Weiter im Dornröschenschlaf

Kein grünes Licht für Giengens Grün: Gemeinderat stoppt Neugestaltung des Bergschulgartens

Die Neugestaltung des Bergschulgartens in Giengen scheitert knapp im Gemeinderat. Drei Varianten wurden abgelehnt, Folgekosten und Vandalismus sind die Hauptsorgen.

Zuletzt gab es 2008 aus der Giengener Bürgerschaft heraus die schließlich am Geld gescheiterte Initiative, den Bergschulgarten als Sinnesgarten wiederzubeleben. Jetzt legte die Stadtverwaltung im Gemeinderat drei Varianten für eine Neugestaltung der rund 3000 Quadratmeter großen Fläche vor. Diese fielen im Gremium allerdings durch: Sieben Ja-Stimmen standen acht Nein-Stimmen und neun Enthaltungen gegenüber. Der Kommentar von Oberbürgermeister Dieter Henle sprach Bände: „Dann machen wir nichts und lassen es so.“

Der Abstimmung vorausgegangen war eine Diskussion, die durchaus in die thematische Breite ging. Die Vorschläge aus dem Rathaus umfassten einerseits den damaligen Sinnesgarten in praktisch unveränderter Form, neu war der zweite Ansatz, dort Urban Gardening anzubieten, also öffentliches Gärtnern im Sinne der Selbstversorgung. Neben Hochbeeten sah der Entwurf Obstbäume und Beerensträucher vor.

Verwaltung bevorzugt Entwurf nach historischem Vorbild

Der dritte Entwurf lehnte sich an die Geschichte des Bergschulgartens an, wie er vor etwa einhundert Jahren genutzt wurde: ein Erholungsgarten mit Schmuckbeeten und Ruhebänken. Zur Schule hin war ein Rosenbogen mit einer historischen Rosenart angedacht. Weil die umfassende Klinkermauer der Fläche denkmalgeschützt ist, sollte sich dieses Material an den erhöhten Beeten wiederfinden.

Dann machen wir nichts und lassen es so.

Dieter Henle, Oberbürgermeister

Variante drei wurde von der Verwaltung favorisiert. Eine beschattete Parkfläche fehle in der Innenstadt, zudem könne so ein Bürgerpark von allen Benutzergruppen gleichermaßen genutzt werden. Aber es kam anders.

Der Hof der Bergschule wirkt als kahle, asphaltierte Fläche nicht sehr einladend. Foto: Rudi Penk

„Gut, dass wir das anpacken, aber es ist eine Geldfrage“, sagte Stadträtin Karin Häußler vom CDU-Wählerblock zu Beginn der Diskussion. Der Standort sei jedenfalls gut und könne auch den Bewohnerinnen und Bewohnern des nahen Pflegeheims nützen. Ihre Fraktionskollegin Gabriela Fetzer beantragte eine „Testphase“ mit gemietetem Mobiliar, wie es Ende 2024 am Geißenmarkt aufgestellt worden war. Dann werde sich zeigen, ob Bedarf besteht. „Wir brauchen die Partizipation der Menschen, Heidenheim ist uns da mit der Kulturkiste voraus“, so Fetzer.

Im Gemeinderat: Furcht vor hohen Folgekosten

Alexandra Carle (Grüne und Unabhängige), die seinerzeit schon an der Aktion „Sinnesgarten“ beteiligt war, bevorzugt diese Idee bis heute. „Es muss aber nicht gleich sein, angesichts anderer Aufgaben“, sagte sie. Ute Goppelt (SPD) war hingegen „von keiner Variante überzeugt“. Ihr Ansatz war, Bäume zu pflanzen und Bänke im Schatten aufzustellen: „Alles andere kostet auf Dauer zu viel Geld.“ Dieser Einschätzung pflichtete wiederum auf der Gegenseite Michael Zirn (CDU-Wählerblockfraktion) bei: „Wir müssen aufpassen, dass wir keine hohen Folgekosten haben, dazu haben wir zu viel vor der Brust.“

„Wir haben dahinter einen geteerten Schulhof, den müssen wir auch aufwerten“, erweiterte Bernd Kluge (SPD) das Blickfeld. Er hielt es allenfalls für denkbar, den Garten gemäß Fetzers Vorschlag mit einigen Sitzgelegenheiten aufzuwerten. Nicole Arndt (Grüne und Unabhängige) bestätigte, es gebe auf dem „Teerplatz nicht eine einzige Bank für die Kinder“. Daher täte sie sich schwer damit, direkt angrenzend einen Park zu bauen.

Noch eine Sorge: Vandalismus

Er sei prinzipiell für einen attraktiven Park, aber die jüngste Beschädigung eines Kunstwerks an der Stadtmauer zeige, dass stets Vandalismus drohe, so Martin Unseld (Grüne und Unabhängige). Neuerungen müssten daher so geplant werden, „dass möglichst wenig kaputtgemacht werden kann“.

„Wir dürfen uns dem Vandalismus nicht beugen“, forderte hingegen Wilhelm Oszfolk (SPD). Eine solche Grünanlage fehle in der Innenstadt, damit die Menschen beispielsweise ihre Mittagspause dort verbringen können. Das sah seine Fraktionskollegin Gaby Streicher ganz ähnlich: „So, wie es jetzt ist, ist es nicht attraktiv, da lädt nichts zum Verweilen ein.“ Das Potenzial des Gartens sei ungenutzt. Der Kritik am kahlen Schulhof schloss sich Streicher zwar an, dieser sei aber „eine andere Baustelle“.

Wir dürfen uns dem Vandalismus nicht beugen.

Wilhelm Oszfolk (SPD)

Martin Herrmann vom CDU-Wählerblock hätte die Fläche gerne „mit einfachen Mitteln“ aufgewertet. Um belastbare Zahlen zu haben, wollte er sich einer Planung annähern. Aus Sicht von Jesica Zaske (Grüne und Unabhängige) wäre ein Bürgerpark auch ansprechend für Jugendliche und junge Erwachsene.

Mehrheitlich abgelehnt wurde zunächst Fetzers Antrag auf eine Testphase ohne weitergehende Planung. Im nächsten Schritt beerdigte der Gemeinderat dann das gesamte Vorhaben.

Sinnesgarten scheiterte am Geld

Die Idee des Sinnesgartens wurde ab 2008 zwar geprüft, geplant und von einer Spendenaktion begleitet. 2011 war jedoch klar, dass der Stadt die nötigen Mittel dafür fehlten. Tief enttäuscht gab die Bürgeraktion „Mittendrin“ damals ihr Vorhaben auf. Die eingegangenen Spenden flossen in den Bau des Kneippbeckens an der Brenz.

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