Ärger über Verzögerung

Breitbandausbau in Giengen: Stadt bereitet Plan B vor, falls Bauarbeiten nicht 2026 starten

Beim Bürgerdialog „Henle hautnah“ in Burgberg zeigte sich Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle weiter optimistisch, dass der vereinbarte Breitbandausbau realisiert wird. Dennoch spielt man im Rathaus weitere Szenarien durch.

Der Giengener Oberbürgermeister Dieter Henle ist sicherlich Optimist bis ins Mark. Im Umkehrschluss braucht es wohl eine ganze Menge, bis sein Vertrauen anfängt, erste Risse zu bekommen. In Sachen Breitbandausbau in Giengen und seinen Teilorten, scheint es aber fast so weit zu sein: „Wir bereiten im Hintergrund bereits einen Plan B vor“, so der OB am Mittwochabend beim Bürgerdialog „Henle hautnah“ im Burgberger Mühlenstadel.

Der „Plan B“ würde eintreten, falls der Kooperationsvertrag zwischen Giengen und dem Breitbandanbieter BBV platzen würde. Die ursprünglich 2022 getroffene Vereinbarung sah vor, den flächendeckenden Breitbandausbau in Giengen und den Teilorten bis Ende 2024 abzuschließen. Die Stadt hat ihr Leerohrnetz bereits an den Kooperationspartner verkauft. Für den Baubeginn gibt es aber bislang keinen Termin. BBV wurde im vergangenen Jahr von dem zu Allianz und Telefónica gehörenden Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) übernommen. Der Besitzerwechsel führte zu erheblichen Verzögerungen bei der Umsetzung des Giengener Projekts.

Bürger befürchten höhere Kosten

Das hat auch Auswirkungen für Bürgerinnen und Bürger, wie ein Teilnehmer von „Henle hautnah“ darlegte: „Diese Hinhaltetaktik kostet uns Geld“, sagte der Burgberger. Etliche Einwohner hätten derzeit übergangsweise einen vergleichsweise teuren Internetvertrag und hatten Hoffnungen auf den Ausbau und geringere monatliche Kosten gehegt.

Zuletzt hatten BBV und UGG im Gespräch mit der Verwaltungsspitze offenbar einen Baustart im ersten Halbjahr 2026 in Aussicht gestellt. Wie schon im Giengener Gemeinderat bekräftigte Henle, er habe gemeinsam mit Bürgermeister Alexander Fuchs betont, dass dies der letztmögliche Termin für den Baubeginn sei. „Sollten die Bauarbeiten dann nicht erfolgen, stellen wir das Marktversagen fest“, so Henle in Burgberg. Dann fiele auch das Leerrohrnetz zurück an die Stadt. Für diesen Fall will die Stadt offenbar vorbauen und bereitet auch Alternativen vor, die dann greifen würden. „Dann stehen wir nicht blank da“, so der OB.

„Ungünstig, aber nicht zu ändern“ sei, dass die Kommunen zugunsten der Privatwirtschaft beim Breitbandausbau eingeschränkt seien, sagte Henle. In einigen Bereichen gab es zwar einen aus Steuermitteln geförderten Ausbau, den die Stadt über ihre Tochtergesellschaft Digikomm auch bereits abgeschlossen hat. Wo sich für die übrigen Bereiche jedoch ein Privatunternehmen fand, das den sogenannten eigenwirtschaftlichen Ausbau stemmen wollte, durften die Kommunen nicht mehr aktiv werden. Ein anderer Anbieter als BBV hatte sich Henle zufolge zum damaligen Zeitpunkt nicht für den flächendeckenden Ausbau beworben.

Stadt will eigene Leerrohre verlegen

Nach Ansicht der Stadtverwaltung ist das Kind noch nicht ganz in den Brunnen gefallen. Andere Städte seien von BBV und UGG schon von der Liste der anstehenden Projekte gestrichen worden. Nach Henles Einschätzung hat Giengen in diesem Zusammenhang einen besseren Stand, weil das kilometerlange Leerrohrnetz an den Anbieter verkauft wurde.

Diese Vorarbeiten werden derzeit offenbar zweigleisig fortgeführt: Im Burgberger Neubaugebiet „Schlossblick“ hat BBV beispielsweise bei der Erschließung schon Leerrohre verlegen lassen. Auch bei der Sanierung der Esslinger Straße in der Giengener Südstadt wurden Leerrohre im Auftrag der BBV verlegt. Im Falle der Arbeiten an der Staufener Straße in Hohenmemmingen geht die Stadt dazu über, wieder in Eigenregie Leerrohre zu verlegen. Im Juni will die Stadtverwaltung laut Henle im Gemeinderat über den Ansatz diskutieren, zumindest interimsweise auch an anderen Orten Leerrohre zu verlegen, wenn für Erschließungen oder Sanierungen ohnehin Gräben gezogen werden.

Leerrohrnetz verkauft

Das städtische Leerrohrnetz ist im April 2024 an das Unternehmen Infrafibre Germany verkauft worden, dem auch die Breitbandversorgung Deutschland (BBV) gehört. Die Stadt erlöste dabei gut 608.000 Euro für mehr als acht Kilometer Leitungen. Die Herstellungskosten lagen bei 1,76 Millionen Euro.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar