Windpark

Bis zu sieben Windräder an der Grenze zu Gerstetten geplant

Der Windpark im Norden von Ulm an der Grenze zur Gemeinde Gerstetten soll ab 2029 Strom erzeugen – sofern alle Genehmigungen erteilt werden. Geplant sind bis zu sieben Windkraftanlagen auf Flächen von ForstBW.

Sechs Prozent seiner Fläche will die Landesforstbehörde ForstBW künftig für Windenergieprojekte bereitstellen. Das sagte Patrick Ecker, Teamleiter des Münchener Unternehmens Qair, bei der Vorstellung des regionalen Qair-Projekts. Präsentiert wurde es für ein rund 593 Hektar großes Gebiet im Norden des Alb-Donau-Kreises, das auch in den Landkreis Heidenheim hineinreicht. Die Flächen liegen auf den Gemarkungen von Amstetten, Altheim/Alb, Gerstetten und Lonsee – konkret in den Bereichen „Rehhalde“ und „Ettlenschieß-Mönchhau“.

Wir versuchen, alle Eingriffe in die Natur so sanft wie möglich zu machen und suchen Alternativen für die Waldflächen.

Patrick Ecker, Teamleiter des Münchener Unternehmens Qair

Der Spezialanbieter Qair hatte die Ausschreibung von ForstBW im Dezember 2024 für sich entschieden. Nach Gesprächen mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden informierte das Unternehmen nun auch den Gemeinderat in Lonsee. Dabei wurde auch Kritik laut: „Da sind dann einige Hektar Wald für immer weg“, hieß es beispielsweise aus dem Gremium. Ein anderer Sprecher monierte, dass beim Termin kein Vertreter von ForstBW anwesend war. Ecker versuchte zu beschwichtigen: „Wir versuchen, alle Eingriffe in die Natur so sanft wie möglich zu machen und suchen Alternativen für die Waldflächen.“

Ob das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, ist noch offen. Vorgesehen sind bis zu sieben Windkraftanlagen – zwei im Süden und fünf im Norden des Plangebiets. Wenn das Genehmigungsverfahren ohne Verzögerungen verläuft, könnte der Bau im Jahr 2027 beginnen. Die Bauzeit wird auf rund 18 Monate geschätzt, sodass eine Inbetriebnahme frühestens Anfang 2029 möglich ist.

Zunächst sollen Kartierer ein ganzes Jahr lang im Gebiet unterwegs sein. Dabei werden Bäume katalogisiert und diejenigen gekennzeichnet, die beispielsweise für Greifvögel besonders wichtig und damit erhaltenswürdig sind. Auch Windmessungen gehören zu der naturschutzfachlichen Untersuchung.

Für Mitte 2025 ist die zweite öffentliche Anhörung des Regionalverbands Donau-Iller geplant. Der Satzungsbeschluss soll Ende desselben Jahres folgen. Anfang 2026 will Qair dann den offiziellen Genehmigungsantrag einreichen. Die Ausschreibung für die Bauarbeiten ist für 2027 vorgesehen.

Sascha Bahlinger, Sprecher von ForstBW, erklärte auf Anfrage: „Wir bieten zur Sicherstellung einer ganzheitlichen Windparkplanung, wozu auch beispielsweise das Verlegen von Stromleitungen gehört, stets ganze Flurstücke an. Deshalb sind die von ForstBW angebotenen Flächen größer als die vom Regionalverband angedachten Vorranggebiete.“

Lärm, Schatten, Infrastruktur

Die Projektentwickler Alexandra Jung und Thomas Reinhold berichteten, dass es bereits Voruntersuchungen zur Lärmbelastung gab. Genauere Messungen sollen nun folgen – unter Berücksichtigung der bereits bestehenden drei Windräder und zweier weiterer geplanter Anlagen. Die Grenzwerte betragen laut Technischer Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) 60 Dezibel tagsüber und 45 Dezibel nachts. Jung sagte: „Wenn es zu laut wird, muss ein anderes Betriebsprogramm gefahren werden.“ Außerdem soll eine automatische Schattenabschaltung gewährleisten, dass die gesetzlichen Grenzwerte für Schattenwurf eingehalten werden.

Wenn es zu laut wird, muss ein anderes Betriebsprogramm gefahren werden.

Alexandra Jung, Projektentwicklerin

Geplant ist zudem der Bau eines eigenen Umspannwerks auf einer 0,2 Hektar großen Fläche, das direkt an eine 110-Kilovolt-Leitung angeschlossen wird. Auch hier betonte Ecker: „Wir sind offen, da mit anderen gemeinsame Sache zu machen.“

Die Anlieferung der Windkraft-Komponenten könnte sich schwierig gestalten. Sowohl über die Autobahnanschlüsse Niederstotzingen als auch Dornstadt gibt es wegen zu niedriger Brücken mögliche Probleme.

Eine Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Betreibergesellschaft ist über Bürgerenergiegenossenschaften mit bis zu 49 Prozent vorgesehen. Auch die beteiligten Gemeinden können sich über Kommanditanteile einbringen.

Einnahmen für Gemeinden und technische Daten

Laut Erneuerbare-Energien-Gesetze von 2023 erhalten Kommunen 0,2 Cent pro Kilowattstunde über einen Zeitraum von 20 Jahren. Daraus ergeben sich folgende jährliche Einnahmen: Lonsee 39.000 Euro, Amstetten 118.000 Euro, Altheim/Alb 41.000 Euro, Gerstetten 31.000 Euro und Weidenstetten 24.000 Euro. Zusätzlich sind nach einigen Jahren Gewerbesteuereinnahmen zu erwarten.

Je Windkraftanlage rechnet Qair mit einer jährlichen Stromproduktion von 14,3 Millionen Kilowattstunden – genug für rund 4.000 Haushalte. Die Windgeschwindigkeit in 179 Metern Höhe liegt bei etwa 6,1 Metern pro Sekunde. Die Abstände zur Wohnbebauung betragen zwischen 500 und 800 Metern. Einschränkungen ergeben sich durch Erholungswälder der Schutzstufe 1b und dem Waldrefugium.

Qair versteht sich als unabhängiger Erzeuger erneuerbarer Energien. Das Unternehmen betreibt seine Anlagen selbst und verkauft sie nicht weiter. Derzeit hat Qair weltweit 139 Projekte in Bau oder Betrieb.

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