel erneuert, darunter mussten die Zimmerleute etliche brüchig gewordene Hölzer austauschen.

Auf dem umlaufenden Balkon, der den Giengener Turmbläsern als regelmäßiger Auftrittsort dient, mussten Teile des Bodens aus Naturstein nachgebessert werden. Hierfür wurden allerdings nicht ganze Steine ausgetauscht, sondern abgeplatzte Stellen durch spezielles, farblich angepasstes Material ergänzt. Zehn der gedrechselten Streben des Geländers mussten ausgetauscht werden, weil das Holz durch langen Witterungseinfluss morsch geworden war. „Gefahr bestand deshalb aber nicht“, betont Bauleiterin Surace. In den Streben verläuft jeweils noch ein Stahlstab, der für die Stabilität des Geländers sorgt.

Beide Türme sind jetzt frisch gestrichen

Die vielleicht augenfälligste Veränderung am Turm wird womöglich der Anstrich sein. Zuletzt hat der Giengener Malerbetrieb Grötchen den Turm zuerst gründlich abgewaschen und nach dem Ausbessern schadhafter Stellen im Putz mit einem zweifachen Anstrich versehen.

Nach Einschätzung der Projektleiterin sollten die Türme damit für die nächsten Jahrzehnte gerüstet sein. Die letzte Renovierung fand 1968 statt, also vor rund 57 Jahren – nach Suraces Einschätzung ein durchaus realistischer Zeitraum.

Der benachbarte Glockenturm war aus baulicher Sicht wegen tiefer Risse in den Außenwänden das deutlich größere Sorgenkind. Dessen Sanierung erfolgte zwar bereits 2024, allerdings läuft aktuell immer noch eine Ergänzung: Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch der stählerne Glockenstuhl zuerst aufwändig angehoben und dann neu gelagert, weil sich die Vibrationen des Stahlgestells so stark in die Wände fortgesetzt hatten, dass es schließlich zur Rissbildung kam.

Ein Gutachten erbrachte dann ans Licht, dass einer der Klöppel nicht optimal passt, was demnach für zusätzliche unerwünschte Schwingungen sorgte. Derzeit werde noch geprüft, in welchen Abmessungen und aus welchem Material ein neuer Klöppel gefertigt werden muss. Nach dessen Einbau wird dann endlich auch wieder der volle Glockenklang aus dem Turm zu hören sein.

Baukosten steigen leicht

Keine größeren Überraschungen gab es bei den Kosten der Sanierung. Zuletzt war von rund 900.000 Euro für beide Türme die Rede gewesen. Nach Suraces Einschätzung wird diese Summe zwar überschritten, allerdings nur um einen fünfstelligen Betrag.

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