OB-Wahl

Kein Gegenkandidat: Darum macht Amtsinhaber Dieter Henle trotzdem Wahlkampf in Giengen

Plakate, Wahlveranstaltungen, Plätzchen backen – Giengens Oberbürgermeister absolviert einen ganz normalen Wahlkampf, obwohl es keinen Gegenkandidaten gibt. Warum er das macht und warum er auch gerne Konkurrenz gehabt hätte.

Was war das für ein Wahlkampf: Dieter Henle wollte 2017 in Giengen Oberbürgermeister werden und hatte acht Mitbewerber um das Amt des Stadtoberhauptes. Es waren spannende und ereignisreiche Wochen im Frühling und Sommer, als ein Kandidat nach dem anderen seinen Hut in den Ring warf – aus unterschiedlichen Motiven. Es gab Kandidatenvorstellungen und letztlich musste auch ein zweiter Wahlgang her, um die Entscheidung zu bringen.

Bei der Wahl am Sonntag, 20. Juli, steht Henle als Amtsinhaber als einziger Bewerber auf dem Stimmzettel. Dennoch hat er Plakate drucken lassen und Flyer, kommt bei Terminen vor Ort mit den Wählerinnen und Wählern ins Gespräch.

Neun Bewerber 2017, einer 2025: Für Henle ist das eine ambivalente Situation. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, so der einzige OB-Kandidat für den 20. Juli. Er empfinde es als Vertrauensbeweis, dass niemand den Anlass sehe, ihn abzulösen und das Amt des Oberbürgermeisters selbst zu übernehmen. „Dafür bin ich dankbar und weiß es zu schätzen“, sagt der amtierende Rathaus-Chef.

Lieber wäre ihm allerdings gewesen, die Bürgerinnen und Bürger hätten zwischen mindestens zwei Kandidaten oder einer Kandidatin und ihm entscheiden können. „Denn es ist ja ein wertvolles Gut in unserer Demokratie, die Wahl zu haben. Auf kommunaler Ebene kommt hinzu, dass man seine Wirksamkeit als Wähler stärker erleben kann als auf Landes-, Bundes- oder gar Europaebene“, so OB-Kandidat Henle.

Hoffen auf hohe Beteiligung

Nun stehe er als einziger Oberbürgermeisterkandidat zur Wahl. Das sei nicht zu ändern und bedeute für ihn: Alles dafür zu tun, dass möglichst viele Menschen in Giengen diesen Tag als echten Wahltag erleben und sich auf den Weg machen, um ihm aus Überzeugung die Stimme zu geben.

Es gibt im Vorfeld sechs Wahlveranstaltungen, eine in jedem Teilort und zwei in der Kernstadt. Dort informiere er ebenso wie in seinem Flyer über wichtige Themen der kommenden Jahre, weiterhin unter dem Motto „5 Sterne in Giengen“. Es gibt Plakate und Gespräche. Zudem informiert er auf seiner Webseite www.dieter-henle.de über seine Beweggründe. „Ich möchte auch in Zukunft Ihr Oberbürgermeister sein – mit vollem Einsatz, Herz und Erfahrung für unsere Stadt. Ich bringe die Kraft, das Können und die nötige Weitsicht mit, um Giengen gemeinsam mit Ihnen weiter zu stärken“ ist unter anderem zu lesen.

Überdies hat sich Henle an den Herd, respektive in die Backstube gestellt, und Einhörner in den Ofen geschoben. Sein Motto „Vertraut in Giengen“ bedeute, dass er sich mit seiner ganzen Persönlichkeit einbringe. Dazu zähle auch, dass er gerne für seine Wählerinnen und Wähler in der Küche stehe. Im Sinne von „selbst ist der Kandidat“ backte er Plätzchen. „Da ich eine Laktoseunverträglichkeit habe, sind es vegane Plätzchen in Einhorn-Form, bei 180 Grad Ober-/Unterhitze gebacken. Den Herd habe ich die letzten Tage immer nachts angeworfen, damit es im Haus nicht allzu warm wird. Die Tüten bekomme ich von einem lokalen Bäcker, der mich unterstützt“, sagt Henle.

Einhorn-Plätzchen für die Wähler: von OB Henle selbst gebacken. Foto: Henle-privat

„Haltbar bis zum Wahltag“ stehe dafür, dass er die Bürgerinnen und Bürger motivieren möchte, ihr Wahlrecht bewusst wahrzunehmen. Dafür gebe es viele gute Argumente. Die Einhörner verteile er bei seinen Wahlveranstaltungen oder auf der Straße.

Ich sehe keinen Grund, mich auszuruhen.

Dieter Henle, OB und einziger OB-Kandidat.

Manchmal, so sagt er, werde er angesprochen, es sei doch unnötig ausgegebenes Geld, das man besser anders genutzt hätte. „Das sehe ich nicht so. Als Kandidat bezahle ich ja alles aus eigener Tasche. Es ist mir wichtig, persönlich in diesen Wahlkampf zu investieren: Ich sehe es als Dankeschön an meine Wählerinnen und Wähler. Ihre Stimmen sind mir etwas wert – das unterstreiche ich mit dieser Investition. Und ich sehe keinen Grund, mich auszuruhen. Mit der Verteilung der Flyer und dem Aufhängen der Plakate habe ich örtliche Vereine und die Arbeiterwohlfahrt beauftragt, um sie auf diese Weise zu unterstützen“, sagt der Amtsinhaber, der weitere acht Jahre an der Rathausspitze Giengens verbringen möchte.

Mehr als 230 Helfende sind bei der Wahl im Einsatz

Ob ein Kandidat oder neun: Die Wahl zum Oberbürgermeister in Giengen bedeutet unter anderem für das Ordnungsamt der Stadt einen erhöhten Arbeitsaufwand. Am Wahltag selbst sind Angaben von Ordnungsamtsleiterin Daniela Danzer zufolge 233 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer im Einsatz.

Gewählt werden kann in 23 Wahllokalen. Zudem gibt es sieben Briefwahlbezirke. „Im Wahllokal sind insgesamt acht Personen eingeteilt, vier Personen je Schicht, zur Auszählung um 18 Uhr kommen alle acht Personen zusammen“, so Danzer. Wahlberechtigt sind bei der OB-Wahl insgesamt 14.898 Personen.

Es gibt wie immer die Möglichkeit, einen Wahlschein für die Briefwahl zu beantragen. Die Anzahl der Wahlscheinausstellungen betrug am 8. Juli 1.365.

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