Wirtschaft

BSH in Giengen: Warum Kühlschränke immer größer werden

Moderne Kühlschränke werden immer größer und sind im Lifestyle-Bereich angekommen. BSH in Giengen steigert die Produktion und investiert in neue Technologien.

Mit Kühlschränken verhält es sich wie mit SUV: Sie werden immer größer. Das zeigt sich im Showroom im Giengener Werk der BSH. Moderne Kühlgeräte nehmen beinahe die Ausmaße von Kleiderschränken an, vor allem wenn, wie neuerdings möglich, zwei übermannshohe Kühlschränke nebeneinander montiert werden.

Kühl- und Gefriergeräte sind also nicht mehr bloßes Mittel zum kalten Zweck, sie sind, wie etwa Küchenherde, im Bereich Lifestyle angekommen. Gerhard Egger, Standortleiter der BSH in Giengen, berichtet, dass mit edlen Oberflächen versehene Kühlschränke heute auch Platz im Wohnzimmer fänden.

2025: 1,4 Millionen Kältegeräte aus Giengen

Weil die Nachfrage nach hochwertigen Produkten aus der Giengener Kältefabrik mehr als stabil ist, war die Stimmung beim Jahrespressegespräch alles andere als unterkühlt. Egger stellte gemeinsam mit Personalleiter Anton Modlmayer und Logistikchef Manuel Utz die wesentlichen Eckpunkte der vergangenen zwölf Monate vor. Demnach liegt die Gesamtmenge der in Giengen hergestellten Kühlgeräte im laufenden Jahr bei etwa 1,4 Millionen, eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr.

Um die Nachfrage bedienen zu können, führte man in Giengen im Juni an einer dritten Montagelinie eine Nachtschicht ein. „Eine solche Situation gab es am Standort noch nie“, führte Egger aus. Möglich geworden sei dies vor allem durch starken Teamzusammenhalt, auch Führungskräfte hätten sich ans Band gestellt.

Schauen optimistisch in die Zukunft: (v.l.) Personalleiter Anton Modlmayer, Standortleiter Gerhard Egger und Logistikleiter Manuel Utz. Jens Eber

Derzeit wird bei BSH eine neue Montagelinie vorbereitet. Das bedeutet, dass ein Anlagenpark von 300 bis 400 Metern Länge neu eingerichtet wird. Anlass für diese Investition ist eine neue Produktreihe, über die Egger und seine Kollegen aber noch Stillschweigen bewahren. Nur so viel: In etwa einem Jahr soll sie auf den Markt kommen.

Große Entwicklungsabteilung

So eine Produktionsumstellung wird in Giengen wesentlich mit eigenen Kräften bewerkstelligt. Am Standort arbeiten rund 350 Entwicklerinnen und Entwickler, die für alle acht Kältefabriken des Konzerns tätig sind. Hinzu kommt eine eigene Abteilung für Sondermaschinenbau, die sich um die Planung und Fertigung der Anlagen kümmert.

Eine ihrer Aufgaben ist die Automatisierung. In den Fertigungslinien gibt es immer wieder abgezäunte Bereiche, wo nicht mehr Mitarbeitende aus Fleisch und Blut arbeiten, sondern orangefarbene Roboter, die beispielsweise die Montage der schweren Kühlschranktüren übernehmen. Erste Arbeitsschritte werden seit Januar 2025 mithilfe intelligenter Kameratechnik erledigt, bei der Bauteile optisch erkannt, automatisch gegriffen und eingesetzt werden.

Die BSH-Verantwortlichen betonen, dass automatisierte Abläufe vor allem dort eingesetzt werden sollen, wo sie Mitarbeitende von ergonomisch belastenden Aufgaben entlasten können. Wer bislang an einer dieser Stellen in der Produktionslinie tätig war, soll für neue Aufgaben weiterqualifiziert werden. Aktuell sind am Standort Giengen rund 2600 Menschen in Produktion, Logistik und weiteren Bereichen tätig.

Investitionen in die Nachhaltigkeit

Investiert wurde im vergangenen Jahr auch in eine neue Großmühle, die zwar keine Lebensmittel verarbeitet, dafür aber Kunststoffreste aus der Herstellung der Kühlgeräte zerkleinert. Aus diesem Granulat werden dann neue Rohlinge hergestellt. Die neue Mühle verbraucht weitaus weniger Strom und reduziert auch die Staubentwicklung um 95 Tonnen pro Jahr.

Im Bereich der Logistik steht eine neue, automatisierte Paketversandanlage vor der Fertigstellung, die künftig den Versand hunderttausender Pakete pro Jahr abwickeln soll. Wichtiger Bestandteil der Anlage ist eine Verpackungsmaschine, die die Artikel vermisst und passgenaue Kartons fertigt. Dadurch soll der Kartonverbrauch sinken, bei gleichzeitig besserer Auslastung der Frachträume beim Transport.

Ende Oktober soll die Anlage an den Start gehen – und gleich eine Bewährungsprobe erfahren: Logistikleiter Utz geht davon aus, dass die Anlage Ende November beim „Black Friday“ wertvolle Dienste leisten wird.

Brandschutz und Gesundheit

In den Garagen der BSH-Werkfeuerwehr steht seit wenigen Tagen ein neues Hilfeleistungstanklöschfahrzeug bereit, das mutmaßlich größte Löschfahrzeug, das kreisweit im Einsatz ist. Vorrangig dient das Fahrzeug dem Brandschutz innerhalb des Werks, bei Großeinsätzen unterstützt die Werkfeuerwehr traditionell aber auch außerhalb.

Als erstes Unternehmen im Landkreis wurde BSH von der AOK als „gesundes Unternehmen“ ausgezeichnet. Um dieses Niveau auszubauen, wurden auf dem Betriebsgelände die betriebsärztliche Dienststelle, die Sanitätsstelle und der Fitnessbereich gebündelt. Einmal die Woche steht auch ein Physiotherapeut bereit.

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