Meter um Meter um Meter bugsiert Thomas Joos den rot lackierten Lastwagen aus seiner Garage. Das Fahrzeug, das scheinbar kein Ende nehmen will, ist 26 Tonnen schwer und mit gut elf Metern ungefähr so lang wie ein Linienbus. Es ist kein gewöhnlicher Laster, sondern das derzeit größte Feuerwehrfahrzeug im Landkreis.
Künftig wird der dreiachsige Riese im Dienst der Werkfeuerwehr von BSH in Giengen stehen, als technisches Herzstück einer Truppe, die im vergangenen Jahr rund 230 Einsätze verzeichnet hat. Dass man stolz auf das neue Fahrzeug ist, würde wohl keiner der Beteiligten abstreiten.
Thomas Joos ist Kommandant der Werkfeuerwehr. Insgesamt acht hauptberufliche Feuerwehrleute und etwa 50 Freiwillige verrichten auf dem Werksgelände ihren Dienst. Das neue Fahrzeug wird ihnen vor allem bei technischen Hilfeleistungen und Brandalarmen dienen, denn das Hilfeleistungstanklöschfahrzeug (HTLF) ist gewissermaßen ein Hybrid: Es ist mit Gerätschaften und Werkzeug für technische Notlagen und gleichermaßen für den massiven Löscheinsatz ausgerüstet.
5000 Liter Wasser an Bord
In den Geräteräumen finden sich nicht zuletzt akkubetriebene, hydraulische Rettungsgeräte zum Durchtrennen und Aufspreizen von Metall, etwa nach einem Verkehrsunfall. Zu den beeindruckenden Ausmaßen des auf einem MAN-Fahrgestell aufgebauten Fahrzeugs trägt aber auch ein 5000 Liter fassender Löschwassertank sowie ein Schaummitteltank mit 1500 Litern Volumen bei. Die eingebaute Löschwasserpumpe kann bis zu 4000 Liter Wasser pro Minute fördern und zum Beispiel über einen Wasserwerfer auf dem Dach wieder abgeben. In den Kabinen gibt es sechs Sitzplätze, alle außer dem des Fahrers sind mit Atemschutzgeräten ausgestattet.

Was das auffallende Fahrzeug zu leisten vermag, hat es am 20. Oktober bereits bewiesen. An diesem Tag brannte bei der Entsorgungsfirma Hörger in Sontheim/Brenz eine Sortieranlage, das bislang größte Feuer im Landkreis in diesem Jahr. Weil zum Löschen enorme Mengen Wasser benötigt wurden, forderte die Einsatzleitung das neue HTLF an.
Hersteller aus Österreich
Derlei Unterstützung für die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis ist nicht ungewöhnlich. Die Werkfeuerwehr werde zwar nicht automatisch alarmiert, wenn es in der Region zu einer großen Schadenslage kommt, erklärt Michael Wohlhüter, bei BSH in Giengen zuständig für Bauwesen, Objektschutz und die Werkfeuerwehr. Bei bestimmten Einsatzlagen werden sie aber nachträglich angefordert. Zudem besteht seitens der BSH eine Vereinbarung mit der Giengener Feuerwehr, dass Angehörige der Freiwilligen Einheiten von der Werkfeuerwehr zum Gerätehaus auf der anderen Seite der Brenz gefahren werden.

Das HTLF wurde nicht, wie man annehmen würde, vom Giengener Hersteller Ziegler gebaut. Vielmehr fand BSH mit den speziellen Anforderungen an Größe und Ausstattung in der österreichischen Firma Empl einen Partner. Von der Vergabe an Empl bis zur Auslieferung vergingen zwei Jahre. Über den Preis möchte man bei BSH nicht sprechen.
Der Neuling im Fuhrpark der BSH-Feuerwehr ersetzt ein Tanklöschfahrzeug, das bereits rund 30 Jahre alt war. Im direkten Vergleich zeigt sich die technische Entwicklung im Verlauf der Jahrzehnte: „Der Maschinist soll beim Bedienen weniger Aufwand haben“, erklärt Joos. Das dient allerdings weniger der persönlichen Entlastung, denn der Fahrer hat im Konzept der Werkfeuerwehr weitere Aufgaben. Damit er beim Navigieren des Großfahrzeugs stets den Überblick hat, steht ihm das System „Bird View“ zur Verfügung, das ihm über eine Vielzahl von Kameras das Umfeld in Echtzeit anzeigt. „Das ganze Konzept ist auf Effizienz und Schnelligkeit ausgelegt“, sagt Joos.
Von Erster Hilfe bis Brandeinsatz
Bei rund der Hälfte der jährlichen Einsätze für die BSH-Werkfeuerwehr handelt es sich um medizinische Probleme, bei denen die Mitglieder entweder direkt Hilfe leisten oder die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken. Technische Hilfeleistungen bilden einen weiteren Schwerpunkt, während Brände aufgrund des hohen Standards im vorbeugenden Brandschutz selten sind.