Eröffnung 2026

Bier statt Wein: Richtfest auf der Giengener Barfüßer-Baustelle gefeiert

Die Arbeiten sind im Zeitplan, der Kostenrahmen steht: Unter diesen Vorzeichen wurde am 16. Mai das Richtfest auf dem Giengener Lamm-Areal gefeiert.

Normalerweise trinkt der Redner bei einem Richtfest ein Glas Wein und zerschmettert das Gefäß dann am Boden. Feiert man freilich die Vollendung des Rohbaus eines Brauhauses, kann mit der Tradition wohl gebrochen werden: Vier Zimmerleute labten sich am Freitagmorgen auf der Giengener Barfüßer-Baustelle an je einem Bier, nachdem sie den Richtspruch verlesen hatten. Der Wunsch, das Bier möge hier nie ausgehen, dürfte bald erhört werden: Wie zu hören war, sind die ersten Installationen für die künftige Brauanlage bereits getätigt.

Gefeiert wurde anschließend im Innern, wo sich nach der für das kommende Jahr angepeilten Eröffnung die Gäste tummeln sollen. Der langgestreckte Raum ist noch dominiert von nacktem Beton, Rohrleitungen und Vorbereitungen für den Innenausbau, dennoch wagte Oberbürgermeister Dieter Henle den Blick in die Zukunft: „Ich sehe uns schon vor dem Barfüßer sitzen“, rief er Bauherrschaft, Planern, Handwerkern und den Gästen aus Verwaltung, Gemeinderat und Nachbarschaft der Großbaustelle zu. Bis dahin wird noch die Kirchgasse umgestaltet, ein halbes Dutzend „stattlicher Bäume“ sollen Schatten spenden.

Idee vor sechs Jahren entwickelt

Vor sechs Jahren, so Henle, hätten er und Investor Eberhard Riedmüller die ersten grundlegenden Gespräche zu diesem Vorhaben geführt. Gemeinsam mit den Entscheidungsträgern der Stadt habe man den Rahmen abgesteckt: attraktive Wohnungen im Stadtzentrum, eine Erlebnisgastronomie, dazu Hotelzimmer und eine Tiefgarage. Gleichzeitig habe man sich der Anforderung gestellt, dass der Neubau „die überlieferte Geometrie der Stadt erhält und fortentwickelt“.

Freude über den Meilenstein: (v.l.) Brauer Noel Schaumburg, die künftige Geschäftsführung Jonas und Nina Röhrig, Dominik Krüger, sowie Charlotte und Eberhard Riedmüller und Oberbürgermeister Dieter Henle. Rudi Penk

Eine „zeitgemäße Interpretation historischer Elemente mittels moderner Formensprache“ war schließlich der Auftrag an Architekt Lukas Blaha, der den mehrgliedrigen Baukörper entworfen und geplant hat. Klar ist sicherlich, dass dieser Bau die Innenstadt neu prägt. So mancher Gast des Richtfests war am Freitag sichtlich beeindruckt davon, zum ersten Mal direkt vor dem Baukörper zu stehen.

Im Verlauf dieser sechs Jahre seit den ersten Gedankenspielen hat sich allerdings nicht nur die Welt verändert, sondern auch das Projekt auf dem Lamm-Areal. Investor Riedmüller entschuldigte sich dafür augenzwinkernd bei seinem Architekten. Die Investitionssumme Riedmüllers stieg in der Zwischenzeit auf 25 Millionen Euro, Stadt und Land förderten das Vorhaben, indem sie sich unter anderem am Abbruch der alten Bestandsbauten beteiligten.

Gastronomie, Wohnungen und Hotel

Zunächst waren 60 Hotelzimmer geplant, gebaut werden nun 42, dafür entstehen 30 Wohnungen anstelle der zunächst vorgesehenen neun. OB Henle sieht den Neubau als „das derzeitige Ankerprojekt unserer Stadtentwicklung“. Dabei soll die Barfüßer-Gastronomie „Teil einer Perlenkette“ entlang der Marktstraße sein, wo eine ganze Reihe weiterer Vorhaben in Planung sind.

„Ohne Optimismus geht es nicht“, sagte Eberhard Riedmüller und fügte hinzu: „Ich glaube an dieses Projekt.“ Ein Haus zu bauen sei wie eine große Beziehung: Man lerne viel und werde immer wieder gefragt, wie es läuft. Und: „Es ist schön, etwas Bleibendes zu bauen“. Das sei für ihn der Antrieb, auch mit 72 Jahren noch an solchen Vorhaben zu arbeiten.

Der Tag des Richtfests sei, so Riedmüller, immer auch eine Gelegenheit zum Durchatmen: Die äußere Hülle des Gebäudes ist zwar geschaffen, der Innenausbau erfordert aber weitere große Anstrengungen. Immerhin: Laut Architekt Blaha ist die Baustelle sowohl finanziell als auch zeitlich derzeit im Plan.

Großprojekt in Familienhand

Der Neubau auf dem Lamm-Areal lässt sich wohl als eine Art Familienprojekt bezeichnen: Eberhard Riedmüller hat das Vorhaben als Investor entwickelt, seine Tochter Nina Röhrig wird in Giengen mit ihrem Mann Jonas als Geschäftsführerin agieren. Ihr Sohn Noel Schaumburg wird als Brauer fungieren. In der Leitung der Barfüßer-Gruppe sind mittlerweile mit Dominik und Marcus Krüger zwei Neffen Riedmüllers aktiv.

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