Schwarz war natürlich die dominierende Farbe bei der Metalnight am Samstag. Nur die Organisations-Crew stach in ihren kobaltblauen T-Shirts heraus. Als Erkennungszeichen braucht Veranstalter Daniel Böhringer das Shirt allerdings nicht. Er ist ohnehin bekannt wie ein bunter Hund. Zum vierten Mal veranstaltete er mit seiner Metalnight-Crew das Event. Und darin steckt ordentlich Herzblut. „In den drei Monaten vorher treffen wir uns dreimal pro Woche abends für ein paar Stunden bei mir im Keller zum Kleistern von Plakaten, Verpacken von Tickets und Beantworten von Mails“, sagt der 28-Jährige. „Dazu noch ein bis zwei Stunden Büroarbeit jeden Tag. Es ist unfassbar viel Zeit, die dafür draufgeht. Aber wenn das Licht in der Halle angeht und der erste Ton aus den Boxen kommt, weiß man, dass man daheim ist.“

Daheim ist Böhringer tatsächlich in Hohenmemmingen, keine 500 Meter Luftlinie von der Gemeindehalle entfernt wohnt er. Aber mit „daheim“ meint er wohl auch die Heimat der Metal-Heads, der Metal-Köpfe, wie sich die Fans selbst bezeichnen, und die für das Fest angereist sind. Und natürlich sein Orga-Team. Denn die Metalnight ist Family-Business. Gut drei Viertel der Beteiligten trägt denselben Nachnamen. Brüder, Neffen, Onkel, Ehefrau. Alle sind eingespannt. Dazu noch ein Schwung enge Freunde. „Man braucht für sowas einfach Leute, auf die man sich blind verlassen kann“, sagt Daniel Böhringer als Kopf des Böhringer-Metal-Clans.
Der Böhringer-Metal-Clan aus Hohenmemmingen
Sechs Bands standen am Samstag nun auf der Bühne. Ein neuer Metalnight-Rekord. „Wir sammeln noch immer Erfahrungen und klopfen ab, was gut ankommt“, sagt Daniel Böhringer bescheidener als er müsste. „Nach den vergangenen Metalnights haben wir Feedback gesammelt. Manche fanden sie zu lang, andere zu kurz. Den einen war die Musik zu hart, den anderen zu soft.“ Natürlich kann man es nie allen recht machen. „Aber dieses Mal dachten wir uns: Wir machen es richtig lang und es soll für jeden Geschmack etwas dabei sein.“

Und dieser Plan ist absolut aufgegangen. Schon um kurz nach 16 Uhr stiegen am Samstag die Heavy-Metaller „Naughty Dogs“ auf die Bühne. Ihre Songs handeln von Krieg, Liebe und dem alltäglichen Wahnsinn. Danach wurde es mit der Metalcore-Band „May The Tempest“ aus München erst rabiater und mit den Pop-Punkern von „The Journey Back“ aus Stuttgart dann melodischer. „Einige der Songs, die sie präsentiert haben, sind erst vor drei Wochen herausgekommen. Wir sind also die Generalprobe“, freute sich Cathrin Mettmann, die im Metalnight-Team unter anderem für Social Media und die Band-Betreuung verantwortlich ist.
Sechs Bands, neun Stunden Musik, 250 Fans
Die gut 250 Fans waren jedenfalls sichtlich begeistert und bereit für die in Hohenmemmingen bereits gut bekannten Power-Metaller von „Vanish“, die den Boden für den Headliner „Lacrimas Profundere“ bereiteten. Die Band trat mittlerweile in 29 Ländern bei unterschiedlichen Metal- und Schwarze-Szene-Festivals auf, ihr Stil wird oft mit Bands wie „Him“ und „The 69 Eye“ verglichen. Den krönenden Abschluss gaben dann die Death-Metaller von „Arkham Circle“. Doch selbst danach waren nicht alle Metal-Heads erschöpft. Bis kurz nach 1 Uhr kredenzte „DJ Crüe“ dem Publikum noch eine gepflegte Auswahl an Metal-Hits.

Aber neun Stunden Metal? Das ist schon was für Hartgesottene. „Ach was“, sagt dazu etwa Bernd aus Stetten und wischt die Aussage mit einer Handbewegung weg. „Das ist gerade mal zum warm werden.“ Dem stimmt auch sein Kumpel Pascal aus Staig bei Ulm zu. Allerdings wusste er bei seiner Ankunft am Samstagnachmittag nicht genau, wo er eigentlich ist. „Ich hatte das ,Hohen‘ nicht auf dem Schirm und hab meinen Kumpels vorher erzählt, dass ich nach Memmingen ins Kaminwerk fahre.“ Enttäuscht, dass er nicht in Memmingen, sondern in Hohenmemmingen gelandet ist, war er aber keinesfalls. „Das hier ist etwas kleines Feines, genau wie es sein soll.“ Alle hier seien normal geblieben. „Wir sind wie eine große Familie.“
Die große Metal-Family
Dem stimmt auch Nicole zu. Sie ist für den Abend mit einer Freundin extra aus Regensburg angereist. „Das wollten wir uns nicht entgehen lassen“, sagt die 62-Jährige. Ehrensache, dass man von Anfang bis Ende dabei sei. „Das ist Genuss pur und alle Bands sind super.“ Und überhaupt seien Metal-Fans einfach auch die besten Konzertbesucher. „Wenn man kleiner ist, so wie ich, nehmen die Leute Rücksicht und machen Platz. Wo gibt es sowas sonst noch?“, fragt sie nicht zu Unrecht. „Hier achtet jeder auf den anderen.“ Wie in einer Familie eben. Metal, das glauben hier alle und das fühlt man auch als Nicht-Metal-Head, verbindet einfach.