Gasthaus wieder geöffnet

Vielversprechender Start für die neue Gastronomie im Gerstetter Bahnhotel

Seit Karsamstag herrscht wieder Betrieb im Bahnhotel, dem traditionsreichen Gerstetter Gastronomie-Gebäude. Die neu gegründete Genossenschaft hofft unterdessen auf weitere Mitglieder.

Vielversprechend ist das Gerstetter Modell mit einer genossenschaftlich geführten Gastronomie im traditionsreichen Bahnhotel angelaufen. Seit Karsamstag ist das Gasthaus, dessen Wurzeln ins Jahr 1906 zurückreichen, nach dreieinhalbjährigem Dornröschenschlaf wieder geöffnet. Möglich gemacht wurde dies durch ehrenamtliches bürgerschaftliches Engagement, das nach zweijähriger Planungsphase in die Gründung einer Genossenschaft mündete.

Schon die ersten Tage seit Wiedereröffnung hätten gezeigt, dass die Idee auch in der Bevölkerung gut angekommen sei, berichten der Genossenschafts-Vorsitzende Dr. Heinz-Jörg Hüper und Aufsichtsrats-Vorsitzender Franz Nerad. Mit dem aus Baiersbronn stammenden Koch Max Berger, der zuletzt in einem Hotel in Singapur arbeitete, und dem aus Gerstetten stammenden Serviceleiter Florin Jooss wurde entsprechendes Fachpersonal engagiert.

Insgesamt sechs hauptberuflich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen in Küche und Service für einen reibungslosen Betrieb sorgen. Hinzukommen kommen am Ende noch fünf Teilzeitkräfte, die vor allem in Spitzenzeiten tatkräftig mitanpacken müssen.

Sehr zufrieden mit dem Start

„Wir sind superzufrieden, wie es angelaufen ist“, zieht Florin Jooss eine positive erste Zwischenbilanz. Es sei gelungen, „ein richtig tolles Team“ zusammenzustellen, in dem es Spaß mache mitzuarbeiten. Der 26-jährige Serviceleiter hat sich vor allem aus zwei Gründen gerne für das Gerstetter Projekt beworben. Zum einen sei er hier familiär verwurzelt, zum anderen habe ihn die Idee einer genossenschaftlich geführten Gastronomie stark angesprochen. Jooss arbeitete zuletzt für die System-Gastronomie „Bob´s Rock & Bowl“, die ihren Sitz in Augsburg hat und unter anderem auch in Herbrechtingen (Autobahnausfahrt A7) ansässig ist.

Bei der Suche nach Fachpersonal müsse man sich in dieser Branche meist auf einen längeren Prozess einlassen. „Uns ist es gelungen, nach vier Monaten einen renommierten Koch zu finden“, freut sich Franz Nerad. In Nehren bei Tübingen, das als Modell für Gerstetten diente, habe diese Suche beispielsweise ein ganzes Jahr beansprucht.

Viele Hürden und eine große Verantwortung

Vor allem Nerads Initiative und dessen außergewöhnlichem ehrenamtlichen Engagement ist es zu verdanken, dass Gerstettens zuletzt stark rückläufige Gastronomie wieder über ein solches Angebot verfügt. Der Weg dorthin war allerdings nicht einfach. Viele bürokratische Hürden mussten überwunden werden und letztlich sei es auch ein Risiko und eine große Verantwortung, die man übernehmen musste.

Haben die Verantwortung fürs Bahnhotel: Franz Nerad, Florin Jooss und Dr. Heinz-Jörg Hüper. Rudi Penk

„Wir sind ja keine Profis in dieser Branche und mussten Neuland betreten“, erklären Nerad und Hüper. Wertvolle Unterstützung in Sachen Beratung fand man beim Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Daneben wurde mit Hilfe einer erfahrenen Hotel-Fachfrau ein Businessplan erstellt. Und nicht zuletzt war man dankbar, dass die Gerstetter Gemeindeverwaltung das Vorhaben tatkräftig unterstützte und beispielsweise dazu beitrug, dass die Ausstattung den Ansprüchen genügte. Dies geschah durchaus auch über Synergieeffekte. So tut künftig beispielsweise ein Kombi-Dämpfer aus der Schul-Mensa, der für dortige Verhältnisse zu klein war, Dienst im Bahnhotel.

Wir sind ja keine Profis in dieser Branche und mussten Neuland betreten.

Franz Nerad und Dr. Heinz-Jörg Hüper, Verantwortliche im Bahnhotel

Trotz all dieser Unterstützung hat der zweijährige Vorlauf viel Kraft und Nerven gekostet. „Hätte ich gewusst, was da alles auf uns zukommt, hätte ich es nicht gemacht“, räumt Nerad heute unumwunden ein. Nachdem der Start nun so vielversprechend lief, könne man langsam wieder etwas ruhiger schlafen.

Die Genossenschaft als wirtschaftlicher Träger des Bahnhotels kann gleichwohl noch Mitglieder vertragen. Derzeit seien es knapp 100, die jeweils mit mindestens einem Anteil von 500 Euro beteiligt seien. Bei der Gründung der Genossenschaft galt ein Startkapital von 50.000 Euro als Minimum. Das habe man damals mit Müh und Not erreicht. Es sei also noch Luft nach oben. „Wir würden gerne noch weitere Mitglieder willkommen heißen“, so Nerad.

Der parallel zur Genossenschaft gegründete Verein „Kultur im Bahnhotel“ zählt knapp 200 Mitglieder. Er soll mit Veranstaltungen vor allem im schmucken Stucksaal zusätzlich für Belebung im Gebäude sorgen. Nach Pfingsten wird dann auch der Biergarten eröffnet.

Der wird übrigens nach bayerischem Modell geführt. Jenseits des weißblauen Grenzpfahls sei es in Biergärten erlaubt, Getränke zu konsumieren und dazu mitgebrachtes Essen zu verköstigen, weiß Nerad. Unter diesem sozialen Aspekt wolle man auch in Gerstetten den Biergarten öffnen, wobei es den Gästen auch ermöglicht werden soll, Imbisse auf Selbstbedienungsbasis an der Außentheke zu erwerben.

Das hat das Bahnhotel zu bieten

Neben einem Gastraum mit bis zu 45 Plätzen verfügt das Bahnhotel über einen im Jugendstil renovierten Stucksaal mit 120 Plätzen, der sowohl für kulturelle Veranstaltungen als auch für Familienfeiern gebucht werden kann.  Daneben gibt es einen Gewölbekeller für besondere Veranstaltungen (bis zu 45 Personen) und einen Biergarten (rund 80 Plätze).

Derzeit ist das Bahnhotel von mittwochs bis freitags jeweils ab 17 Uhr und am Wochenende jeweils ab 12 Uhr geöffnet. Das Angebot soll nach und nach erweitert werden. Gedacht ist später auch an Tagesessen zur Mittagszeit. Das Essensangebot wird als gutbürgerlich beschrieben und schließt ein Angebot veganer oder vegetarischer Speisen mit ein.

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