Bürgerentscheid über Rathausneubau

So emotional ging es beim Infoabend der Bürgerinitiative „Für Dischingen“ zu

Zum Abschluss ihrer Infoabende zum Bürgerentscheid hatte die den geplanten Rathausneubau ablehnende Bürgerinitiative „Für Dischingen“ in die Egauhalle eingeladen. An die Vorstellung ihrer Auffassung und Argumente schloss sich eine Aussprache mit den Zuhörern an, die sich sehr emotional entwickelte.

 „Ich habe eine sachliche Frage.“ Mit dieser Aussage brachte ein Bürger die Situation in der Debatte am Ende des Infoabends in der Dischinger Egauhalle am Mittwoch auf den Punkt. Denn stellenweise ging es in der Fragerunde bei der Veranstaltung der den bisher geplanten und mehrheitlich beschlossenen Rathausneubau ablehnenden Bürgerinitiative „Für Dischingen“ (BI) durchaus heftig und ziemlich emotional zu. Etwa 120 Zuhörer und Zuhörerinnen waren gekommen, um sich vor dem am 18. Mai anstehenden Bürgerentscheid zu dem Bauvorhaben über die Sicht der BI zu informieren.

Und diese Möglichkeit bestand auch in der ersten Stunde der etwas mehr als zweistündigen Veranstaltung. „Wir wollen dieses Rathaus an dieser Stelle nicht“, sagte Vertrauensperson Hans Rau. Es sei zu groß und mit 7,5 Millionen Euro Baukosten zu teuer. Sein Kollege Andreas Mas Casellas erläuterte die Auffassungen der BI, dass das vorgesehene sechseckige Gebäude nicht ins Dorfbild passe und man im Fall der Realisierung auf einen Dorfplatz verzichten müsse. Darüber hinaus bliebe das denkmalgeschützte alte Rathaus ungenützt. Gleichzeitig müssten die Bürger mit höheren Steuern, Bauplatzpreisen und Gebühren „für ein zu groß geplantes Rathaus“ rechnen.

Planungen und Finanzen fürs neue Rathaus

Ausführlich gingen die BI-Mitglieder dann auf einzelne Punkte ein. So berichteten die dem Dischinger Gemeinderat angehörenden Holger Mack (BGD) und Markus Göttle (CDU) über die bisherige Rathausplanung. Es gebe im Entwurf insgesamt ein Einsparpotenzial von 300 bis 400 Quadratmeter unter anderem aufgrund zu groß geplanter Büros und Verkehrswege.

Mit der Finanzierung befassten sich Gemeinderat Silvio Mundinger (ÖDP) und Tanja Wörrle. Die Initiative gehe von einer weiteren Kostensteigerung auf über acht Millionen Euro aus. Es müssten Kredite aufgenommen und Zinsen gezahlt werden. Die kleineren Bauvorschläge der BI würden zu Kostenreduzierungen führen.

Ralf Eberhardt (BGD) und Heiko Röllig (AfD) stellten die baulichen Alternativen vor: Abbruch des Hauses Marktplatz 8 mit Neubau an dieser Stelle und Verbindungsbau zum dann sanierten alten Rathaus oder ein kleinerer Neubau anstelle des Hauses Bairle mit 30 Prozent weniger Fläche sowie Sanierung des Altbaus. In beiden Fällen gebe es Raum für einen Dorfplatz. Und die Einsparungen lägen bei 2,3 bzw. zwei Millionen Euro.

Aus der Fragerunde des Infoabends

Zurück zu der eingangs erwähnten „sachlichen Frage“, die im Rahmen der sich dann anschließenden und bisweilen von Applaus begleiteten Fragerunde gestellt wurde: Ein Bürger wollte wissen, wie hoch der Wertverlust im Fall des Abbruchs des Hauses Marktplatz 8 sei und ob dieser Verlust beim Bauvorschlag der BI einberechnet worden sei. Holger Mack antwortete, dass er öffentlich nicht über Zahlen sprechen dürfe. Der Vorschlag basiere auf „fundierten Zahlen und Fakten“ ergänzte Silvio Mundinger. Man könne „keine Äpfel mit Birnen vergleichen“. Der Fragesteller wiederum betonte, dass der Wertverlust für ihn in die Kalkulation hineingehöre.

Auch Altbürgermeister Alfons Jakl saß im Publikum und merkte an, dass die Gemeinde seit 2018 keine Kredite mehr aufgenommen habe. Dischingen verfüge über um die fünf Millionen Euro, den Rest müsse man finanzieren. Er stellte fest, dass die Gemeinderäte unter den Neubau-Gegnern zwei Wochen nach dem mehrheitlichen Baubeschluss für das Rathaus im Dezember 2024 dem Haushalt 2025 zugestimmt hätten, in dem der Neubau enthalten ist. Es gehe nicht um den Gemeinderat, sondern dass man diesen Rathausneubau nicht wolle, entgegnete Mas Casellas. „Auch die Pro-Kopf-Verschuldung wird durch diesen Neubau steigen.“ Und Ralf Eberhardt sagte, dass eine Ablehnung des Haushalts eine Blockade, auch für andere Vorhaben, bedeutet hätte.

Hitziger entwickelte sich die Debatte, als sich Jakl ein weiteres Mal zu Wort meldete und sagte, dass die Aussage falsch sei, dass der Altbau zuvor nicht in die Planung einbezogen worden sei. Von einem BI-Vertreter unterbrochen meinte Jakl: „Ich sehe schon, dass ihr nicht wollt, dass ich hier spreche.“ Es mache einen Unterschied, ob das Rathaus saniert wird oder das Archiv dort in den Keller kommt.

Was den Zeitplan für den Bau angeht, antwortete Mas Casellas auf eine Frage, dass dies bei der ursprünglichen Planung etwa zwei Jahre dauern werde, die von der BI angestrebte Neuplanung bringe eine Verschiebung um ein bis zwei Jahre mit sich. Eine Bürgerin wollte wissen, was beim Abbruch des Hauses Marktplatz 8 aus dem dortigen Kebaphaus wird. „Wir wollen den Döner im Ort behalten“, sagte Mas Casellas. Mehr könne man noch nicht sagen.

Kritik an der Bürgermeister-Karikatur

Mehrere Besucher kritisierten die von der BI in ihrer Broschüre veröffentlichte Karikatur, die Bürgermeister Dirk Schabel zeigt. Eine Aussage: „Die Karikatur finde ich unter der Gürtellinie.“ Ein bisschen Humor müsse dabei sein, so Eberhardt in seiner Antwort. Ein anderer Besucher befand die Karikatur als „ganz normal“ und „Satire“. Für ihn sei es „unterste Schublade“, wie bei einer anderen der Versammlungen die BI-Aktivitäten mit dem Sturm auf das Kapitol verglichen worden seien. Der im Publikum sitzende Gemeinderat Werner Koths betonte, dass dies kein direkter derartiger Vergleich gewesen sei, sondern vielmehr in Bezug auf das Vorgehen gegen den demokratisch gefassten Baubeschluss.

Die Zukunft ihrer Kinder hänge nicht davon ab, ob das Rathaus sechseckig oder viereckig ist, stellte eine Zuhörerin fest. Und sie habe bisher auch nie jemand auf dem derzeitigen Marktplatz sitzen gesehen. „Es ist wichtig, am Sonntag zu sehen, was die Mehrheit will“, erklärte Mas Casellas.

Ein Besucher erkundigte sich noch, ob es Zusagen vom Landesdenkmalamt gebe, dass bauliche Veränderungen am Rathaus-Altbau möglich sind. Hierzu sagte Eberhardt, dass nach Kenntnis der BI nur die oberen Stockwerke des alten Rathauses unter Denkmalschutz stehen. Im Erdgeschoss könnten Veränderungen ohne Denkmalschutz vorgenommen werden, so Mas Casellas. Ein modernes Rathaus sei schon erwünscht.

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