Mit ziemlicher Sicherheit wird es am Sonntagabend keine Überraschung geben: Dieter Henle wird am Sonntag zum zweiten Mal zum Oberbürgermeister Giengens gewählt werden. Zwar gibt es auf dem Stimmzettel die Möglichkeit, durch Eintragen einer anderen Person die Stimme zu geben, doch auf den Ausgang der Wahl, bei der Amtsinhaber Henle ohne Gegenkandidaten ins Rennen geht, wird das sicherlich keinerlei Einfluss haben.
Damit bleibt es auch bei vier Männern, die als Oberbürgermeister Giengen vorstanden: Siegfried Rieg, Clemens Stahl, Gerrit Elser und eben Dieter Henle.
Siegfried Rieg war erster OB Giengens
Siegfried Rieg war allerdings schon 22 Jahre Stadtoberhaupt, als er mit der Erhebung zur Großen Kreisstadt vom Bürgermeister zum Oberbürgermeister wurde. Rieg war es, der – auch gegen Widerstände – maßgeblich den Weg dorthin geebnet hatte. Zum 1. Januar 1999 war Giengen zur Großen Kreisstadt erhoben worden. Die Urkunde wurde Rieg bei einem Festakt am 19. Februar 1999 überreicht. Zwei Jahre lang war Rieg noch Oberbürgermeister, dann war für ihn, der im Mai 2017 im Alter von 81 Jahren verstarb, Schluss mit der Politik.

Vier Kandidaten waren es 2001, die in Riegs Fußstapfen treten wollten: die Videothekarin Petra Held, der
Jurist Peter Lindner, Rechberghausens Bürgermeister Peter J. Ruf sowie der Blumberger Rathaus-Chef
Clemens Stahl. Die beiden letztgenannten galten als Favoriten und es war ein enges Rennen nach einem fairen Wahlkampf erwartet worden. Dass der Verwaltungswirt Clemens Stahl schon im ersten Wahlgang 56,6 Prozent der Stimmen und damit mehr als 20 Prozentpunkte mehr als Ruf erhalten sollte, war eine faustdicke Überraschung. Mit Stahl saß erstmals ein Sozialdemokrat auf dem Chefsessel in einem der Rathäuser im Kreis Heidenheim.

Mit damals 53 Jahren strebte Stahl eine zweite Amtszeit an. Ziemlich spät hatte Gerrit Elser, bis dahin Bürgermeister in Sonnenbühl bei Reutlingen, in Giengen seine Bewerbung abgegeben. SPD-Mann Stahl oder Elser, damals 39 und von CDU-Wählerblock und den Unabhängigen/Grünen im Gemeinderat unterstützt? Es waren spannende Wochen, die geprägt waren von einem Wahlkampf, der nicht von den Kandidaten selbst, sondern von den jeweiligen Befürwortern durchaus mit Ellenbogeneinsatz geführt wurde. Die Stadt schien in zwei Lager gespalten.
Wähler sorgten für knappes Ergebnis
Die Wähler – die Beteiligung lag bei 53,1 Prozent – sorgten im Juli 2009 für ein knappes Ergebnis. Dass das Pendel allerdings für Elser – auf den 51,2 Prozent der Stimmen entfielen – ausschlagen würde, galt als Überraschung.

Eher erstaunlich war auch Elsers Ankündigung beim Neujahrsempfang 2017, sich nicht für eine zweite Amtszeit bewerben zu wollen. Sein Rückzug erfolgte seinerzeit aus persönlichen Gründen. Privat ist der dritte Oberbürgermeister Giengens immer mal wieder in Giengen – bei Neujahrsempfängen, dem Stadtfest oder der Kulturnacht. Als großer Sportfan ist er zudem auch bei Spielen des FCH im Stadion auf dem Schlossberg in Heidenheim zu Gast.
Der Rückzug Elsers bedeutete, dass der Chefsessel im Giengener Rathaus auf jeden Fall neu besetzt werden wird, sobald ein Kandidat zur Wahl stehen würde. Die frei werdende Stelle an der Verwaltungsspitze Giengens war denn im Frühjahr 2017, als Bewerbungen abgegeben werden konnten, heiß begehrt: Gleich neun Kandidaten gaben Unterlagen ab: Mehmet Toykan, Maxim Fertich, Felix Fetzer, Rainer Steiff, Henrik Vej-Nielsen, Dominik Reihle, Rouven Klook und Dieter Henle.
Zur absoluten Mehrheit fehlte wenig
Das Kandidatenkarussell drehte sich damals in Höchstgeschwindigkeit. Wer Lust auf Unterhaltung hatte, musste sich über Wochen hinweg nur auf den Wochenmarkt und vor Supermärkte stellen oder „Halb 8“ besuchen: Mindestens einer der OB-Bewerber war da und zu einem Gespräch bereit. Langeweile kam so keine auf, auch nicht beim offiziellen Kandidaten-Casting in der proppenvollen Walter-Schmid-Halle, wenngleich nicht alle acht anwesenden Sprecher so viel zu sagen hatten, um die 15-minütige Redezeit auszufüllen.

Fast die Hälfte der Urnengänger entschied sich am 16. Juli 2017 für Dieter Henle. Zur absoluten Mehrheit fehlten nicht mal 100 Stimmen – was einen zweiten Wahlgang nötig machte. Vier Bewerber traten erneut an, zu ihnen gesellte sich der Berliner Sven Stabl, der seine Kandidatur eigentlich zurückziehen wollte, aber mit dem eigenen Rückzieher wohl zu spät kam. Es war ein heißer Sommer – und das nicht wegen der Temperaturen.
Bekanntgabe des Ergebnisses in der Schranne
Wie immer an Wahltagen ist die Öffentlichkeit auch am kommenden Sonntag, 20. Juli, eingeladen, die Bekanntgabe des Wahlergebnisses in der Schranne mitzuverfolgen. Saalöffnung ist ab 17.30 Uhr. Mit ersten Wahlergebnissen wird ab 18.30 Uhr gerechnet.