Freibäder und Seen

Badetote und gefährliche Situationen: Diese Gründe sieht Ulrich Carle von der DLRG Giengen für einen Anstieg der Zahlen

Bei Unfällen an Seen in der Region kamen in diesem Jahr schon Menschen ums Leben und auch in Freibädern muss das Personal vermehrt zur Rettung ins Becken. Ulrich Carle von der DLRG Giengen nennt Gründe für einen Anstieg der gefährlichen Situationen.

Im Heidenheimer Waldbad musste das Aufsichtspersonal bereits mehrfach in dieser Saison eingreifen und Badegäste im Schwimmerbecken vor dem Ertrinken retten. Im Bergbad in Giengen listet die Statistik der DLRG bislang einen Einsatz auf, bei dem Schlimmeres verhindert werden konnte. In allen Fällen war es offensichtlich dem umsichtigen Einsatz der Teams am Beckenrand – den Schwimmmeistern und an den Wochenenden auch den DLRG‑Mitgliedern – zu verdanken, dass Situationen glimpflich verliefen.

An Badeseen gibt es geschultes Personal, das sich um die Sicherheit der Badenden kümmert, ganz selten. Immer öfter ertrinken Menschen oder sterben infolge von Badeunfällen – wie ein 23-Jähriger nach einem Sprung von einem Turm am Gartnerseee bei Gundelfingen am vorletzten Juni-Wochenende. Allein an jenem Samstag und am Sonntag mussten dem DLRG zufolge bundesweit 15 Badetote hingenommen werden – so viele wie noch nie zuvor an einem einzelnen Wochenende.

„Diese erschreckenden Zahlen steigen schon länger“, sagt Ulrich Carle. Er ist Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Giengen und steht auch dem DLRG-Bezirk Heidenheim vor. Mehr Badetote und eine Vielzahl an brenzligen Situationen auch in Freibädern seien auf mehrere Faktoren zurückzuführen.

Die Mitglieder der DLRG sind an Wochenenden am Beckenrand im Einsatz und unterstützen das Team der Schwimmmeister. Archiv

Eine deutliche Zunahme an Gefahrensituationen in Bädern sei generell seit dem Ende der Corona-Pandemie zu verzeichnen. Zudem wüssten vor allem Geflüchtete oft nicht die Breite, Tiefe und Länge von Becken einzuschätzen und könnten obendrein nicht oder kaum schwimmen.

Seepferdchen reicht nicht aus

„Eine andere Gefahrenquelle sind Eltern, die ein zu geringes Gefahrenbewusstsein haben und ihre kleinen Kinder, die nicht richtig ausgestattet sind, ins Wasser lassen“, sagt der DLRG-Vorsitzende. Carle stellt zudem klar: Ein Seepferdchen-Abzeichen befähige nicht zu eigenständigem Schwimmen im Wasser.

Besonders an der Rutsche oder an den Sprungbrettern im Bergbad sei zu sehen, dass zu sorglos mit Gefahren umgegangen werde: Kinder hätten für die Rutsche teils nicht das erforderliche Alter, seien nicht gut ausgerüstet oder würden in einer Gruppe geschickt, in der gerade mal einer einigermaßen schwimmen könne. Beim Springen sei vermehrt festzustellen, dass in die Nähe des Beckenrandes gehüpft werde, um den kürzesten Weg zurücklegen zu müssen, um aus dem Wasser zu kommen.

Ulrich Carle sagt: „Die Becken im Bad sind kein Kinderspielplatz.“ Archiv/Markus Brandhuber

„Man muss es klar aussprechen. Die Becken des Bades sind kein Kinderspielplatz“, sagt das DLRG-Mitglied Carle. Selbst das Planschbecken berge Gefahren.

An Badeseen sei die Situation etwas anders gelagert: Hier überschätzten sich oft auch Erwachsene. Sei nicht viel Betrieb, sei es für in Not geratene umso gefährlicher: „Der Ertrinkungstod ist ein stiller Tod“, so Carle. Bekomme jemand etwa Krämpfe, bleibe das dann unbeobachtet.

Wichtig sei, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene gut schwimmen könnten. Und dass die Umsicht, Aufsicht und Rücksichtnahme wieder zunehme.

In Giengen sei der Andrang zu Schwimmkursen groß. Weil das eigene Hallenbad derzeit umgebaut werde, würde auf Herbrechtingen ausgewichen. Fortgeschrittenen-Kurse müssten allerdings derzeit ausfallen. Insgesamt, so der Bezirksvorsitzende des DLRG, fehlten Lehrschwimmbecken. Obendrein gebe es im Land viele Bäder, die einen hohen Sanierungsbedarf aufweisen würden.

DLRG-Ortsgruppe wurde 1934 gegründet

Die DLRG-Ortsgruppe Giengen wurde 1934 gegründet, als sich eine Gruppe von engagierten Bürgern zusammenfand, um die Ziele der DLRG auch in Giengen zu verfolgen. 20 Jahre davor, am Tag der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals, am 19. Oktober 1913, ist im Leipziger Hotel „de prusse“ die DLRG ins Leben gerufen worden.

Die Ortsgruppe bildete über die Jahrzehnte nicht nur Rettungsschwimmer aus, sondern brachte sich auch bei vielen Aktivitäten in der Stadt ein.

Ein Meilenstein in der Geschichte der Ortsgruppe ist sicherlich der Bau und die Einweihung des Heims in Verlängerung des Umkleidetraktes im Bergbad. Am Freitag, 21. August 1981 wurde die Einweihung des Jugendheims Dr. Fritz Beyer gefeiert.

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