Vier Tage lang, von Donnerstag bis Sonntag, gehörte der Flugplatz bei Gerstetten nicht den Freunden des Segelflugs, sondern den Musikbegeisterten. Flugzeugstarts und Landeanflüge gab es deshalb keine, aber so mancher hob trotzdem ab – entweder physisch beim Crowdsurfing oder einfach in höhere emotionale Sphären ob der tollen Stimmung. Auch die von Jürgen Berger, dem Vorsitzenden des Gerstetter Musikvereins und Mitorganisator des Festivals, geschätzten Besucherzahlen können sich sehen lassen: 1000 Besucherinnen und Besucher am Donnerstag, 4500 am Freitag, 3500 bis 4000 am Samstag und 800 am Sonntag. Dafür, dass das Bandlift wieder ein großer Erfolg wurde, sind verschiedene Faktoren verantwortlich.
1. Das Programm
Es gibt wenige Festivals, die an die Musikvielfalt des Bandlifts herankommen: Von Rock über Pop, Rap (auf Hochdeutsch und auf Schwäbisch), Folk und Metal mit seinen Untergenres war alles vertreten. Der Donnerstag gehörte wieder den Chören, auch hier wurde eine Vielfalt an Stilen und Liedgut präsentiert. Dass das Bandlift die Nachwuchs-Musiker nicht aus den Augen verloren hat, zeigte sich am Sonntag, dem Jugendtag der Blasmusik, an dem es nochmal die volle Ladung Blechblas-Sound gab.
Eine Neuerung im Vergleich zu den Vorjahren war, dass es 2025 klar benannte Headliner gab, allen voran „Brainstorm“. Die ursprünglich aus Gerstetten stammende Power-Metal-Band spielt heute auf der ganzen Welt; umso größer war die Freude des Publikums, ihr auf dem Bandlift umsonst und draußen zuhören zu können. Und „Brainstorm“ brachte genau die richtige Energie für das Festival mit. Das donnernde Schlagzeug gab den Rhythmus zum Kopfnicken oder Headbangen vor, die präzisen Gitarrensolos luden zum Jubeln ein und Leadsänger Andy B. Franck gab dem Publikum ausreichend Vorlagen zum Mitsingen. Einziges Manko am Auftritt war, dass die von vielen geforderte Zugabe nicht gegeben werden konnte, weil am Freitagabend noch drei weitere Gruppen auf „Brainstorm“ folgten.

Insgesamt 55 Musikformationen wechselten sich 2025 auf den drei Bühnen des Bandlifts, also der Haupt-, der Hangar- und der Campingbühne ab. Dass es da zu Verzögerungen kommen kann, sollte niemand wundern. Ein Beispiel: Am Freitagabend betrug die Abweichung vom Zeitplan auf der Hauptbühne gegen Ende eineinhalb Stunden, das Publikum vor Ort schien das allerdings nicht zu stören.
2. Die Stimmung
Nicht nur am späten Abend, sondern zu jeder Zeit war die Stimmung auf dem Flugplatz ausgesprochen gut. Natürlich ist diese immer auch ein Produkt des Programms, sowohl bezogen auf die Qualität der Musik als auch auf die Menschen, die von den jeweiligen Bands angezogen werden. In diesem Jahr sah man zum Beispiel mehr Kuttenträger als in den Vorjahren, was sicher auch am „Brainstorm“-Auftritt lag. Die Mischung der Menschen war also wieder bunt und die Stimmung trotzdem so gut oder besser als auf vielen Szenenfestivals. Geholfen hat dabei sicher auch das sonnige Wetter, nur am Samstagabend fielen ein paar Tropfen Regen.
3. Der Ort
Bei der dritten Austragung auf dem Flugplatz erwies sich dieser weiterhin als die richtige Wahl für das Bandlift; vielleicht ist ein Austragungsort, der so viel Platz bietet, inzwischen sogar zwingend. Das ließ zumindest Sebastian Jäger bei einer Ansprache ans Publikum anklingen: „An den Skihang hättet ihr gar nicht alle hingepasst!“ Die Lage auf der Freifläche außerhalb von Gerstetten brachte viele Vorteile mit sich: Bei der Anreise gab es sowohl für Auto- als auch für Fahrradfahrer ein riesiges Kontingent an Parkplätzen; und um die Haupt- und Campingbühne war jeweils so viel Platz, dass man praktisch frei entscheiden könnte, wie nahe man den Musikern sein wollte, ohne sich mit dem Ellenbogen voran durch die anderen Zuhörer drängen zu müssen. Wer es etwas kuscheliger mochte, kam im Hangar vor der dortigen Bühne auf seine Kosten.

4. Die Macher
Möglich ist ein Festival dieser Größe, dazu noch umsonst und draußen, nur durch den großen Einsatz der circa 300 freiwilligen Helfer, teils aus den Reihen des Musikvereins, teils von außerhalb. Sie sorgten für einen reibungslosen Ablauf, zum Beispiel dafür, dass die Schlangen vor den Getränke- und Essensausgaben nie zu lang wurden, halfen auch beim Auf- und Abbau auf den Bühnen mit und kümmerten sich um den Backstage-Bereich. Auch die Unterstützung der vielen, meist lokalen Sponsoren ist für das Festival entscheidend, denn obwohl alle Bands beim Bandlift ohne Gage auftreten, entstehen natürlich trotzdem Fixkosten.
Schließlich ist da der Musikverein Gerstetten, bei dem alle organisatorischen Fäden zusammenlaufen. Dessen Vorsitzender, Jürgen Berger, ist am Sonntag laut eigener Aussage sehr zufrieden mit dem Bandlift: „Es gab tolle Musik, tolle Stimmung und das Unwetter am Samstagabend hat uns verschont.“ Auch anderweitig habe es keine Zwischenfälle gegeben, das Festival blieb friedlich.
Den Auftritt von „Brainstorm“ hält Berger für einen Erfolg: „Das war ein tolles Konzert, und das Publikum hat die Band gefeiert“. Allerdings habe das Konzert auch Gäste angezogen, die nur dafür anreisten und danach wieder abgefahren sind, was Berger schade findet. Wichtig ist es ihm außerdem, zu betonen, dass das Bandlift kein Metal-Festival ist und auch keines werden wird.

Nicht nur Berger selbst ist zufrieden, das Feedback der beteiligten Bands sei ebenfalls wieder sehr gut gewesen: „Auch Bands, die normalerweise auf größeren Festivals spielen, haben sich bei uns bedankt.“ Grund dafür ist laut Berger die Herzlichkeit, die beim Bandlift zu spüren sei und die bei größeren Festivals manchmal auf der Strecke bleibe.
Da nach dem Festival bekanntlich vor dem Festival ist, wagt Berger auf Nachfrage schon einmal einen kleinen Blick in die Zukunft: „Die Form hat sich bewährt, an der Aufstellung werden wir also nichts Grundsätzliches ändern“. Das verbesserte Angebot auf dem Campingplatz, mit Warmwasser-Duschen und einem reichhaltigen, im Preis inkludierten Frühstück, wurde laut Berger gut angenommen und wird wohl beibehalten. Ändern möchte er beim nächsten Mal den Standort der Camping-Stage: Jene sei in diesem Jahr zu nah an der Hauptbühne gewesen, sodass die Musik von dort bis zur kleineren Campingbühne vordrang.
Sofern es bei kleinen Justierungen am erfolgreichen Konzept bleibt, ist davon auszugehen, dass das Bandlift auch bei seiner nächsten Austragung, die auf den 16. bis 19. Juli 2026 terminiert ist, wieder abheben wird.