Leserbrief

Fragen zu den Plänen für den Windpark im Teichhau bleiben ungeklärt

Leserbrief zu den Plänen für den Windpark im Teichhau:

mit großem Erstaunen habe ich den Artikel zum geplanten Windpark im Teichhau gelesen. Die unkritische Darstellung zum Denkmal- und Naturschutz wirft für mich Fragen auf. Besonders irritierend ist die Aussage, dass eine Zusammenarbeit von Landesdenkmalamt und dem Freiburger Windparkbetreiber schon vor Beginn des Genehmigungsverfahrens zu dem Ergebnis kommt, Beeinträchtigungen des Welterbes sind zumutbar. Bedeutet das, dass das Weltkulturerbe teilweise beeinträchtigt werden darf? 2017 war gerade der Welterbestatus der Eiszeithöhlen ausschlaggebend für die Ablehnung eines Windparks im Teichhauwald. Grundsätzlich ist zu fragen, ob nicht der Denkmalschutz eine klare rote Linie ziehen sollte, wenn es um den Schutz einer weltweit anerkannten Kulturlandschaft geht. Als Bürgerin sehe ich hier einen Verstoß gegen das Bekenntnis zum Kulturerbe der Landesregierung: Welterbe vernetzen, schützen, erleben und fördern.

Erst 2024 wurde unter Federführung des Landesministeriums für Landesentwicklung und Wohnen die Förderung der UNESCO-Welterbestätten durch den Welterbefonds BW beschlossen. In ihrer Begründung hob CDU-Ministerin Razavi deren herausragende Bedeutung innerhalb der Denkmallandschaft von Baden-Württemberg hervor. Genau dieses Ministerium befürwortet nun als oberste Denkmalschutzbehörde die Beeinträchtigung der Welterbestätte. Es bleibt abzuwarten, ob das Genehmigungsverfahren die Möglichkeit für Bürger bieten wird, das erstellte Gutachten einsehen zu können.

Und wo bleibt die Verhältnismäßigkeit? Eine aus Steuergeldern hochsubventionierte Energiepolitik darf nicht jeden Eingriff legitimieren. Der vermeintliche Nutzen des Windparks muss in einem vernünftigen Verhältnis zu dem stehen, was dafür geopfert wird – Natur, Tierwelt, kulturelles Erbe und das Landschaftsbild von Eselsburger Tal und Lonetal verbunden mit touristischer Attraktivität. Erwähnenswert ist hier unbedingt, dass die Gemeinde Gerstetten wie viele andere ländliche Gemeinden bereits Strom aus regenerativen Energieträgern weit über Bedarf erzeugt. Zahlreiche Bürger haben durch den Einbau von privaten Photovoltaik-Anlagen ihren Beitrag zur Energiewende geleistet. Bestehende Windräder haben ein Repowering erfahren. Auch die versprochenen Einnahmen vom Windparkbetreiber für die Gemeinde bessern die Bilanz nicht auf, denn auch sie sind am Ende größtenteils steuerfinanziert.

Sylvia Fritz, Dettingen

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