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Glasfaserausbau in Giengen: Das Ultimatum für den Baustart läuft

Der Glasfaserausbau in Giengen stockt weiter. Die Stadtverwaltung erwartet den Baustart bis Mitte 2026, sonst greift ein Ultimatum und die Markterkundung beginnt von Neuem. An einem neuen Plan wird im Hintergrund bereits gearbeitet.

Toni heißt jetzt Leonet, die Verheißungen des Glasfasernetzes lassen aber immer noch auf sich warten. Mit der schon fast sprichwörtlichen Zuversicht der Stadt Giengen gingen Oberbürgermeister Dieter Henle und Bürgermeister Alexander Fuchs bei der städtischen Pressekonferenz vor Weihnachten aber weiterhin davon aus, dass das Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) in wenigen Monaten endlich mit dem Bau des Netzes beginnen wird

Jüngst hatte es Vertriebsaktivitäten des Unternehmens in Teilen der Gesamtstadt gegeben. Das wertet man im Rathaus als einen Beleg dafür, dass auch UGG weiter an Giengen interessiert und gewillt ist, die mit der Stadt getroffene Vereinbarung und die mit potenziellen Kunden geschlossenen Verträge zu erfüllen. Wer bereits einen Vertrag unterzeichnet hat, betonte die Verwaltungsspitze noch einmal, muss nicht erneut zustimmen.

Stadt erwartet Baustart bis zur Jahresmitte

Allerdings hält auch die Stadtverwaltung an ihrem bereits mehrmals kommunizierten Ultimatum fest: Man gehe fest davon aus, dass der erste Spatenstich für den umfangreichen Netzausbau im ersten Halbjahr 2026 stattfindet – gefolgt natürlich von den notwendigen Tiefbauarbeiten.

Sollte dies nicht erfolgen, stelle man, so Fuchs, „nach dreieinhalb Jahren Wartezeit das Marktversagen fest“. Das bedeutet, dass von diesem Zeitpunkt an die Stadt Giengen nicht mehr davon ausgehen wird, dass der Vertragspartner UGG das gewünschte Ziel, nämlich den flächendeckenden Glasfaserausbau, erreichen wird.

Schon vor etlichen Monaten hatte OB Henle angekündigt, dass man allem Optimismus zum Trotze im Rathaus auch bereits an einem Plan B arbeite. Dazu wird vertragsgemäß auch gehören, dass die Stadt das bereits an UGG verkaufte Leerrohrnetz zurücknimmt und im Anschluss in eine neue Markterkundung eintritt. Sprich: In diesem Falle würde die Suche nach einem Partner für das Glasfasernetz erneut beginnen. Selbst tätig werden könnte die Stadt, falls sich kein Unternehmen fände, das den Ausbau stemmen will.

Leerrohrnetz ist bereits verkauft

In der Vorbereitung für den Netzausbau hatte die Stadt bereits 2014 beschlossen, bei Tiefbauarbeiten im Stadtgebiet gleich Leerrohre für eine künftige Breitbandverkabelung mitverlegen zu lassen. Im Laufe der Zeit kamen so in Giengen, Hürben, Burgberg und Hohenmemmingen mehr als acht Kilometer Leitungsnetz zusammen, die in der Herstellung 1,76 Millionen Euro gekostet hatten. Weil das Netz über die Jahre zum Teil bereits abgeschrieben war, betrug der Buchwert zum Jahresende 2023 noch 1,3 Millionen Euro.

Im April 2024 beschloss der Gemeinderat bei vier Neinstimmen und drei Enthaltungen den Verkauf des Leerrohrnetzes an die Firma Infrafibre Networks, eine Tochtergesellschaft des damaligen Vertragspartners Breitbandversorgung Deutschland (BBV), die im Dezember 2024 von UGG übernommen wurde. Der Verkauf brachte dem Stadtsäckel 608.000 Euro ein. Anteile im Wert von 200.000 Euro behielt die Stadt. Schon damals war klar, dass sich die Verwaltung ein Rückkaufsrecht vorbehalten hatte.

Transformation verzögert das Projekt

Den Grund für die zuletzt aufgelaufenen Verzögerungen des gesamten Projekts sieht Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle in der Tatsache des Verkaufs der BBV an UGG. Dieser Prozess habe sich im Hintergrund hingezogen. Nach außen zeigt sich die Transformation auch darin, dass die bisherige Marke „Toni“ seit dem 1. Oktober 2025 zusammen mit anderen Marken unter „Leonet“ zusammengefasst wurde. Hinter UGG stehen die Gesellschafter Allianz und Telefónica.