Klimawandel

So wird der Giengener Stadtwald an steigende Temperaturen angepasst

Giengens Stadtwald wird von Buchen und Fichten dominiert. Angesichts des Klimawandels muss mehr Mischung her.

Inventur im Wald? Das stellt man sich gemeinhin schwierig vor. Doch es werden keineswegs alle Bäume einzeln gezählt. „Wir nehmen uns gewisse Punkte vor und bekommen dadurch ein ganz gutes Bild“, sagte Michael Laible beim Waldbegang des Gemeinderats. Laible ist Leiter des Fachbereichs Wald und Naturschutz des Landkreises und führte die Stadträtinnen und Stadträte sowie Bürgerinnen und Bürger zusammen mit Giengens Revierförster Günther Taub zu mehreren Stellen im Bereich Röthenberg – also nahe des Holzwegs bei Oggenhausen.

2026, also im kommenden Jahr, wird der Giengener Stadtwald wieder einer Inventur unterzogen. Die Ergebnisse fließen dann ein in die Forstplanung, die 2027 für die darauffolgenden zehn Jahre erstellt wird. Eben diese Planung, die vom Gemeinderat abgenommen werden muss, werde keine einfache: Entscheidungen, die getroffen werden, hätten schließlich Auswirkungen für mehrere Jahrzehnte, wenn nicht gar mehrere Generationen. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels sind Prognosen und Entscheidungen schwierig zu treffen“, so Laible. Um sich Theorien zu erarbeiten, blicke man auf Gebiete, in denen es heute die Temperatur habe, die in Giengen in den kommenden Jahren erwartet werden: angenommen werde ein Anstieg der durchschnittlichen Temperatur um zwei Grad Celsius. Als Blaupause diene daher etwa die Region Tauber-Franken und wie Baumarten mit steigenden Temperaturen zurechtkommen.

Giengens Revierförster Günther Taub und Fachbereichsleiter Michael Laible (hinten) führten durch den Stadtwald. Marc Hosinner

Fakt sei: Fichten hätten schon jetzt Probleme mit trockenen Sommern und Hitze. Auch Buchen würden mit zunehmenden Plus-Graden nicht gut zurechtkommen. Heißt: Giengens Stadtwald mit einem hohen Anteil an Fichten und Buchen wird sich verändern müssen. „Wir setzen bei der Mischung auf einen Strauß von Baumarten. Der Umbau muss jetzt unser Ziel sein. Und wir wollen eine hohe Qualität produzieren.“, so Taub. Fichten würden, so die Schätzung von Experten, bis im Jahr 2100 keine Rolle mehr in den heimischen Wäldern spielen. Eichen hingegen wurde eine Zukunft attestiert, auch Douglasien, mit Abstrichen, seien wohl besser geeignet.

Wir setzen auf einen Strauß von Baumarten.

Günther Taub, Revierförster.

Von Hand Mischkulturen anzulegen, sei arbeitsintensiv und auch teuer. Im Giengener Stadtwald setze man deswegen auf eine natürliche Verjüngung. Anschaulich wurde dies an Stellen, an denen zuvor ausgelichtet wurde und wo nun neue Bäume und unterschiedliche Arten wachsen.

Der Wald habe, so Taub, für die Stadt durch den Verkauf von geschlagenem Holz einen wirtschaftlichen Aspekt. Wenn es weniger Fichten gebe, steige auch der Preis für dieses Holz. Andererseits müsse der ökologische und soziale Aspekt berücksichtigt werden: Der Wald erfülle nicht nur eine wichtige Aufgabe für die Umwelt, sondern sei auch für die Menschen als Rückzugsort und Ort der Erholung immens wichtig.

Buche und Fichte sind im Stadtwald bestimmend

Der Giengener Stadtwald erstreckt sich über 792 Hektar Fläche und ist in 14 Bezirke unterteilt. Die drei größten – Röthenberg, Hoher Stich und Spädele – umfassen jedoch fast 90 Prozent der Fläche.

Der Wald besteht aus etwa 37 Prozent Buchen, 23 Prozent Fichten, neun Prozent Eichen und neun Prozent Eschen. Douglasien, Lärchen, Hainbuchen oder Kiefern machen jeweils nur zwischen ein bis zwei Prozent aus. Wie beim kürzlich stattgefundenen Waldbegang erklärt wurde, seien lediglich fünf Prozent der Bäume Totholz.

Revierförster Günther Taub erklärte, dass der Stadtwald 2024 durch den Verkauf von Hölzern – geschlagen worden seien 5500 Festmeter – einen Gewinn von etwa 170.000 Euro erzielt habe. Für das allmählich zu Ende gehende 2025 sei mit ähnlichen Werten zu rechnen. Der Käfer-Befall habe sich in Grenzen gehalten. „Vier Prozent sind nicht viel“, so Taub.