Schnelles Internet

Breitbandausbau stockt: So will die Stadt Giengen künftig Leerrohre verlegen

Weil der durch das Unternehmen BBV geplante Breitbandausbau seit geraumer Zeit stockt, will die Stadt Giengen wieder in Vorleistung gehen. Am 26. Juni befasst sich der Gemeinderat daher mit der Verlegung von Leerrohren für einen sechsstelligen Betrag.

Die Anfangseuphorie über die Zusammenarbeit mit dem Breitbandanbieter BBV ist in Giengen längst abgeflaut. Die Bürgerinnen und Bürger, die einen Vertrag mit dem in Hessen ansässigen Unternehmen unterzeichnet haben, warten weiter auf schnelles Internet, und die Stadtverwaltung prüft bereits Alternativen, falls BBV das Ultimatum nicht einhält, bis Mitte 2026 wirklich mit dem Ausbau zu beginnen (wir berichteten).

Dazu gehört, dass die Stadt nun wieder damit beginnt, bei Tiefbaumaßnahmen Leerrohre für das spätere Einblasen von Breitbandkabeln zu verlegen. Am kommenden Donnerstag wird der Giengener Gemeinderat daher über einen Auftrag in Höhe von 154.000 Euro an die städtische Tochterfirma Digikomm beraten. Diese soll bei anstehenden Straßensanierungen entsprechende Rohre in den Boden bringen lassen.

Stadt verlegt Leerrohre wieder selber

Der anstehende Ratsbeschluss markiert gewissermaßen einen Schritt zurück: Zuletzt hatte BBV bei städtischen Tiefbauarbeiten bereits auf eigene Kosten Leerrohre für die spätere Installation von Glasfaserkabeln verlegen lassen. Dies war zum Beispiel im Burgberger Neubaugebiet „Schlossblick“ und bei der Sanierung der Esslinger Straße in der Giengener Südstadt der Fall.

Dies geschah auch vor dem Hintergrund, dass die Stadt Giengen das in den Jahren zuvor verlegte Leerrohrnetz 2024 an das Unternehmen Infrafibre Germany verkauft hat. Die städtischen Eigenbetriebe hatten über Jahre hinweg mehrere Kilometer Leerrohre verlegt, die als Basis für das Glasfasernetz in Giengen und den Teilorten dienen sollen.

Wie die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage für die Gemeinderatssitzung am 26. Juni darlegt, hat die BBV, die im Herbst 2024 vom Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) übernommen wurde, die Mitverlegung von Leerrohren bei städtischen Baumaßnahmen zwischenzeitlich eingestellt. Daher sei die Stadt verpflichtet, „bei geeigneten Tiefbauarbeiten Breitbandleerrohre mit verlegen“ zu lassen.

Giengen geht in Vorleistung

Die städtische Planungsgesellschaft Digikomm hat der Stadt demnach mehrere Angebote für die Mitverlegung bei laufenden Bauarbeiten unterbreitet. So sollen in der Straße Am Läutenberg, in der Simon-Böckh-Straße und im Brezgerweg in Giengen bei der Neuverlegung von Wasserleitungen durch die Stadtwerke Giengen sowie der Stromleitungen durch die Netze ODR Breitbandleerrohre in die Gräben gelegt werden. Die Angebotssumme beläuft sich hierbei auf rund 124.000 Euro.

In der Raiffeisenstraße und der Läutestraße in Hohenmemmingen werden ebenfalls Wasser- und Stromleitungen ausgetauscht. Hier belaufen sich die errechneten Kosten für die Mitverlegung auf knapp 30.000 Euro.

Bei mehreren laufenden oder bereits abgeschlossenen Baumaßnahmen wurden bereits Breitbandhausanschlüsse vorverlegt. Die entstandenen Kosten werden mit rund 36.000 Euro beziffert.

„Die Stadt Giengen geht dabei in finanzielle Vorleistung“, heißt es in der Vorlage. Sollte dieses Rohrnetz in Zukunft von einem privaten Unternehmen genutzt werden, müsste der Gemeinderat über Verpachtung oder einen Verkauf „zu marktüblichen Preisen“ beraten.

Einblasen statt graben

Die Leerrohre, die vielerorts verlegt werden, stellen noch nicht das tatsächliche Glasfaserkabel dar. In die Kunststoffrohre werden vielmehr später die Glasfaserkabel eingebaut, ohne die Trasse erneut aufgraben zu müssen. Meist wird dabei auf die Technik des sogenannten Einblasens zurückgegriffen. Dabei werden die Kabel per Druckluft durch die Leerrohre getrieben. Diese Technik gilt als besonders schnell.

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