Die Generalsanierung und Neuaufstellung der Varta AG ist laut Mitteilung des Konzerns mittlerweile abgeschlossen. Ab Juli des vergangenen Jahres befand sich der Batteriehersteller im StaRUG-Sanierungsverfahren, das ein Insolvenzverfahren verhindern soll. Der Standort in Dischingen war davon jedoch nie besonders betroffen. Dort läuft es im Vergleich zur Gesamtlage des Konzerns zwar gut, dennoch gibt es auch in Dischingen offene Baustellen und Sorgen.
Dischingens Anteil im StaRUG-Verfahren
Der Standort Dischingen gehört zur Tochtergesellschaft „Varta Consumer Batteries“. Diese sei laut Oliver Milbich, Betriebsratsvorsitzender des Werks in Dischingen und der Varta-Consumer-Gesellschaft, nicht vom StaRUG-Verfahren betroffen, das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz. Es kann von Unternehmen angewendet werden, um durch interne Restrukturierungsmaßnahmen unter anderem im Personalbereich ein direktes Insolvenzverfahren zu vermeiden und einen finanziellen Neustart zu erwirken. „Wir haben nie ein Absatzproblem gehabt“, erklärt Milbich und fügt hinzu, dass die wirtschaftliche Lage in Dischingen stets stabil gewesen sei. Das StaRUG-Verfahren habe sich ausschließlich auf den Mutterkonzern, die Varta AG, und andere Tochtergesellschaften bezogen.
Wir haben nie ein Absatzproblem gehabt.
Oliver Milbich, Betriebsratsvorsitzender
Laut Milbich seien die personellen Restrukturierungsmaßnahmen an anderen Standorten „aufgeschlagen“, in Dischingen hingegen seien diese ausgeblieben. Das bestätigt auch Katja Kalkreuter, Gewerkschaftssekretärin bei der IG Metall Heidenheim: Das Verfahren sei zwar abgeschlossen, jedoch befinde sich das Unternehmen weiterhin in einem umfassenden Restrukturierungsprozess. Der Standort Dischingen sei davon allerdings weniger stark betroffen als andere Niederlassungen.
Die Probleme des Standortes
Ein wesentliches Problem im Dischinger Werk ist jedoch die hohe Fluktuation im Betrieb. Ein Grund dafür sei laut Kalkreuter die überdurchschnittlich hohe Altersstruktur. Der Batteriehersteller sei daher aktiv auf der Suche nach neuem Personal. Laut Milbich gestalte sich das jedoch aktuell schwierig: „Wir wollen diese Stellen nachbesetzen, aber das schafft man im Moment nicht – auch wegen der negativen Schlagzeilen über den Konzern in den vergangenen Monaten.“

Davon betroffen seien nicht nur die Produktionsmitarbeitenden, sondern auch der Bereich der Ausbildung. „Es gibt aktuell noch freie Ausbildungsplätze für Industriemechaniker“, so Kalkreuter. Doch auch diese Stellen ließen sich derzeit nur schwer besetzen. Dass dennoch aktiv nach neuem Personal gesucht wird, sei laut Gewerkschaft ein Zeichen dafür, dass weiterhin an die Zukunft des Standorts geglaubt werde und Varta wieder wachsen wolle.
Ein Platz im Aufsichtsrat
Seit September des vergangenen Jahres verfügt Varta über einen mitbestimmten Aufsichtsrat, in dem auch die IG Metall Heidenheim einen Sitz innehat. „Das stärkt die Stimme der Mitarbeitenden und zeigt, dass wir die Zukunft gemeinsam gestalten wollen“, betont Kalkreuter. Oliver Milbich ist dort stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und bestätigt, dass die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Geschäftsführung offen und konstruktiv sei. Auch die Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung laufe sehr gut. Gerade im StaRUG-Verfahren habe es einen ständigen Austausch gegeben.
Für Kalkreuter fällt das Fazit für die kommende Zeit am Standort Dischingen äußerst positiv aus. Für die Region sei Varta Dischingen ein verlässlicher Arbeitgeber mit Perspektive – insbesondere im Bereich der Batterieproduktion, der weiterhin als zukunftsträchtig gilt.
Die Zahlen der Varta AG
Varta hat auch im Jahr 2024 Verluste verzeichnet. Diese fielen mit einem Minus von 64,5 Millionen Euro jedoch deutlich geringer aus als im Vorjahr. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor. 2023 hatte das Konzernergebnis aufgrund außerplanmäßiger Abschreibungen noch bei minus 414,3 Millionen Euro gelegen. Der Umsatz ging 2024 leicht zurück – von zuvor 820,3 Millionen Euro auf 793,2 Millionen Euro.