Schauplatz Egauhalle, zweiter Teil: Nach der Infoveranstaltung der Bürgerinitiative gegen den geplanten Rathausneubau in Dischingen am Mittwoch nahm am Donnerstagabend die Gemeindeverwaltung letztmals öffentlich Stellung zu dem im Ort umstrittenen Bauvorhaben. Bevor die Einwohner beim Bürgerentscheid am morgigen Sonntag das Wort haben, erläuterte Bürgermeister Dirk Schabel als Befürworter die für ihn wesentlichen Aspekte des Bauvorhabens. Etwa 140 Zuhörer in der Halle lauschten seinen Ausführungen, für die es am Ende viel Applaus gab.
Ausgesprochen unaufgeregt verlief die Versammlung, die zusammen mit der vorangestellten Einwohnerversammlung rund zweieinhalb Stunden dauerte. Schabel ging in seinem Vortrag auf verschiedene Fragen im Zusammenhang mit dem geplanten und im Dezember vom Gemeinderat mehrheitlich beschlossenen Rathausbau ein.
Fünf Arbeitsplätze als Reserve
Die im Neubau vorgesehenen Büros seien größer dimensioniert als vorgeschrieben, da die Verwaltung auch die notwendige Diskretion gewährleisten wolle, so der Bürgermeister. 30 Arbeitsplätze seien eingeplant, fünf davon als Reserve: „Es war in der Vergangenheit immer so, dass die Aufgaben zu- und nicht abgenommen haben.“ Hier werde berücksichtigt, dass bei der Gemeinde möglicherweise neue Mitarbeiter hinzukommen.
Ortsbaumeister Markus Speier äußerte sich zu einer tags zuvor gefallenen Aussage von erhöhten Reinigungsfolgekosten, da im Neubau die Fenster nicht geöffnet werden könnten. Es sei jedoch möglich, sämtliche Fenster von innen aufzumachen.
Im Hinblick auf die Baukosten sagte der Bürgermeister, dass die erste Berechnung des planenden Architekten 2021 bei 5,5 Millionen Euro gelegen habe. In den folgenden Jahren habe es aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung erhebliche Kostensteigerungen gegeben, so etwa beim Stahl. Heute lägen die berechneten Kosten bei rund 7,5 Millionen Euro, einschließlich Außenanlagen. 536.000 Euro davon seien bereits für die Planung ausgegeben.
Vergleich mit anderen Neubauten
Das Gemeindeoberhaupt stellte zwei andere Rathausbauten als Vergleichsobjekte vor, die über ähnliche Vorgaben verfügen würden wie der Dischinger Bau. Während rein für das Bauwerk mit Ausstattung in Dischingen 5,4 Millionen Euro veranschlagt seien, habe dieser Teil beim 2023 eingeweihten Verwaltungssitz in Unterschneidheim 5,8 Millionen gekostet. Für das im Bau befindliche Rathaus mit Tiefgarage im etwas größeren Waldstetten würden Gesamtkosten von 13,7 Millionen Euro kalkuliert. In einem Kostenvergleich je Einwohner (Dischingen 1708 Euro, Waldstetten 1882 Euro) liege man auf dem Härtsfeld zehn Prozent günstiger. Und auch in diesen beiden Orten seien Reservearbeitsplätze vorgesehen. Schabels Fazit: „Wir befinden uns mit unseren Planungen im Großen und Ganzen im Rahmen.“
Zur Finanzierung sagte der Verwaltungschef, dass rund 4,6 Millionen Euro an Eigenanteil für die Gemeinde anfallen, der Rest seien Fördermittel. Die 845.000 Euro aus dem Ausgleichsstock lägen dabei nahe an der Förderobergrenze von einer Million Euro. Diese Summe würde bei einem Neubeginn erstmal wegfallen. Seitens der Bewilligungsbehörde sei mitgeteilt worden, dass hier bei einem Neustart mit Abstrichen zu rechnen sei. „Fördergelder sind Freiwilligkeitsleistungen und die Gemeinde hat keinen Anspruch darauf.“ In Dischingen seien seit Jahren keine Kredite aufgenommen worden, 2026 bis 2028 werde dies erforderlich, auch für den Rathausneubau. Das Vorhaben stehe aber in der mittelfristigen Finanzplanung, der alle Gemeinderäte zugestimmt hätten, so Schabel.
Problem Barrierefreiheit
Was eine Einbeziehung des Hauses Marktplatz 8 in ein Rathauskonzept zusammen mit dem alten Rathaus angeht, so stelle die unterschiedliche Fußbodenhöhe aufgrund der geforderten Barrierefreiheit ein Problem dar: Eine Rampe müsse hier 4,70 Meter lang sein, hatte Schabel errechnet. Dies führe wiederum zu Raumverlust. Und ein Abbruch? „Ich tue mich schwer mit einem Abbruch“, bekannte er. Beim Mietvertrag mit dem neuen Kebaphaus-Betreiber gebe es eine gewisse Mindestlaufzeit.
Am Altbau stehe das ganze Gebäude unter Denkmalschutz, nicht nur die oberen Stockwerke. Sollte dieses Haus einbezogen werden in ein Rathaus-Konzept, würde eine Generalsanierung nötig. Wenn nur das Archiv hineinkomme, reiche eine begrenzte Sanierung.
Für den Ausgleichsstock könne bei einem Neustart aufgrund der Fristen wohl erst 2026 ein neuer Antrag gestellt werden, führte der Bürgermeister aus. Geringere Förderung, die bereits investierten Planungsausgaben und zu erwartende Preissteigerungen hätten negative finanzielle Folgen von 1,5 bis 1,7 Millionen Euro. Dies müsse mit einem neuen Konzept erst erwirtschaftet werden.
Am Ende eine Fragerunde
An Schabels Ausführungen schloss sich eine kurze Fragerunde für die Einwohner an, die anwesenden Mitglieder der Bürgerinitiative hielten sich hier allerdings zurück. Ein Bürger erkundigte sich beim Verwaltungschef, wie es mit einem Marktplatz aussehen würde bei Realisierung des geplanten Neubaus. Schabel antwortete, dass die Verlagerung des Marktfests zur Egauhalle 2024 kein negatives Echo gebracht habe. Das Maibaumfest sei das einzige auf dem Marktplatz. Ein anderer Zuhörer wollte wissen, ob im hinteren Bereich des Neubauareals ein Marktplatz denkbar wäre. Als „keinesfalls ausgeschlossen“ beurteilte der Bürgermeister diesen Gedanken.
Wie sich die Eigenmittel von 4,6 Millionen zusammensetzen, wurde weiter gefragt. Die 2025 vorgesehene eine Million Euro solle aus der 4,7 Millionen umfassenden Liquidität der Gemeinde entnommen werden, so Schabel. In den anderen Jahren würden Kredite berücksichtigt.
Schließlich meinte noch ein Bürger, der sich als Befürworter des Neubaus bezeichnete, dass er es schade finde, dass es nach dem Gemeinderatsbeschluss für den Bau so weit gekommen sei. Schabel würdigte dann, dass der Gemeinderat in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet habe und fügte abschließend an: „Ich werde der Entscheidung auch bei einem Votum gegen den geplanten Neubau den nötigen Respekt entgegenbringen.“