Insektenplage

Borkenkäfer aktiv: Im Bühlwald bei Giengen müssen viele Fichten gefällt werden

Borkenkäfer bedrohen Fichten im nördlichen Teil des Bühlwaldes zwischen Südstadt und Autobahn. Die Stadt Giengen will rasch handeln, um die Ausbreitung der Insekten zu stoppen.

Wer den nördlichen Teil des Bühlwalds zwischen Südstadt und Autobahn betrachtet, wird in den vergangenen Tagen und Wochen bemerkt haben, dass etwas nicht stimmt: Statt in dichtem Nadelkleid und sattem Grün stehen dort viele nackte Fichten, die nur noch wie Baumskelette wirken. Auf den ersten Blick wird klar: Diesem Wäldchen geht es nicht gut.

Der Zustand des Bühlwaldes war unlängst auch Thema in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planung und Technik des Giengener Gemeinderates. Bürgermeister Alexander Fuchs informierte die Stadträtinnen und Stadträte darüber, dass dort Borkenkäferbefall aufgetreten sei.

Junge Fichten von Käfern befallen

Diese nur wenige Millimeter großen Insekten sind auf Fichten spezialisiert und können Bäume innerhalb kurzer Zeit zum Absterben bringen. Schlimmer noch: Bei entsprechender Witterung bilden die Käfer pro Jahr zwei bis drei neue Generationen. Ein einziges Borkenkäferweibchen kann so in einem Jahr Zehntausende Nachkommen haben.

Dass die Bäume den Insektenbefall nicht überleben, ist im Bühlwald offensichtlich. Damit ist die Gefahr aber nicht gebannt: Auch noch gesund wirkende Nachbarbäume können bereits befallen sein, was wiederum nur das geschulte Auge von Fachleuten erkennen kann.

Baumskelette zwischen noch lebenden Fichten: An diesen Stellen müssen Forstwirte zeitnah aktiv werden. Rudi Penk

Als Eigentümerin, so Fuchs, sei die Stadt Giengen nun verpflichtet, gegen die Borkenkäferplage vorzugehen. Das bedeutet, dass Forstwirte in mehreren Durchgängen voraussichtlich rund ein Viertel der Bäume in diesem Abschnitt fällen müssen. Weil die Gefahr droht, dass sich die Insekten schnell weiter ausbreiten, müsse relativ schnell agiert werden.

Bühlwald schützt vor Lärm

Bei den Fichten handelt es sich nicht um große, ausgewachsene Bäume, sondern sogenanntes Stangenholz. Diese noch relativ jungen Fichten stehen in einem rund 1,6 Hektar großen Teil im Norden des Bühlwaldes. Die übrigen Bereiche des rund zwölf Hektar großen Wäldchens bestehen überwiegend aus Laub-Mischwald und sind daher zumindest gegen diese Käfer unempfindlich.

Beim Bühlwald handelt es sich zwar um einen Wirtschaftswald, sprich: Er dient im Prinzip der Holzgewinnung. Für die Anwohnerinnen und Anwohner der Giengener Südstadt bietet der zwischen 100 und 200 Meter breite Waldstreifen allerdings auch Lärm- und Sichtschutz gegenüber der Autobahn. Entsprechend aufmerksam werden forstliche Arbeiten im Bühlwald daher im Wohngebiet auch wahrgenommen.

Das ist der Stadtverwaltung bewusst. Daher sollen die notwendigen Arbeiten vor Ort auch kommuniziert werden. Zudem versicherte Bürgermeister Fuchs im Ausschuss, man werde in die entstehenden Lücken neue Bäume pflanzen.

Lärmschutzwall wurde 2018 erhöht

Bereits im Frühjahr 2013 hatte eine Durchforstung des Bühlwaldes in der Südstadt für Ärger gesorgt. Damals wurden mehrere Hundert Bäume gefällt, um den verbliebenen mehr Raum für ihr Wachstum zu geben. Dadurch sahen Anwohnerinnen und Anwohner aber die Lärmschutzwirkung des Waldes erheblich gemindert.

Als 2018 die Fahrbahnerneuerung der nahegelegenen Autobahn begann, wurde auf Betreiben der Stadt der zuvor schon vorhandene Lärmschutzwall direkt an der A7 erhöht. Der gut 800 Meter lange Wall gewann zwischen eineinhalb und vier Metern an Höhe.

Was sind Stangen?

Als Stangenholz werden in der Forstwirtschaft junge Bäume bezeichnet, die auf Brusthöhe einen Durchmesser von sieben bis 20 Zentimeter aufweisen. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden solche bei Durchforstungen entnommenen Stangen vielfach genutzt, zum Beispiel für den Bau von Zäunen oder Hochsitzen. Bevor sich genormte Gerüste aus Metall durchsetzten, wurden auch Baugerüste aus Stangenholz gebaut. Das sogenannte Stangenwerben war eine verbreitete Nebentätigkeit für Landwirte in der kalten Jahreszeit. Heutzutage werden diese Bäume vor allem zu Hackschnitzeln verarbeitet.

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