Nach außen hin ist es um das Projekt Stadtoase im Giengener Geißenmarkt im Verlauf des Jahres ruhig geworden. Ab September 2024 und bis in den März dieses Jahres hinein lief ein Feldversuch mit vom Land geliehenem Mobiliar. Was blieb, war die Tatsache, dass das kurze Sträßchen nun verkehrsberuhigt und Einbahnstraße ist. Langsamerer und weniger Verkehr allein macht ein Mini-Quartier aber noch nicht zur Oase.
Hartmut Gräter ist Anwohner am Geißenmarkt, und er würde dem Eindruck sicherlich widersprechen, dass sich über die Oase eine Art Dornröschenschlaf gelegt habe. Gräter ist einer der Initiatoren des Projekts, hat im April 2024 zusammen mit seinen Mitstreitenden zu einer Demonstration eingeladen und nicht zuletzt mit weiteren Anwohnerinnen und Anwohnern einen Plan entwickelt, wie der Geißenmarkt in Zukunft aussehen könnte. Und der sieht vor allem Grün vor, von dem es nach Gräters Empfinden in Giengen zu wenig gibt.
Weniger Pflaster, mehr Grün
Dafür, so der Vorschlag aus dem Gässchen, würden Teile der Pflasterflächen samt Schotterunterbau entfernt und durch Mutterboden ersetzt, Fassaden könnten begrünt werden, außerdem sollen Sträucher und Stauden wachsen können. Für Aufenthaltsqualität sollen Sitzbänke sorgen, zudem soll das neue Grün mit Regenwasser gegossen werden, beispielsweise aus Regentonnen oder aus einer zentralen Zisterne.
Dem Plan zufolge könnte das Vorhaben, für das man um Unterstützung durch den Bauhof bat, schon abgeschlossen sein. Im Moment ist aber offen, wie es weitergehen könnte.
Der Plan wurde auch bei der Stadtverwaltung eingereicht. Gräter erzählt, ihm gegenüber hätten einzelne Ratsmitglieder bekundet, die Idee sei toll. Zudem nahm Gräter auch an, dass der Rat über den Ansatz diskutieren werde. So weit kam es aber nicht. Der Plan schaffte es bislang nicht auf die Tagesordnung einer öffentlichen Sitzung, im Geißenmarkt fürchtet man gar, das Vorhaben sei womöglich schon beerdigt worden.
Grünplan für die ganze Stadt
Seitens der Stadtverwaltung klingt es indes nicht nach einer völligen Ablehnung. Man sei dem Vorhaben gegenüber „offen“, so Oberbürgermeister Dieter Henle. Man wolle jedoch zunächst „gesamtstädtisch“ einen Grünplan erstellen. Wenn dieses Konzept dann fertig sei, könnte davon auch die Stadtoase profitieren, glaubt Henle. Das Konzept fürs Giengener Grün soll 2026 beschlossen werden.
Bürgermeister Alexander Fuchs sieht auch noch praktischen Klärungsbedarf. Im Geißenmarkt müssten die Befahrbarkeit für Feuerwehr und Müllabfuhr gewährleistet bleiben, zudem lägen im Untergrund vielerlei Leitungen, was zumindest das Pflanzen größerer Bäume erschwere. Dennoch seien Verwaltung und Gemeinderat auf dem Weg, das Vorhaben Stadtoase als Privatinitiative anzuerkennen und wertschätzend zu unterstützen.
Gräter wiederum würde sich wünschen, die Vision von der innerstädtischen Oase im Rat vorstellen zu dürfen. Immerhin: Die Verkehrsberuhigung habe spürbare Erleichterung gebracht, für Kinder sei die Straße deutlich sicherer geworden. Mancher fahre zwar immer noch aus Gewohnheit zu schnell oder falsch herum in die Einbahnstraße, aber man müsse auch mal zufrieden sein.
Umbau vor 30 Jahren
Vor fast 30 Jahren titelte die HZ „Geißenmarkt im Umbruch“. Etwa eine Million Mark wurde damals in die Erneuerung etlicher Leitungen und die Neugestaltung der Straße gesteckt. Die Fahrbahn wurde asphaltiert, die Randbereiche wurden gepflastert. „Das historische Viertel wird an Attraktivität gewinnen“, war sich der Autor damals sicher. In den Jahren danach wurden auch etliche Häuser am Geißenmarkt aufwendig saniert, was sich bis heute in einem malerischen Anblick niederschlägt.


