Die neueste Nachricht zum Thema Breitbandausbau in Giengen ist eigentlich eine altbekannte: Der Zeitplan verschiebt sich erneut. Irgendwann im Jahr 2026 soll es so weit sein. Wohlgemerkt: Vom Baustart ist die Rede, nicht von der Fertigstellung. Dass der Geduldsfaden mittlerweile tüchtig gespannt ist, legte eine Pressemitteilung der Stadtverwaltung nahe. Dort heißt es, Giengen könne schlimmstenfalls auch in eine neue Markterkundung eintreten.
Diese Pressemitteilung ist offenbar die Folge eines „erörternden Gesprächs“ zwischen Oberbürgermeister Dieter Henle, Bürgermeister Alexander Fuchs und Vertretern der BBV Deutschland, mit denen die Stadt Giengen im Herbst 2022 einen Kooperationsvertrag für den Breitbandausbau im Stadtgebiet geschlossen hatte. Nach damaliger Planung sollte der Ausbau Ende 2024 abgeschlossen sein. Es kam jedoch mehrmals zu Verzögerungen. Zuletzt stockte das Vorhaben wegen einer Übernahme des Glasfaseranbieters im Herbst 2024.
BBV will in Giengen weiter ausbauen
„Die Übernahme der Muttergesellschaft der BBV Deutschland, der Infrafibre Germany (IFG) durch die UGG (Unsere Grüne Glasfaser) zieht deutliche Verzögerungen im Ausbau des Giengener Breitbandnetzes nach sich“, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Nach dem Gespräch sind sich Henle und Fuchs aber sicher, „dass die Infrafibre Germany und die BBV – während sie sich in anderen Kommunen zurückzieht – in Giengen in jedem Fall ausbauen möchten“.
Die für BBV tätige Landeskoordinatorin Baden-Württemberg, Sabine Schweiger, wird in der Pressemitteilung wie folgt zitiert: „Trotz des schwierigen Marktumfelds steht die Stadt Giengen bei unseren geplanten Baumaßnahmen in der Prioritätenliste ganz weit oben.“ Als Gründe dafür werden die in Giengen „sehr gute Vorvermarktung“ und der Verkauf des bestehenden städtischen Leerrohrnetzes an das Unternehmen angeführt. Die von Bürgerinnen und Bürgern aus Giengen und seinen Teilorten abgeschlossenen Vorverträge hätten Bestand, die Anschlüsse würden wie vereinbart kostenlos verlegt.
Baustart frühestens im kommenden Jahr
Seitens der Infrafibre Germany, die 2024 das Leerrohrnetz der Stadt gekauft hat, und der BBV als Netzbetreiber macht man offenbar keine Hoffnung auf einen zeitnahen Ausbaustart. In einem früheren Schreiben von BBV-Geschäftsführer Martin Naber an die Stadtverwaltung heißt es: „Nach einer umfassenden Bestandsanalyse wird zurzeit ein Integrationsplan ausgearbeitet und sukzessive umgesetzt. Ziel ist es, die Stärken beider Unternehmen UGG und IFG zu bündeln und einen starken Player im deutschen Glasfasermarkt zu etablieren, um ein Maximum an Haushalten mit aktiven und zuverlässigen Glasfaser-Internetdiensten versorgen zu können.“ Der Schritt geht offenbar zunächst zulasten des tatsächlichen Ausbaus: „Infolgedessen werden wir auch in diesem Jahr weniger Ressourcen für den Ausbau neuer Gebiete bereitstellen können“, so Naber. Daraus folgt, dass der Ausbau in Giengen frühestens 2026 starten wird.
„Dass das Unternehmen weiter zum Ausbau steht, ist für uns positiv“, bewertet Bürgermeister Alexander Fuchs die Situation nach dem Gespräch. Auch wenn es länger dauere, wäre eine Absage im Hinblick auf ein möglichst rasches Ergebnis nach Fuchs‘ Einschätzung die deutlich schlechtere Option gewesen.
Einen genauen Startpunkt für 2026 nannte die BBV zunächst nicht. „Ich habe allerdings betont, dass der Ausbau im ersten Halbjahr 2026 starten muss und dass das für uns der letzte Termin ist“, so OB Henle. Sollten der Spatenstich und die Bauarbeiten dann nicht erfolgen, werde die Stadt das Marktversagen feststellen, das Leerrohrnetz vertragsgemäß zurücknehmen und in eine neue Markterkundung gehen. Gleichzeitig warb er um Verständnis: Unternehmenszusammenschlüsse in diesem Ausmaß seien stets eine Herausforderung. Auch wenn die öffentliche Wahrnehmung eine andere sei, gestalte sich die Zusammenarbeit zwischen Stadt und BBV insgesamt gut. „Wir bleiben optimistisch“, so Henle.
Unklare Lage in Heidenheim
Auch die Stadt Heidenheim hat mit BBV einen Kooperationsvertrag zum Ausbau des Glasfasernetzes geschlossen. Dort wurde im Sommer 2024 die sogenannte Vorvermarktungsquote verfehlt, die als Grundlage für einen wirtschaftlich tragfähigen Ausbau gilt. Seither ist offen, wie es mit dem Heidenheimer Glasfasernetz weitergeht.