Wer an den Ausbau der Infrastruktur für Radfahrende denkt, hat wohl vor allem ein sicheres und schlüssiges Radwegenetz im Sinn. Um das Radfahren innerhalb einer Stadt attraktiv zu machen, reichen gut markierte und übersichtliche Fahrspuren für die Zweiräder jedoch nicht aus – es braucht auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. In Zeiten hochwertiger und teurer E-Bikes hat dieses Thema noch einmal mehr Gewicht erhalten. Daher investiert die Stadt Giengen.
Der Giengener Gemeinderat hat 2023 ein fast 300 Seiten starkes Radverkehrskonzept beschlossen, das von einem Fachbüro erarbeitet worden war. Darin heißt es mit Blick auf Stellplätze für Fahrräder: „Komfortable und sichere Abstellmöglichkeiten sind ein Kernelement der Radverkehrsförderung.“ Im nächsten Satz heißt es allerdings, in Giengen sei diesbezüglich „ein erhebliches Entwicklungspotenzial“ festgestellt worden. Dies betraf nicht ausreichende oder gänzlich fehlende Abstellmöglichkeiten ebenso wie veraltete Anlagen, die beispielsweise nicht mehr zu den heute vielfach üblichen Reifenbreiten passten.
Margarete-Steiff-Gymnasium bekommt neue Abstellanlagen
Das Radverkehrskonzept soll schrittweise umgesetzt werden, wenn möglich auch in Zusammenhang mit anderen Baumaßnahmen. So soll beispielsweise parallel zur Sanierung der Ost-West-Verbindung zwischen Waldhornkreuzung und Memminger Straße auch eine Hauptachse eines sicheren Radwegs entstehen. Diese Bauarbeiten sind für 2027 geplant. Schritt für Schritt soll auch an verschiedenen Stellen in der Stadt für moderne und sichere Abstellanlagen gesorgt werden.

Dieses Jahr sollen die Fahrradabstellanlagen am Margarete-Steiff-Gymnasium (MSG) erneuert und erweitert werden. Dafür sind im städtischen Haushalt des laufenden Jahres 165.000 Euro vorgesehen, davon fließen 80.000 Euro laut Haushaltsplan als Zuschuss in die Stadtkasse.
Die vorhandene Abstellanlage am MSG sei „in die Jahre gekommen“, heißt es im Anhang zum städtischen Haushalt für 2025. Zugleich habe man seitens der Verwaltung den Trend beobachtet, dass das Radfahren zunehmend beliebter werde und man auf dem Schulgelände nicht ausreichend Stellflächen anbieten könne.
Neue Radbügel am Bahnhof Giengen
Investieren will die Stadt daher in eine dreistellige Anzahl an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Geplant ist im Osten des Schulgeländes demnach ein überdachter Doppelparkerstellplatz für 32 Fahrräder, der allerdings ausschließlich den Lehrerinnen und Lehrern zur Verfügung stehen soll. Im Südbereich, zur Beethovenstraße hin, will die Stadt nach der Erweiterung 184 Stellplätze vorhalten können, etwas mehr als die Hälfte davon soll überdacht sein.
Bereits aktiv geworden ist die Stadt im Bereich des Giengener Bahnhofs. Dort war im Radverkehrskonzept vor allem der Bereich südlich der Bahngleise als Schwachpunkt identifiziert worden, wo es lange Zeit keinerlei Abstellmöglichkeiten gab. Etliche Radfahrende schlossen ihre Räder daher am Geländer zu den Bahngleisen hin an. Mittlerweile wurden dort allerdings mehrere Abstellbügel angebracht.
Kontrollen auf der Marktstraße
Das Radfahren hat in Giengen auch seine Grenzen: Fahrrad- und E-Scooter-Fahren ist in der Fußgängerzone der Marktstraße verboten. Immer wieder komme es jedoch zu gefährlichen Situationen, weil sich Verkehrsteilnehmende daran nicht halten, teilt die Stadtverwaltung mit. Diese Gefährdung will man im Rathaus nicht länger akzeptieren: „Ab Mitte Mai kontrollieren wir“, so Oberbürgermeister Dieter Henle. Das Team des Gemeindevollzugsdienstes sei damit nun mit den erforderlichen Befugnissen ausgestattet worden. Zunächst gehe es um mündliche Verwarnungen und Aufklärungsarbeit gemeinsam mit der Polizei. Spätestens ab Juni sollen auf Verstöße Verwarnungs- und Bußgelder folgen.