Umbau

Ein Dach, ein Bett, ein Refugio: In der Burgberger Mühle entsteht eine echte Pilger-Herberge

Thomas Mrzyglod und der Burgberger Mühlenverein bauen derzeit einen ungenutzten Gebäudeteil der Burgberger Mühle zur Pilger-Herberge um. Willkommen sind aber nicht nur christliche Wanderer, sondern alle. Wie das Konzept funktioniert, bei dem die Macher vor allem auf Vertrauen setzen:

Thomas Mrzyglod weiß, wovon er spricht, wenn er über Herbergen spricht. Er ist selbst in Etappen rund eineinhalb Jahre lang über die iberische Halbinsel gepilgert. Und er sagt: „Ich habe nicht eine Nacht draußen schlafen müssen“. Diese Erfahrung und die Dankbarkeit darüber sind es, die den 47-Jährigen jetzt, Jahre später, dazu veranlasst haben, dieses Projekt anzupacken: Gemeinsam mit dem Mühlenverein baut er einen lange ungenutzten Teil der Burgberger Mühle zu einer Herberge um. Das Ziel: Ab März 2026 sollen dort bis zu acht Personen übernachten können. In bescheidenen Verhältnissen, versteht sich. So, wie es in Herbergen eben ist. „Einfach, unkompliziert und jeder ist willkommen“, fasst es Mrzyglod zusammen.

Thomas Mrzyglod ist selbst durch Spanien gepilgert. Weil er dort immer einen Schlafplatz fand, möchte er dies nun auch anderen Wanderern und Pilgern ermöglichen. Rudi Penk

Bis im März die ersten Gäste kommen können, hat er allerdings noch einiges zu tun. Wie es einmal werden soll, sieht man schon jetzt im Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss: Dort ist er fertig. Dort sind die alten Holzböden saubergeschliffen, dort sind die Fensterrahmen wieder weiß und die Wände frisch gekalkt. Der Raum soll so etwas wie das Herz der Herberge sein. „Hier kann man essen, andere kennenlernen oder sich einfach nur ausruhen“, sagt Mrzyglod. Im Raum steht außerdem ein E-Piano. „Das ist eine Open Stage“, sagt er und lacht. Und sie soll sich nicht nur an Herbergs-Gäste richten, sondern Mrzyglod und Ulrich Eber vom Mühlenverein können sich vorstellen, den Raum auch für Museumsbesucher zu öffnen oder kleinere Veranstaltungen, für die der Mühlenstadl nebenan zu groß ist, hier abzuhalten.

Direkt neben dem Gemeinschaftsraum befindet sich eine Küche. Dort sollen sich die Gäste selbst mitgebrachte Lebensmittel kochen können. Auch das ist üblich so in Herbergen, erklärt Mrzyglod. „Meistens gibt es Nudeln“, sagt er lachend – aus eigener Erfahrung.

Typisch für eine Herberge ist zudem ein sogenanntes „refugio“, ein Zufluchtsort. Auch die Burgberger Herberge bekommt einen solchen. Er wird im Bereich vor der eigentlichen Haustür eingerichtet. Dort können Wanderer zu jeder Uhrzeit Schutz finden und zur Not auch eine Nacht verbringen. Zudem gibt es Zugang zu einem WC, das auch Camper nutzen können, die draußen im Hof die Nacht verbringen.

Über eine schmale Treppe geht es in den ersten Stock, wo die Zimmer sind.
Über eine schmale Treppe geht es in den ersten Stock, wo die Zimmer sind. Rudi Penk

In den ersten Stock geht es über eine schmale Treppe. Dort befinden sich die vier Gästezimmer, in denen später ein bis drei Betten stehen sollen. Sie sind nur wenige Quadratmeter groß und alle noch im Umbau. Eingerichtet werden sie später minimalistisch: „Ein Bett, eine Ablage fürs Gepäck, kein Schrank“, erklärt Mrzyglod die herbergsübliche Ausstattung. Wer hier nächtigt, bleibt nur eine Nacht. „Die Herberge wird kein Hotel.“

Jeden Tag frische Bettwäsche muss dennoch sein und auch muss jemand täglich nach dem Rechten sehen. Doch Mrzyglod ist zuversichtlich. „Meine Telefonnummer steht unten, ich wohne und arbeite in Giengen und bin um die Ecke“, sagt er. Zudem hat der Mühlenverein signalisiert, dass einige Mitglieder helfen wollen. Ohnehin: Weil es keine Heizung gibt, wird die Herberge nur im Sommer öffnen. Und Mrzyglod sieht es pragmatisch: „Jetzt soll es erstmal losgehen. Dann wird man sehen. Man muss nicht vorher Probleme schaffen, bevor überhaupt welche da sind.“

Nur wenige Quadratmeter groß, aber genug Platz für ein Bett: Eines der Zimmer, in dem einmal Gäste übernachten sollen. Rudi Penk

Mit der gleichen Einstellung geht er an das gesamte Herbergs-Konzept. Übernachten soll jeder dürfen. Egal, ob christlicher Wanderer, Familien, Senioren, Kinder, Camper, Radreisende. Dass jemand die „offene Tür“ missbrauchen wird, die Mrzyglod bereitstellen will, „kann sicherlich passieren“ sagt er. „Aber dann passiert es eben und dann werden wir sehen, wie wir damit umgehen.“

Auch Ulrich Eber vom Mühlenverein sieht das so. Er sieht vor allem die Chancen, die Mühle zu beleben. „Wir haben hier so viel. Das Museum, den Saal, den ganzen Ort – je mehr Menschen hierherkommen, desto besser.“ Die Idee für eine Herberge habe es schon länger gegeben, sagt Eber. Aber einen, der’s mit vollem Herzblut anpackt, der habe gefehlt. Das ist nun anders. Mrzyglod macht’s – und er macht’s zum Großteil allein, nach der Arbeit und am Wochenende. „Weil ich Spuren hinterlassen will“, sagt er. „Weil ich das hier aufblühen lassen will und weil ich etwas zurückgeben möchte“.

Im vorderen Teil des gelben Mühlengebäudes entsteht die Herberge. Rudi Penk

Der Ort, so wie er jetzt in Form der Herberge entsteht, dürfte weithin zudem der einzige seiner Art sein. Mrzyglod sagt, er habe mal recherchiert und im gesamten größeren Umkreis bis zum Bodensee habe er lediglich in Oberdischingen eine weitere echte Herberge gefunden. Aber er sagt auch, wenn auch mit einem Lachen: „Wenn das hier erst einmal bekannt ist, dann müssen wir auch performen, dann müssen die Leute sehen, dass es schön bei uns ist.“

Wissenswertes zu Mühle und Herberge

Der älteste Teil der Alten Mühle in Burgberg stammt aus dem Jahr 1344. Der Gebäudeteil, der zur Herberge umgebaut wird und an das Mühlengebäude direkt angrenzt, ist allerdings jünger. Eber und Mrzyglod sprechen vom 18. Jahrhundert. Dennoch: Auch dort gilt der Denkmalschutz, der beim Umbau entsprechend berücksichtigt wird.

Trotz aller Offenheit muss auch eine Herberge Regeln haben. Die wichtigsten: Schuhe ausziehen, kein Gepäck aufs Bett stellen und insgesamt die Hygiene einhalten.

Eine Nacht soll pro Person zwischen 15 und 20 Euro kosten.

Beim Mühlenverein freu man sich über weitere Umbau-Helfer und auch über solche, die später beim Betrieb unterstützen möchten.

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