Wirtschaft

Filzfabrik Giengen trotzt widrigem Marktumfeld: Umsatzplus durch technische Produkte und Produktionsoptimierung

Vereinigte Filzfabriken Giengen steigern 2024 Umsatzerlöse auf 25,1 Mio. Euro trotz Herausforderungen. Das operative Ergebnis sinkt leicht, auch die Zahl der Mitarbeitenden ist niedriger als vor Jahresfrist.

Die Vereinigten Filzfabriken Giengen haben sich im Geschäftsjahr 2024 trotz schwierigen Marktumfelds behauptet. Die Umsatzerlöse stiegen von 24 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 25,1 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Das operative Ergebnis vor Steuern sank allerdings von 1,2 Millionen auf 900.000 Euro. Dies wurde am Donnerstag bei der 141. Hauptversammlung der Aktiengesellschaft bekannt gegeben.

Wäre diese Hauptversammlung eine Theateraufführung gewesen, dann eine, bei der die Darsteller und das technische Personal die Zahl der Zuschauer bei weitem übertreffen. Hinzu kommt, dass 97,5 Prozent der VFG-Aktien im Besitz der Wirth Fulda GmbH und der Filzfabrik Fulda GmbH sind, und deren Chefs wiederum saßen als Mitglieder des VFG-Aufsichtsrats gewissermaßen auf der „Bühne“. Allerdings sind diese jährlichen Versammlungen und ihre Regularien gesetzlich vorgeschrieben. Darüber, dass sie eingehalten wurden, wachte am Donnerstag Notarin Nina Hosch.

Filzfabrik Giengen: Umsatzerlöse leicht gesteigert

Das Umsatzplus im Geschäftsjahr 2024 resultierte vor allem aus einer stärkeren Nachfrage nach technischen Produkten, erklärte Jürgen Haggenmüller, Alleinvorstand der Giengener Filzfabrik, in seinem Jahresbericht. 68 Prozent des Umsatzes entfielen auf diesen Bereich (60 Prozent im Jahr 2023). Entsprechend sank die Nachfrage im klassischen Wollfilzbereich von 40 auf 32 Prozent. Den Rückgang beim Wollfilz führte Haggenmüller auf „zurückhaltendes Bestellverhalten“ von Großkunden zurück, was womöglich auch auf die politische Großlage zurückzuführen sei.

Im Inland sanken die Erlöse von 45 Prozent des Gesamtumsatzes im Jahr 2023 auf 37 Prozent im vergangenen Jahr, während der Anteil des europäischen Auslands deutlich zulegte (von 49 auf 56 Prozent). Das außereuropäische Ausland steigerte seinen Anteil am VFG-Erlös leicht von 6 auf 7 Prozent.

Die Zahl der VFG-Mitarbeitenden sank im Jahresdurchschnitt von 142 auf 134. Hauptsächlich betroffen war die Gruppe der Arbeiter, die sechs Stellen einbüßte. Der Rückgang resultiere zum Teil aus „sehr aggressiven Personalaktivitäten umliegender Unternehmen“, so Haggenmüller, der betonte, dass gestiegene Produktionsmengen dennoch ohne Sonderschichten bewältigt worden seien. Grund dafür seien erste Erfolge in der Optimierung der Produktion. Dazu beigetragen hätten unter anderem Optimierungen in Technik und Prozessen.

Möglich wurde dies einerseits durch Maschinen und Anlagen, die nach der Schließung eines italienischen Werks des Konzerns nach Gerschweiler gebracht und dort in Betrieb genommen wurden. Auch die Einstellung eines Prozessingenieurs schlage sich bereits in verschlankten Abläufen nieder.

Produktivität gesteigert

Die Optimierung der Produktion in der Filzfabrik ist Teil eines laufenden Investitionsprogramms zur Verbesserung von Produktivität und Effizienz. Andere Vorhaben hingegen konnten Haggenmüller zufolge noch nicht im geplanten Zeitraum umgesetzt werden. Grund hierfür seien etwa stockende Genehmigungsverfahren. Der Energieverbrauch der Fabrik konnte hingegen gesenkt werden, etwa durch den Abbau nicht länger genutzter Leitungssysteme und die bessere Ausnutzung der Anlagen.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Haggenmüller mit „moderat steigenden Erlösen“. Ende Mai seien die Zahlen nur „minimal unter Plan“ und auf Vorjahresniveau gewesen. Deutlich unter Plan sei hingegen der Bereich Linetec, in dem spezielle Schläuche für die grabenlose Kanalsanierung angeboten werden. Hier schlage sich das „verhaltene Sanierungsverhalten der öffentlichen Hand“ nieder. „Die Branche rechnet aber mit einem Anstieg im zweiten Halbjahr“, so Haggenmüller. Dagegen verzeichne man beim Wollfilz im Vergleich zum Vorjahr einen ungewöhnlich hohen Anstieg. Nachhaltige Produkte aus Schafwolle seien derzeit sehr gefragt.

Wenig abhängig von der Autobranche

Im Fokus für 2025 und 2026 soll laut VFG-Alleinvorstand Jürgen Haggenmüller verstärkt deutsche und europäische Wolle als Rohstoff genutzt werden.

Produkte aus Gerschweiler werden in mehr als 80 Branchen geliefert. Die Automobilindustrie ist dabei lediglich mit einem Anteil von rund fünf Prozent vertreten. Damit sind die VFG vergleichsweise wenig abhängig von dieser kriselnden Branche.

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