Ärztliche Versorgung

Stadt Giengen zahlt neuen Ärzten künftig einen Mietzuschuss

Giengen fördert Ärzte und Praxen künftig mit bis zu 100 Prozent Mietzuschuss, um die medizinische Versorgung in der Stadt zu verbessern. Einen Schwerpunkt will man auf Kinderärzte sowie die Kinder- und Jugendpsychiatrie legen.

Um die Versorgung mit Haus- und Fachärzten zu verbessern, wird die Stadt Giengen künftig einen Mietzuschuss an Ärztinnen und Ärzte auszahlen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Der Zuschuss kann bis zu einhundert Prozent der Kaltmiete umfassen. Der Vorschlag wurde im Gemeinderat einhellig begrüßt und einstimmig verabschiedet.

Wie der städtische Gesundheitsmanager Günther Schmidt im Rat darlegte, peilt die Stadt mit dieser neuen Förderrichtlinie eine ausgewogene allgemein- und fachärztliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit medizinischen Leistungen an. Die neue Richtlinie soll Praxisübernahmen, Neuniederlassungen oder -anstellungen, Gründung von ärztlichen Kooperationen und insbesondere die Neuniederlassung von Praxisinhabern der Kinder- und Jugendpsychiatrie unterstützen. Förderwürdig sind auch beispielsweise Verlegungen des Praxisstandorts, wenn damit eine Kapazitätsausweitung einhergeht. Ziel sei, dass sich Einzelpraxen zu Teampraxen entwickeln könnten.

Bis zu 100 Prozent Förderung

In der Regel soll die Richtlinie auf eine Praxisfläche von bis zu 250 Quadratmetern, im Falle von Räumen für Kinder- und Jugendpsychiatrie bis zu 80 Quadratmetern, angewandt werden können. Je nach Mietbindungsdauer bezahlt die Stadt bis zu zwei Jahre einen Zuschuss von 50 Prozent bis zu einer Mietpreisobergrenze von elf Euro Kaltmiete für Ärztinnen und Ärzte, die eine vertragsärztliche Tätigkeit aufnehmen. Im Falle von Neuniederlassungen oder bei der Anstellung von Medizinern in Weiterbildung kann der Zuschuss 100 Prozent betragen. Bei Kinderärzten sowie Kinder- und Jugendpsychiatern beträgt der Zuschuss generell 100 Prozent.

Jörg Bayer von der CDU-Wählerblockfraktion regte an, auch die Neuansiedlung von Apotheken in die Förderrichtlinie aufzunehmen. Gerade in der Giengener Südstadt besteht hierfür Bedarf. „Das können wir gesondert betrachten“, sagte Oberbürgermeister Dieter Henle, vermischen sollte man die unterschiedlichen Themen aber nicht. Stadtrat Wilhelm Oszfolk (SPD) betonte, die Stadt sei regelrecht verpflichtet, in dieser Sache aktiv zu werden. Eine bessere ärztliche Versorgung sei ein „Bürgerwunsch“.

Besonders wichtig: Kinder und Jugendpsychiatrie

Als „konsequenten nächsten Schritt“ bezeichnete Martin Hermann von der CDU-Wählerblockfraktion die neue Förderrichtlinie, die eng an das Einzelhandelsprogramm „Giengen zahlt deine Miete“ angelehnt ist. Dabei könne eine Förderung von Praxen unterschiedlicher Formen „nachhaltiger und weniger Risikokapital“ sein als die Einzelhandelsförderung. Ute Goppelt (SPD) begrüßte insbesondere, dass es sich um eine kommunale Förderung handelt und „keine Finanzhaie“ dahinterstecken.

Als „extrem wichtig“ bezeichnete Alexandra Carle (Grüne und Unabhängige) das Förderprogramm. Vor allem Kinder- und Jugendpsychiatrie sei ein sehr wünschenswertes Angebot, damit Betroffene nicht zu lange allein bleiben mit ihren Problemen.

Für das laufende Haushaltsjahr ist für das Förderprogramm ein Budget von 100.000 Euro im Bereich Wirtschaftsförderung eingestellt.

Erste Erfolge des Gesundheitsmanagers

Die Bemühungen von Gesundheitsmanager Günther Schmidt tragen OB Henle zufolge erste Früchte. Beim Medizinischen Versorgungszentrum an der Oggenhauser Straße habe etwa eine Allgemeinmedizinerin neu begonnen. In diesem Fall habe die Stadt bei der Wohnungssuche unterstützt. Zum 1. September werde eine Psychotherapeutin in Giengen ihre Arbeit aufnehmen, eine weitere wird derzeit von der Stadt begleitet.

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