Gütesiegel „IT aus Europa“

Giengener Unternehmen Extra Computer setzt sich für europäische Souveränität im IT-Bereich ein

Das Giengener Unternehmen Extra Computer hat einen Verein gegründet, der sich für europäische Souveränität und globale Unabhängigkeit im IT-Bereich einsetzt. Das steckt dahinter:

Die Firma Extra Computer aus Sachsenhausen steht seit der Gründung 1989, damals in einem ehemaligen Kuhstall, für das Label „Made in Germany“. Mittlerweile zählt das Unternehmen 180 Mitarbeitende und ist ein mittelständischer IT-Hersteller mit Produkten wie PCs, Notebooks, Servern, Tablets, Touch-Computern und vielem mehr.

Jetzt steht die Firma aus dem kleinsten Giengener Teilort auch für das Gütesiegel „IT aus Europa“. Vor Ort wurde ein Verein aus der Taufe gehoben, dessen Gründung auch eine Reaktion auf die globalen Unwägbarkeiten ist.

Nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten werden die Rufe nach mehr technologischer Unabhängigkeit von den USA laut – das gilt nicht nur für die Verteidigungsindustrie, sondern auch für das IT-Umfeld. Europas digitale Souveränität zu stärken, ist das erklärte Ziel des Vereins zur Förderung von „IT aus Europa“ (ITE), den sieben Mitglieder am 16. Mai in Giengen gegründet haben.

Zu den Gründungsmitgliedern zählen neben Mitarbeitern der Extra Computer auch Beschäftigte von deren Muttergesellschaft, der Thomas-Krenn AG. Zudem sind Vertreter der Sysfacts AG, der Core Cooling GmbH sowie Kontron AG dabei. Diese Unternehmen und Personen haben sich verpflichtet, die Unabhängigkeit, Qualität und Nachhaltigkeit im IT-Sektor durch europäische Lieferketten zu stärken. Um zugehörige Aktivitäten mit entsprechender Belegbarkeit und Transparenz zu versehen, wird der Verein überdies das Siegel „IT aus Europa“ etablieren. Vor diesem Hintergrund wird der ITE auch politische Initiativen wie den European Chips Act unterstützen.

Gütesiegel „IT aus Europa“ für besondere Unternehmen

Das Gütesiegel „IT aus Europa“ (ITE) soll entsprechend ausschließlich für Unternehmen zugänglich sein, die den Ansprüchen an regionale Fertigung, Entwicklung und Dienstleistung genügen: Es soll für Produkte aus den Bereichen IT-Hardware, IT-Dienstleistung und Software inklusive Cloud-Angeboten vergeben werden, die belegbar einen hohen Anteil an Wertschöpfung im europäischen Wirtschaftsraum samt Großbritannien und der Schweiz enthalten, teilt das Unternehmen mit.

Forschungseinrichtungen können das Siegel ebenfalls verliehen bekommen. Es soll dabei helfen, Produkte und Dienstleistungen zu identifizieren, die einen besonders hohen lokalen Wertschöpfungs-Anteil bieten und zugleich europäische Sicherheitsstandards, Datenschutz-Konformität sowie Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.

Wir müssen aktiv daran arbeiten, unsere Souveränität zu stärken

Christian Herzog, Geschäftsführer der Extra Computer

„Wir haben im europäischen Wirtschaftsraum einen Binnenmarkt mit 500 Millionen Menschen und enormer Wirkkraft. Wir haben ein starkes Ausbildungssystem und sind innovativ. Es wird Zeit, dass wir diese Stärken selbstbewusster einsetzen“, sagt Christian Herzog, Geschäftsführer der Extra Computer und Vorsitzender des ITE „Das ist jedoch kein Selbstläufer. Wir müssen aktiv daran arbeiten, unsere Souveränität zu stärken, in vielen Bereichen. Zu den wichtigsten zählt nach unserem Verständnis die IT-Industrie, da sie das Rückgrat für jede weitere Branche bildet. Daran werden wir arbeiten, indem wir regionale Produktion und ein starkes Netzwerk unterstützen.“

Der Verein erwartet nach jüngst erfolgten Gesprächen in Kürze eine Reihe weiterer namhafter Unternehmen als Mitglieder, die ebenfalls für „IT aus Europa“ stehen. Für die künftige Verbandsarbeit seien überdies gemäß Vorstandschaft – komplettiert durch Christian Maier, CEO der Thomas-Krenn.AG – auch weitere Mitglieder willkommen. Der Vereinssitz befindet sich in Giengen, am Unternehmenssitz der Extra Computer. Auf der Agenda des Vereins steht nun als nächster Schritt die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Weitere Informationen sind bereits auf der Webseite https://ite-verein.eu/ verfügbar.

Was steckt hinter Thomas Krenn AG?

2022 wurde die Extra Computer GmbH in Sachsenhausen von der Thomas Krenn AG übernommen, die einer der größten Hersteller individueller Server- und Storage-Systeme in Deutschland ist. Derzeit produzieren rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle Systeme am Standort Freyung. Das Unternehmen beliefert Endanwender, Wiederverkäufer und Betreiber von Rechenzentren mit Hardware. Entsprechend DIN EN ISO 14001 werden bei Nachhaltigkeit und Ökologie höchste Maßstäbe erfüllt, wie auch bei Cybersicherheit gemäß DIN EN ISO 27001. Thomas Krenn hält zudem 50 Prozent-Beteiligungen an den Unternehmen Yorizon GmbH & Co. KG (nachhaltig konzipierte und betriebene Rechenzentren) und CoreCooling GmbH (IT-Kühllösungen).

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