Im Bund wird über die Verschiebung des Aus für Verbrenner-Motoren nachgedacht und auch darüber, ob die vereinbarten Klimaziele so eingehalten werden sollen oder können.
Die Stadt Giengen hat das Ziel, bis 2035 klimaneutral zu sein. Doch auch diese Vorgabe scheint zu wackeln: Wie Oberbürgermeister Dieter Henle erklärt, werde „die ehrgeizige Zielsetzung“ einer klimaneutralen Stadt im Jahr 2035 nicht zu halten sein. Der Vorschlag eines angepassten Ziels 2040 komme demnächst in den Gemeinderat. Damit würde die Große Kreisstadt den Zielvorstellungen des Landes Baden-Württemberg folgen. „Wir wollen uns da einfach mehr Zeit geben“, sagt der Oberbürgermeister. Das Ziel sei aber keinesfalls vom Tisch.
Davon abgesehen, sagt das Stadtoberhaupt: „Die Verwaltung ist an allen Möglichkeiten interessiert, den Masterplan Klimaneutralität wirksam umzusetzen und wir nutzen dafür gerne die Technologien, die sich als geeignet erweisen.“ Allerdings seien auch Kompromisse nötig, etwa in Bezug auf die Entscheidung, dass am Kirnberg davon abgesehen werden soll, Windräder aufzustellen. Die Realisierung, so der Rathaus-Chef, wäre kein Problem gewesen: „Wir hätten Investoren gehabt, die drei Windräder hätten einen relevanten Beitrag zur Klimaneutralität in Giengen geleistet: Pro Windrad wäre ein Jahresertrag von etwa zehn bis zwölf Gigawattstunden im Jahr möglich gewesen. Und selbst wenn die Erwirtschaftung einer Pacht nur zweitrangig zählt, hätten sich mit den Windrädern finanzielle Erträge verbunden, die Investitionen ermöglicht hätten. Dies alles in Rechnung gestellt, können wir das Nichtaufstellen der Windräder nur als Rückschlag werten, müssen das aber respektieren.“
Der nächste Schritt zur Erreichung der Klimaziele soll die Ausstattung des Bergbads mit einer PV-Anlage im kommenden Frühjahr sein. „Damit hätten wir einen wichtigen Schritt zur treibhausgasneutralen Wärmeversorgung des Bergbads getan“, sagt Henle.

Baldmöglichst sollen Brunnen, Fassadenbegrünung und weitere Baumpflanzungen im öffentlichen Raum die Hitze in der Innenstadt abmildern sowie PV-belegte Dächer öffentlicher Gebäude einen Beitrag hin zur Klimaneutralität leisten.
Um Bürgern in Bezug auf die kommunale Wärmeplanung mit dem Aufbau von Wärmenetzen Orientierung zu bieten, soll im Zusammenschluss mit anderen Gemeinden ein sogenannter Energielotse angestellt werden. „Klar ist, dass die Umsetzung der Pläne Zeit benötigt und von Fördergeldern abhängt", sagt der OB.
Der bestehende „Masterplan Klimaneutralität“ gehe über die Wärmeplanung hinaus: Er beziehe Stromversorgung und Mobilität ein und betrachte den gesamten Handlungsbedarf der kommunalen Akteursgruppen bis zur Erreichung der Klimaneutralität. So ermögliche er eine fortlaufende Transformationssteuerung, inklusive Fortschrittskontrolle, und damit die Transformation zur Klimaneutralität, aktiv zu lenken.
2023 wurde ein ehrgeiziges Ziel formuliert
Der Gemeinderat der Stadt Giengen hatte bei seiner Klausurtagung Anfang Mai 2023 das Klimaschutzmanagement aufgenommen und dabei – ehrgeiziger als der Bund und die Länder – die Klimaneutralität Giengens bis 2035 vorgegeben. Es gilt dabei, die Stadt zu reellen Preisen auf möglichst ökologische Weise mit Energie zu versorgen. Als Faktoren gelten die konsequente Nutzung der regionalen Wärmeplanung sowie der Fotovoltaik und Windenergie.