Es ist ein Rundumschlag: Knapp zweieinhalb Stunden lang bestritt Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle am Mittwoch wieder sein Bürgerdialogformat „Henle hautnah“ – ein ausdauernder Ritt vom großen Ganzen bis zum Klein-Klein, vom Bau der Stadtrandstraße bis hin zur Eröffnung oder Schließung von Bäckereifilialen. Rund drei Dutzend Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich in der Schranne.
„Wir in Giengen können steuern“, betonte Henle gleich mehrfach. Damit meinte er vor allem, dass man sich angesichts knapperer Geldmittel entschlossen habe, das Dienstleistungszentrum gegenüber dem Rathaus zumindest um ein paar Jahre zu verschieben. Womöglich ganz vom Tisch ist der geplante Ersatz für die längst abgerissene BSH-Brücke. Diese sollte einst 2,1 Millionen Euro kosten, zuletzt lag ein Angebot für 3,5 Millionen Euro vor. Zudem, so Henle, zweifle BSH mittlerweile die Notwendigkeit des Neubaus an und wolle sich nicht an den Mehrkosten beteiligen, sodass nun nach Alternativen gesucht werde.
Ulmer Straße soll ruhiger werden
Auf der Brücke in Richtung Südstadt soll dagegen der Belag der Radwege erneuert werden, damit Radler wieder gefahrlos unterwegs sein können. Auch auf der Ulmer Straße soll es ruhiger werden – wenn auch schrittweise. Die Beschilderung in Richtung Ulm ist entfernt, einer Tonnagebeschränkung für Lkw würde das Regierungspräsidium laut Henle auch zustimmen, die Straße dann aber in städtische Trägerschaft übergeben. Das wolle man nicht. Ziel sei inzwischen, eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 oder 40 Kilometer pro Stunde zu realisieren. Bereits im November soll im Gemeinderat über die Anschaffung eines mobilen Blitzers beraten werden.
Ebenfalls in der Südstadt wartet man immer noch auf jenen Aufzug, der das Straßenniveau der Robert-Bosch-Straße mit der Parkebene verbinden soll. Selbst der gewohnt optimistisch auftretende OB zeigte sich „enttäuscht“ vom Investor angesichts des langen Weges zum Lift. Nach jüngster Auskunft von Lidl solle der Aufzug im Januar 2026 montiert werden.
MSG braucht keine Mensa mehr
Demontiert wird dagegen die Mensa am Margarete-Steiff-Gymnasium. Wegen geringer Nachfrage würden die Räume nicht mehr benötigt, stattdessen entstehen dort zwei Computerräume. Offenbar bringen viele Schülerinnen und Schüler ihr Pausenbrot entweder von zu Hause mit oder besorgen sich einen Snack beim Imbiss oder Supermarkt um die Ecke. Eine Nische mit Automaten soll dem Gymnasium aber erhalten bleiben.
Vorsichtige Entwarnung gibt es Henle zufolge in Sachen Vandalismus auf Giengener Spielplätzen. Dort hatten in den vergangenen Monaten mehrere Fälle mutmaßlicher Sabotage für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile hat die Stadt demnach Anzeige erstattet, der Vorgang liege nun bei der Staatsanwaltschaft in Ellwangen. Immerhin: Seit einigen Wochen sind keine weiteren Beschädigungen festgestellt worden.
Ohne größere Schäden blieb auch das erste Bergbadfestival im Sommer, trotzdem soll es dort keine Neuauflage erfahren, wie Henle auf eine Bürgerfrage hin mitteilte. Das Festival werde wieder stattfinden, aber in einer anderen Form. Im kommenden Jahr soll es zunächst rund um das Haus der Jugend eine größere Aktion geben.
Eine garantierte Fortsetzung soll es dagegen für das Kirchplatz-Open-Air geben. Vor kurzem habe er, erzählte Henle, in Hamburg den Vertrag mit dem Stargast unterzeichnet. Den Namen verriet er noch nicht, nur so viel: „Es handelt sich nicht um Udo Lindenberg.“ Wie gewohnt sollen Interessierte für 2026 wieder günstige Tickets für Kassenbons aus dem Giengener Einzelhandel erhalten. Für diese Idee zur Wirtschaftsförderung sei Giengen für den Stadtmarketingpreis des Landes vorgeschlagen.
Neue Ideen für Hausarztversorgung?
Nach den jüngsten Erfolgen im Bereich Gesundheit mit der Ansiedlung gleich mehrerer Psychotherapiepraxen will die Stadt den Fokus auf eine Stärkung der hausärztlichen Versorgung legen. Dabei deutete Henle lediglich an, man arbeite hier an neuen Ideen. Die Stadtverwaltung beschäftigt mit Günther Schmidt einen Kümmerer, der sich mit der Hälfte seiner Stelle um den Bereich Gesundheit bemüht. Zugleich agiert Schmidt als Flächenmanager und sucht beispielsweise das Gespräch mit Eigentümern ungenutzter Grundstücke, um dort innerstädtische Bebauung zu ermöglichen.